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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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gut leiden können.
    Das war Nicks erster Gedanke. Sein zweiter galt Alan, der Jamie mochte. Dann dachte er daran, dass Jamie ihn zum Lachen gebracht hatte, dass Alan in seinem Versuch, Jamie zu beschützen, energischer gewesen war als in seinem Bestreben, Mae für sich zu gewinnen. Der blonde, fröhliche Jamie war vermutlich Alans Vorstellung eines richtigen Bruders, eines echten, wahrhaftigen Bruders, eines Bruders, den er hätte haben können, wenn seine Mutter nicht gestorben wäre. Alan würde Jamies Leben retten wollen.
    Außerdem war Jamie Maes Bruder. Nick merkte, dass er nicht darüber nachdenken wollte, wie Mae ihn ansehen würde, wenn er ihr erzählen musste, dass er ihren kleinen Bruder hatte sterben lassen.
    Nick hätte es vorgezogen, Jamie nicht sterben zu sehen, wenn er die Wahl hätte, aber man hatte ihm keine Wahl gelassen. Es war ja nicht so, dass die Magier Jamie freilassen würden, wenn Nick seine Waffen niederlegte. Sie würden lediglich auch noch Nick umbringen und dann hätte er einen sehr edlen und gänzlich unnötigen Selbstmord begangen.
    »Wir werden dir nichts tun«, versprach Gerald. »Ach ja? Habe ich dein Wort als mörderischer Magier?«
    Laura stieß einen unterdrückten Laut aus, ob aus Überraschung oder Empörung, war für Nick nicht erkennbar. Gerald aber hielt die Augen fest auf Nick geheftet.
    »Black Arthur will nicht, dass dir etwas geschieht. Tu,
was man dir sagt, und weder dir noch dem Jungen wird etwas geschehen.«
    »Gerald, das ist lächerlich!«, sagte Laura scharf.
    Möglicherweise sagte Gerald die Wahrheit, dachte Nick. Selbst wenn Arthur die ganze Zeit hinter dem Amulett seiner Mutter her gewesen war, legte er es vielleicht nicht darauf an, Nick zu töten. Er war Arthurs Sohn.
    Das konnte sich als nützlich erweisen.
    Aber es war auch ein Risiko. Die Magier wollten unter Umständen auch nur zwei intakte Körper, mit denen sie Dämonen anlocken konnten. Nick schaute auf den beruhigenden Glanz der Messerschneide in seiner Hand und dann auf Jamie.
    Die Magierin Laura hatte Jamie fest im Griff. Mit einer Hand hatte sie seine Haare gepackt und zog ihm den Kopf zurück, um die Kehle bloßzulegen. Die Klinge des Messers lag so dicht auf seiner Haut, dass er nicht einmal zu zittern wagte, aus Angst, sich damit selbst zu verletzen. Jamie stand stocksteif. Sein Rücken war nach hinten gedehnt wie ein gespannter Bogen und seine Augen waren weit aufgerissen, verängstigt und hoffnungslos.
    »In Ordnung«, sagte Nick. »Ich werde die Waffen ablegen.«
    Er kniete sich hin und legte das Messer weg, zog das Schwert aus der Schneide und legte es ebenfalls auf den Boden. Wachsam schaute er zu Gerald hoch, bereit, das Schwert sofort wieder zu packen, sollte der andere eine unbedachte Bewegung machen. Gerald lächelte ihn nur
wie ein gnädiger König an, dem endlich der fällige Tribut zu Füßen gelegt worden war.
    Nick erhob sich langsam, und Gerald murmelte: »Alle Waffen, Nick.«
    Nick zerrte ein Messer aus der Scheide an seinem Handgelenk und ließ es fallen. Dann griff er in seine Tasche und holte das Klappmesser hervor. Geralds Blick hielt ihn fest, beobachtete jede Bewegung, und Nick bereute schon, sich gänzlich in seine Hand begeben zu haben. Alles war besser als dieser langsame, demütigende Verlust seiner Verteidigungsmöglichkeiten vor den Augen seines Feindes.
    Er ließ das Klappmesser aus der offenen Hand gleiten. Aber er achtete darauf, dass alle Waffen immer noch in seiner Reichweite lagen.
    Das Messer in seinem Stiefelschaft behielt er verborgen, genauso wie das in seiner Jeans, in einem Fach an seiner Hüfte. Was Gerald nicht wusste, konnte ihm - Nick - nur nützen. Wenn er Glück hatte.
    »Jetzt geh drei Schritte zurück«, sagte Gerald ruhig.
    Dazu musste Nick über die Schwelle in den Raum treten, wo Anzu wartete, und er würde dann nicht mehr an seine Waffen gelangen können, die auf dem Boden lagen. Nick warf einen Blick über die Schulter und erkannte, dass ihn die drei Schritte keinesfalls in die Nähe von Anzu bringen würden, der in den leuchtenden Flammen saß und wartete.
    Er schaute wieder zu Gerald und nickte. Dann machte er drei langsame Schritte rückwärts.

    Sofort spürte er den Unterschied, ein plötzliches Aufzucken, als ob er mit einem Mal von allen Seiten von Wänden eingeschlossen wäre. Die Kehle wurde ihm eng, und er empfand einen Druck auf der Brust, der ihm die Lungen zu zerquetschen schien, sodass er nur noch kurze, abgehackte Atemzüge tun

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