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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Hin und Her durch die Straßen und das abendliche Sonnenlicht überzog die Spitzen der höchsten Gebäude mit einer goldenen Kruste. Der Rest der Stadt lag im Schatten, eine Weite aus eintönigem Grau, die sich bis zum Horizont ausdehnte und hier und da vom Glitzern des Flusses durchbrochen wurde.
    Es hätte genauso gut eine andere Welt sein können. Hier in diesem Raum war es völlig still, bis auf das Zischen des Feuers in dem Dämonenkreis und Geralds leise, angenehme Stimme.
    Mittlerweile hatten sich auch die anderen Magier des Zirkels zu ihnen gesellt. Es waren zehn - eindeutig zu viele, um sie überwältigen zu können. Alan, Jamie und Mae standen nah beisammen, bewacht von Laura und dem Magier, der Mae mit dem Messer bedroht hatte. Alan hatte sich unauffällig zwischen die beiden anderen
und die Magier mit den Messern gestellt, und er schob sich immer weiter nach vorn, in dem Bestreben, mehr von Anzu und dem Raum sehen zu können. Die Magier ließen ihn gewähren, was bedeutete, dass sie ihn noch nicht töten wollten.
    Nick konnte nicht aus dem Kreis der Gefangenschaft ausbrechen, aber er nahm alles in sich auf, was er sah und hörte. Der Raum war dämmrig und die Wände waren mit Holzpaneelen getäfelt. Alles Licht kam von Anzus Feuer und von ein paar Glühbirnen an den Wänden, die in wie Kerzenleuchter geformten Lampenfassungen steckten. Der Raum war riesig und wirkte durch die Kreise, die Pentagramme und die Amulette, die ein verwirrend kompliziertes Muster bildeten, noch größer. Die Kreidelinien und die Schatten schienen Nicks Sichtfeld so weit auszudehnen, dass ihm war, als ob sich der Boden in eine andere Dimension erstrecken würde.
    Es gab nirgends eine Möglichkeit, sich zu verstecken. Selbst wenn Nick es schaffen sollte, sich aus dem Kreis zu befreien, würde man ihn sofort wieder überwältigen. Sie mussten warten und hoffen, dass sich später einige der Magier zurückziehen würden, obwohl dies wohl eher Wunschdenken war. Im Augenblick machten sie jedenfalls keine Anstalten dazu. Sie hatten sich hier versammelt, um ihrem Anführer zu huldigen. Black Arthur.
    Das waren natürlich keine rosigen Aussichten, aber Nick konnte immer noch das Summen und Zerren in seinem Blut spüren. Sein Herz schlug im Takt zu Black
Arthurs herannahenden Schritten, und - ob im Guten oder Bösen, ob Magier oder nicht - er konnte nicht anders: Er wollte seinen Vater sehen.
    Dann fiel sein Blick auf Alan, der sein Blut geschmeckt hatte und jetzt das Gleiche fühlte wie Nick. Als die Tür sich knarrend öffnete, sah Nick, wie Alan bleich wurde vor Angst.
    Da wünschte er seinen Vater meilenweit weg. Aber es half nichts. Black Arthur trat ein.
    Die Magie der Blutbeschwörung sang in Nicks Adern, als ob er in sich ein Feuer brennen hätte, das sein Blut zum Kochen brachte. Einen Augenblick lang konnte er nichts weiter hören als diesen triumphierenden Gesang, und alles, was er fühlte, war die Verbindung zwischen sich und diesem Mann, das Band des Blutes.
    Nachdem die Aufgabe erfüllt war, schwand die Magie der Blutbeschwörung. Die Verbindung wurde gekappt.
    In der plötzlichen Stille, die in seinem Inneren einkehrte, blickte Nick seinen Vater an. Er fühlte genau dasselbe, was er schon die ganze Zeit gefühlt hatte, seit er die Wahrheit herausgefunden hatte. Er fühlte nichts.
    Es sollte doch zumindest so etwas wie ein Gefühl der Zusammengehörigkeit geben, dachte Nick, aber stattdessen starrte er seinen Vater an, wie er auch die Seite in einem Buch angestarrt hätte, in dem Versuch, sie zu entziffern.
    Black Arthur sah Nick weniger ähnlich, als Nick geglaubt hatte.

    Er ähnelte Nicks Mutter, als ob die beiden einander erwählt hätten, weil sie sich selbst im Gesicht des anderen wiedererkennen wollten, nicht nur im Spiegel der Augen. Aber die Ähnlichkeit zwischen Nick und seinem Vater war dennoch unverkennbar, und Nick sah in dem Gesicht seines Gegenübers jene Anzeichen für eine Verwandtschaft, die er bei Alan immer vergeblich gesucht hatte. Klar und deutlich waren sie in den Zügen dieses Fremden eingemeißelt.
    Arthur war hochgewachsen und bleich und seine Haare waren schwarz. Genau wie Nick hatte er breite Schultern und starke Hände, aber die Wölbungen seiner Muskeln wirkten zu gestreckt, zu künstlich, als hätte er sie nicht durch ehrliche Kämpfe erworben, sondern sie sich lediglich antrainiert, um damit Eindruck zu schinden. Das schwarze Haar war länger als Nicks, und anders als bei Nick war es lockig.

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