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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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damit auf seinen Bruder ein.
    »Ich kann nicht fassen, dass du so dumm warst. Nicht schon wieder!«

3
    Das verborgene Mädchen
    N ICK DACHTE DARAN, wie die Magier sie zum ersten Mal aufgespürt hatten.
    Er war sich immer ihrer Gegenwart bewusst gewesen, einer deutlichen Bedrohung, so wie der Klang der Hörner und das Gekläff von Jagdhunden ein Warnsignal für Füchse ist, aber diesmal war es anders gewesen. Es war ein Unterschied, ob man wusste, dass sie existierten, oder ob die Bluthunde schon über einem waren und man keine Chance hatte zu entkommen.
    Nick war acht Jahre alt gewesen und Alan elf. Zu jener Zeit hatten sie nichts ernst genommen. Ihre Mutter war immer seltsam gewesen, sie hatte Nick noch nie leiden können. Und es war immer schon die Aufgabe ihres Vaters gewesen, sich um die Mutter zu kümmern, so wie es Alans Aufgabe war, für Nick zu sorgen.
    Sie waren oft umgezogen, aber immer in Häuser, in denen es warm und gemütlich war, wo es einen Garten gab und viele Zimmer. Die Jungen hatten sich nie gefragt,
woher die nächste Mahlzeit kommen würde, und sie hatten nicht darüber nachgedacht, ob ihnen jemand auf den Fersen war und sie töten wollte. Nick hatte gewusst, dass die Magier Jagd auf sie machten, und sein Vater hatte dafür gesorgt, dass er kämpfen lernte. Aber Nick hätte nie geglaubt, dass die Magier seinen Vater würden überwinden können.
    Dad konnte alles. Er konnte Mum besänftigen, selbst bei ihren schlimmsten Anfällen, und er konnte jedem Sand in die Augen streuen, der irgendwie Verdacht schöpfte. Er sah genauso aus wie Alan, nur größer, ein riesengroßer Erwachsener und eine tröstende Erscheinung, der einen müden Jungen mit Leichtigkeit tragen konnte, wenn sie wieder einmal mitten in der Nacht ihr Zuhause wechseln mussten. Nicks Erinnerung an solche Nächte beschränkte sich auf die Momente, in denen er aus dem Schlaf aufwachte und merkte, dass seine Wange an Dads breiter Schulter lag.
    »Du gehörst zu mir«, hatte sein Vater immer gesagt. »Und ich werde dich beschützen.«
    Damals war der Talisman nur eine Vorsichtsmaßnahme gewesen, wie wenn Alan beim Überqueren einer Straße seine Hand hielt. Nick hasste den Talisman.
    Ein Talisman sah so ähnlich aus wie ein Traumfänger, geschmückt mit Knochen und Kristallen statt Perlen. Bei der Herstellung wurde der Talisman mit Salz bestreut und Zaubersprüche wurden mit eingewebt. Ihr Vater hatte Nick und Alan je einen Talisman an einer Bude auf dem Jahrmarkt der Kobolde gekauft, wie ein gewöhnlicher
Vater seinen Söhnen Zuckerwatte spendiert. Einen großen, sperrigen Traumfänger um den Hals zu tragen, war dem Achtjährigen dämlich vorgekommen, und außerdem war es unbequem.
    Das Teil pendelte ständig hin und her, brannte ständig auf seiner Haut. Und es hinterließ eine schwache, silbrige Narbe auf seiner Brust, an der Stelle, wo es gewöhnlich auflag.
    Heute wusste Nick, was das bedeutete: Er kam nach seiner Mutter und darüber war er gar nicht glücklich.
    Damals war der Talisman einfach nur ein Ärgernis gewesen. Nick hatte ihn ständig auf seinem Nachttisch oder auf dem Waschbecken im Badezimmer liegen gelassen, und Alan war ihm immer mit dem Ding hinterhergerannt und hatte darauf bestanden, dass er es trug.
    Der Talisman hatte auf dem Rücksitz des Autos gelegen in jener Nacht, in der sein Vater mit Nick auf dem Arm geradewegs in eine Falle gelaufen war.
    Die Magier waren zuerst da gewesen. Sie hatten einen Kreis um das neue Haus der Familie gelegt, der sich zu den drei Eckpunkten eines flammenden Dreiecks zusammenzog, nachdem sie alle die Türschwelle überschritten hatten. Drei Seiten, drei Eckpunkte. Das Zeichen des Todes.
    Sein Vater hatte Nick behutsam abgesetzt. Alle hatten sich angeschaut, und alle hatten gewusst, was los war. Das Dreieck zu durchbrechen, bedeutete den Tod. Sie waren gefangen wie Tiere in einem Käfig, ohne einen Ausweg,
und die Magier würden kommen und sie einsammeln, ohne Gegenwehr erwarten zu müssen.
    Sein Vater war ruhig geblieben. Nick hatte verständnislos zugesehen, wie er durch den Raum gegangen war und sich vor Alan niedergekniet hatte.
    »Du wirst auf deine Mutter und deinen Bruder aufpassen. Du wirst tun, was immer du tun musst. Schwöre es.«
    Alan wisperte: »Ich schwöre.«
    »Braver Junge«, hatte der Vater gesagt und Alan einen Kuss auf die Stirn gegeben. Er hatte ihn an den Schultern genommen und noch ein paar Sekunden lang angeschaut, war dann aufgestanden und auf das

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