Der Zirkel Des Daemons
tanzen. Soweit es ihn betraf, konnten die Markierten sich woanders Hilfe suchen.
Aber diesmal war es etwas anderes, diesmal war Alan einer der Markierten.
»Ich werde tanzen«, wiederholte Nick. Alan lächelte sein verlegenes und gerührtes Lächeln und Nick verdrehte die Augen. »Und ich gehe ganz bestimmt nicht ins Museum.«
Es war spät, als Nick erwachte. Das pralle Sonnenlicht drückte gegen die schützenden Vorhänge, aber es war nicht das, was ihn geweckt hatte, sondern ein Geräusch, das verdächtig so klang, als hätte jemand unten in der Küche alle Töpfe und Pfannen fallen gelassen.
In aller Eile kramte Nick ein sauberes Hemd heraus und knöpfte seine Jeans zu, während er schon die Treppe hinunterlief.
»Gib das her«, rief er noch auf der Treppe.
»Oh, junger Herr, der Doktor hat gesagt, ich darf wieder schwere Lasten heben, wenn ich nur auf mein armes altes Herz aufpasse«, krächzte Alan.
Nick zerrte seinem Bruder gewaltsam die Kiste mit den Küchengerätschaften aus den dünnen Armen. »Geh und pack deine Bücher!«
Es war ein Luxus, in aller Ruhe ausziehen zu können. Jedes Mal wenn Alan seine Bücher zurücklassen musste, wurde er wehmütig. Und nach einer überhasteten Abreise mussten sie jedes Mal ihren ersten Lohn für Teller und Decken ausgeben statt für die Heizkosten. Nick mochte die Entspannung, die er bei körperlicher Arbeit empfand, wenn man sich nützlich machen konnte und nicht nachdenken musste. Auch heute genoss er das Gewicht der unhandlichen Kisten in seinen Armen und
die Sonne auf seinem Nacken, bis er den letzten hastig gepackten Karton im Kofferraum verladen hatte. Die Luft fühlte sich an, als ob es am frühen Morgen geregnet hätte, und der Himmel war zu einem helleren Blau als üblich ausgewaschen. Nick wandte sich wieder dem Haus zu, dehnte den Nacken und ließ die Knochen in seiner Halswirbelsäule knacken. Er gestattete sich einen einzigen Gedanken: Sie würden nach London gehen, und vielleicht blieben ihnen dort ein paar Monate, bevor dieser absurde Irrsinn sie wieder eingeholt hatte.
Noch ehe er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, veranlasste ihn ein Trommeln von Füßen auf dem Asphalt, herumzuwirbeln und gleichzeitig nach der Messerscheide an seiner Hüfte und nach dem Schwert, das ihm über den Rücken hing, zu greifen.
Vor dem Hintergrund des blassblauen Himmels kam in einem Wirbel aus offenen Flanellhemden und mit dem Geklapper von mindestens vier Halsketten das lästige Geschwisterpaar von letzter Nacht auf ihn zugerannt.
Nick nahm nach kurzem Zögern die Hand vom Messer, das er nicht aus der Scheide gezogen hatte. Dann richtete er einen Blick auf die beiden, der normalerweise seine Wirkung nicht verfehlte. Diesmal aber schon, denn Mae und Jamie rannten einfach weiter auf ihn zu. Nick legte die Unterarme auf das Wagendach und behielt seinen bösartigen Blick bei.
Maes Augen überflogen das vollgestopfte Innere des Wagens und Nicks unordentliches Äußeres. Dann huschte eine Erkenntnis über ihr Gesicht. »Ihr lauft weg!«
»Du bist ein wahrer Meisterdetektiv«, sagte Nick.
Sie schaute ihn wütend an. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse aus Zorn, die überhaupt nicht zu ihr passte. Der Gedanke, dass dieses kleine Mädchen mit den pinkfarbenen Haaren gar zu gerne groß und imposant gewesen wäre, belustigte Nick. Wie gerne hätte sie mit ihrem Zorn Angst in die Herzen der Menschen gesät!
»Was wird aus uns?«, wollte sie wissen. »Wir haben niemanden, der uns hilft.«
»Na und? Das ist mir egal.«
Mae schien einen Moment lang sprachlos und ihr gerechter Zorn wandelte sich zu Unsicherheit. Sie warf Jamie einen Blick zu, den ein verwundetes Reh kaum besser hingekriegt hätte. Sie streckte den Arm aus und legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Du weißt, was mit Jamie passieren wird«, sagte sie leise und mit einer Stimme, die vor Schmerz rau und kratzig war. »Wie kannst du uns einfach im Stich lassen?«
»Warum sollte ich nicht? Überall auf der Welt sterben Menschen, und ich bezweifle, dass ihr deswegen schlaflose Nächte habt. Was ist an euch so Besonderes? Warum sollte ich euch helfen wollen? Ihr zwei seid in unser Haus eingedrungen. Ihr seid schuld, dass mein Bruder markiert wurde!«
Nick biss sich leicht auf die Lippe. Beinahe hätte er seine Stimme erhoben. Seine Armmuskeln waren angespannt, und seine Finger hungerten danach, sein Messer oder sein Schwert zu packen. Sein Inneres sehnte sich
nach einem Kampf. Er wünschte
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