Der Zirkel Des Daemons
ins
Haus hinein. Das Amulett war unbedeutend, nur dazu da, um niedere Magie zu neutralisieren, etwa ein Alarmsystem, das die Magier vor Eindringlingen warnen sollte.
Nachdem die Tür zum Nest der Magier weit offen stand und etwaige Warnsysteme ausgeschaltet waren, drehten sie sich um und gingen um das Haus herum. Nick drückte mit seiner Schulter gegen die Gartenpforte und stemmte sie mühelos auf.
Dahinter befand sich ein ungepflegter Garten. Hier gab es keine Trauerweide, nur hohes Gras und die trockenen, ineinander verschlungenen Zweige von toten Rosenbüschen.
»Typisch Magier«, sagte Jamie mit leicht zitternder Stimme. »Alle sind so damit beschäftigt, Dämonen zu beschwören, dass niemand Zeit hat, den Rasen zu mähen.«
Umständlich kniete sich Alan in das hohe Gras und kramte in seiner Tasche herum. Er zog ein Seil mit einem Wurfanker an seinem Ende hervor. Es hatte Daniel Ryves gehört.
Schweigend reichte er es Nick; der ließ es über seinem Kopf kreisen und warf es dann kraftvoll in die Höhe. Er traf die eiserne Regenrinne des Hauses gleich beim ersten Versuch. Er zog ein paarmal an dem Seil, um die Stabilität der Regenrinne zu überprüfen, und nickte dann zufrieden.
Er selbst hätte zum Klettern kein Seil gebraucht, die anderen aber schon.
Nachdem das Seil gesichert war, warteten sie. Mae und
Alan hatten folgenden Plan ausgeheckt: Sie mussten den Magiern genug Zeit geben, um zu bemerken, dass die Tür offen stand und ihr Alarm ausgeschaltet war. Wenn der Alarm wieder aktiviert wäre, würden die Magier das Haus gründlich durchsuchen, angefangen mit dem Keller. Das wäre der perfekte Zeitpunkt, um über das Dach einzusteigen.
Es war wahrscheinlich, dass in den oberen Stockwerken einzelne Magier in ihren Kammern saßen und studierten oder Dämonen beschworen. Mit etwas Glück würde es ihnen gelingen, sich zwei davon zu greifen.
Genauer gesagt: mit viel Glück. Und zunächst mussten sie erst mal nach oben kommen.
Nick packte das Seil und kletterte als Erster hoch. Es war genauso leicht, wie er gedacht hatte, und nachdem er auf dem Dach angekommen war, klinkte am anderen Ende Alan den Karabinerhaken seines Gurtes ein, und Nick zog das Seil nach oben. Er schlang es sich um die Fäuste und hievte Alan aufs Dach. Auch das war leicht. Alan war im letzten Monat immer dünner geworden und deshalb hatte Nick mit seinem Gewicht keine große Mühe.
Er zog auch Jamie hoch, aber Mae weigerte sich, den Klettergurt einzuhaken. Sie warf Nick einen Blick zu, der ihm sagte, dass sie immer noch wütend wegen letzter Nacht war. Dann fing sie an, aus eigener Kraft am Seil emporzuklettern. Nick schaute ihr mit Absicht nicht dabei zu, sondern ließ seinen Blick über die spitzen, schiefergrauen Dächer schweifen.
So sah er nicht, wie sie den Halt verlor und fiel. Er hörte Alans Aufschrei, wirbelte herum und sah sie auf halber Höhe in der Luft hängen. Ihre Augen waren verwirrt und entsetzt. Er sah Jamie, der am Rand des Daches stand und ebenfalls entsetzt dreinschaute.
Plötzlich machte Jamie Bewegungen, als ob er ein unsichtbares Seil in den Händen hätte und es nach oben ziehen würde. Und das Verblüffende war: Mae wurde nach oben gezogen, Zentimeter für Zentimeter, bis sie das Dach erreicht hatte. Sie packte den Rand der Regenrinne und kletterte auf die Schindeln. Jamie stieß den angehaltenen Atem aus und entspannte die Schultern.
Dann warf er einen sorgenvollen Blick in die Runde.
»So, so«, sagte Nick. »Du hast ja ganz unerwartete Fähigkeiten …«
Er dachte an das, was Mae ihnen bei ihrer ersten Begegnung erzählt hatte, über die komischen Dinge, die ihr passiert waren, als sie kleiner gewesen war, und die Behauptung, sie selbst hätte übersinnliche Fähigkeiten. Er dachte daran, wie fraglos Jamie alles, was sie ihm erzählt hatten, geglaubt hatte, und dass Jamies Teller der einzige war, der zu Bruch ging, als die Gläser zerbrochen waren. Er erinnerte sich an Gerald, der Jamie in der Kneipe in Salisbury mit dem magischen Sand nicht hatte blenden können, und er überdachte die scheue Haltung, die Jamie immer annahm, wie er sich bewusst immer im Hintergrund hielt und sich absichtlich unauffällig machte.
Er hörte sich selbst bei seiner ersten Begegnung mit Mae und Jamie in Exeter sagen: Ein paar Leute in dieser
Welt sind mit einer bestimmten magischen Macht geboren, aber da »wächst man nicht raus«. Man lernt entweder, diese Macht zu kontrollieren, und hält sie auf Lebenszeit geheim,
Weitere Kostenlose Bücher