Der Zirkel Des Daemons
oder man versucht, etwas mit der Magie anzufangen.
Er verfluchte sich, weil er so blind gewesen war.
»Du«, sagte Mae mit bebender Stimme. »Du bist es gewesen. Das war gar nicht ich. Niemals. Warum hast du mir nichts gesagt?«
»Ich …«, sagte Jamie und verstummte. Dann sprach er weiter. »Ich wollte nicht, dass du es weißt«, sagte er leise. »Ich wollte nicht, dass … dass sich deine Gefühle für mich ändern. Ich wollte es nicht wahrhaben.«
»Es tut mir leid«, sagte Alan mit ruhiger Stimme, »aber dafür haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen handeln.«
Mae sah aus, als wollte sie Alan eine scharfe Antwort geben, aber sie beherrschte sich mit sichtbarer Mühe. Sie erhob sich auf ihre zitternden Beine und ging zu Jamie, schob ihm das Haar aus der Stirn, wie sie es jeden Morgen beim Frühstück tat.
»Also gut. Wir reden später darüber. Aber … es ist okay.«
»Lasst uns gehen«, sagte Nick und vorsichtig ließen sie sich einer nach dem anderen durch das Dachfenster ins Innere des Hauses hinab.
Der Dachboden war prächtig ausgestattet. Auf dem Boden lag ein kostbar aussehender Teppich, tiefblau und sonnengelb, und die Zimmerdecke war reich verziert und warf fantastische Schatten. Sie standen da und schauten
einander an, keuchten in der Stille, unsicher, wie ihr Plan von hier aus in die Tat umzusetzen war.
Mae packte Jamie und umschloss ihn mit den Armen.
»Hab keine Angst«, sagte sie und hielt seine schmalen Schultern fest umklammert. »Ich habe auch keine Angst. Alles wird gut.«
Jamie tätschelte ihren Rücken. Er sah völlig fertig aus, aber auch ungeheuer erleichtert. »Okay«, sagte er.
»Dieses ganze Gequassel rührt mich zu Tränen«, sagte Nick. »Können wir jetzt endlich weitermachen?«
Er drehte Alan wortlos den Rücken zu. Wenn Nick ihn das nächste Mal sah, würde Alan frei sein. Das Dämonenmal würde verschwunden sein, und er könnte in die Welt zurückkehren, in die er hineingeboren worden war. Nick hatte nicht vor, ihn noch einmal zu belästigen.
Hinter sich hörte er Alans Stimme. »Nick. Du … Wenn du Black Arthur siehst … rede nicht mit ihm. Glaub ihm kein Wort.«
»Warum nicht?«, fragte Nick. »Glaubst du, er könnte mich anlügen? Du meine Güte, was für eine entsetzliche Vorstellung!«
Die Daumenschrauben zeigten Wirkung. Es dauerte eine Weile, ehe Alan wieder etwas sagte: »Es tut mir leid.«
»Welche deiner Lügen meinst du damit?«
Alan schwieg einen Moment, schaute ihn an und sagte dann: »Das wirst du bald erfahren.«
Nick stieß ein angewidertes Geräusch aus und bedeutete Jamie mit einer ruckartigen Kopfbewegung, ihm zu
folgen. Jamie schluckte und ging dann hinter Nick die Treppe hinunter.
Er hatte sich zurückgehalten, während die anderen ihren Plan geschmiedet hatten, aber er hatte darauf bestanden, das oberste Geschoss und den Dachboden Alan und Mae zu überlassen. Das würde den beiden die beste Möglichkeit zur Flucht geben, falls etwas schiefgehen sollte.
Das Haus befand sich offenbar schon lange im Besitz des Zirkels. Nirgends waren Zeichen für einen überstürzten oder erst kürzlich erfolgten Einzug zu sehen, und der Einrichtung war deutlich anzumerken, dass es sich um ein Haus der Magier handelte. Überall sah man Amulette, die auf dem Jahrmarkt der Kobolde Höchstpreise erzielt hätten. In einige Fensterscheiben hatte man Schutzsymbole eingraviert. Von der Decke hing ein Kronleuchter in Form eines Traumfängers herab. Die Federn und das Webnetz waren aus Kristall geschnitten, das im bleichen Nachmittagslicht funkelte. Nick ging darunter hinweg und die Korridore entlang, so leichtfüßig wie eine Katze. Gelegentlich warf er einen Blick zurück, um nachzusehen, ob Jamie sich in seiner Nähe hielt und nicht irgendwelchen Unfug anstellte.
Einmal als er sich umdrehte, war Jamie nicht mehr direkt hinter ihm, sondern ein paar Schritte zurückgefallen. Er betrachtete etwas auf einem kleinen Tisch.
»Was machst du da?«, zischte er ihn an.
»Was ist das?«, flüsterte Jamie zurück.
Er hob das kleine Glasgebilde hoch, drehte es um, und das Glas, das vorher einen Wirbel aus goldenen Herbstblättern gezeigt hatte, erstrahlte plötzlich in frischem Grün und hellem Sonnenlicht.
»Das ist ein Jahreszeiten-Tetraeder«, sagte Nick. »So ähnlich wie eine Schneekugel, aber je nachdem, welche Seite man betrachtet, zeigt es unterschiedliche Jahreszeiten.«
»Es ist wunderschön«, murmelte Jamie. Wieder drehte er das Jahreszeiten-Tetraeder
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