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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Die Spitzen berührten fast die Schultern, was dem Haupt etwas Löwenähnliches verlieh.
    Nick erkannte in Black Arthurs Gesicht seine eigenen breiten, flachen Wangenknochen und den brutalen, volllippigen Mund, aber das eine, das Nick geradezu vorausgesetzt hatte, erkannte er nicht. Seine Augen.
    Black Arthurs Augen waren sogar noch heller als die Augen von Nicks Mutter. Sie waren so bleich, dass sie Nick an die Augen des sterbenden Wolfs erinnerten, so bleich, dass das Blau in ihnen wie eine optische Täuschung wirkte, wie ein Lichtreflex auf einer Eisfläche.
    Und als er sprach, sprach er nicht mit Nicks Stimme.
Seine Stimme war warm und beiläufig, die Stimme eines Anführers, jemand, der gut mit Worten umgehen konnte und Menschen damit manipulierte.
    »Gut gemacht, Gerald!«, sagte er und nickte anerkennend in Richtung seines Gefolgsmannes, ohne ihn dabei anzublicken.
    Er hatte den Kopf mit der schwarzen Löwenmähne in den Nacken gelegt und betrachtete Nick mit seinen Winterwolfaugen. Sie glänzten vor Besitzerstolz.
    Nick verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Black Arthur an, der jetzt langsam um den Kreis der Gefangenschaft herumging und dabei Nick von oben bis unten begutachtete, als ob er ein Kunsthändler wäre, der eine kostbare Statue abschätzte.
    »Sag etwas«, befahl Black Arthur schließlich. »Irgendetwas.«
    »Lass mich und meinen Bruder frei«, sagte Nick. »Oder ich werde dir das Herz aus dem Leib schneiden.«
    Er hatte keine Ahnung, wie Black Arthur reagieren würde, ob er wütend werden oder ob er über die leere Drohung lachen würde, aber was er nicht erwartet hatte, war der Ausdruck puren Entzückens auf Black Arthurs Gesicht. Er benahm sich so wie ein Mann, dessen Hund gerade einen ganz erstaunlichen Trick vorgeführt hatte.
    Arthur öffnete den Mund, aber Nick erfuhr nie, was er sagen wollte, weil es in diesem Moment an die Tür klopfte.
    »Herein«, rief Arthur gereizt.

    »Sir, ich weiß nicht …«, sagte eine Stimme hinter der Tür, aber mitten im Satz schwang die Tür auf.
    Im Türrahmen stand Nicks Mutter.
     
    Ihr folgte ein Magier dichtauf, aber Nicks Mutter zog alle Aufmerksamkeit auf sich. Sie hatte die Augen auf Black Arthur gerichtet, und ihr Gesicht war weiß, so weiß wie das Innere einer Flamme, die mit der Hitze eines Sterns brennt.
    Nick fluchte leise. Alans Augen waren wild vor Panik.
    Arthur sagte: »Livia!«, und streckte die Arme aus. Ohne einen Augenblick zu zögern, ging Nicks Mutter auf ihn zu und nahm seine Hände.
    Er neigte den Kopf zu ihr und ihrer beider schwarzen Haare vermischten sich. Sie sahen aus wie Bruder und Schwester, wie sie sich so umarmt hielten, wie Zwillinge. Nick sah sie einen Moment lang so, wie sie früher gewesen sein mussten, bevor er geboren worden war: zwei Magier, die sich um nichts kümmerten außer um sich selbst und umeinander, schön und klug und grausam. Das Gesicht seiner Mutter wirkte jetzt älter als das von Arthur, durchzogen von tiefen Furchen aus Sorge und Schmerz, aber nichts in ihrer Miene wies darauf hin, dass sie Angst hatte.
    »Arthur«, sagte sie und fuhr mit ihren Fingern durch sein Haar. Nick hatte noch nie erlebt, dass seine Mutter mit jemandem so zärtlich umgegangen wäre.
    Arthur lächelte ihr zu. »Ich wusste, dass du eines Tages zu mir zurückkommen würdest«, sagte er. »Ich wusste
es.« Er schwieg, aber als er merkte, dass auch Nicks Mutter nichts sagen wollte, fuhr er fort: »Du bist doch zu mir zurückgekommen, Livia, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Nicks Mutter langsam. »Ja, das bin ich.«
    »Du hast mir vergeben«, half Arthur ihr weiter, wie ein Regisseur einer Schauspielerin weiterhalf, die ihren Text vergessen hatte.
    Nicks Mutter betrachtete ihn lange. »Nein«, sagte sie dann. »Nein, ich habe dir nicht vergeben.«
    Arthur nahm wieder ihre Hände und drückte sie, als ob sie kalt wären. »Aber das wirst du«, sagte er voller Gewissheit. »Alles wird gut werden. Alles ist genau so eingetroffen, wie ich es vorausgesagt habe. Du hättest nicht weglaufen dürfen, Livia. Du hättest wissen müssen, dass du damit nichts ändern konntest.«
    »Ich wusste es«, sagte Nicks Mutter. »Ich habe in Hunderten von Zimmern gehockt und darüber nachgedacht, wie es wohl sein würde, dir wieder in die Augen zu schauen. Und dann hörte ich, wie die Kinder darüber sprachen, die Magier ausfindig zu machen. Da wusste ich, dass der Tag gekommen war.«
    Arthur lachte. »Du hast ihn nicht geliebt?«
    »Wen?«, fragte

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