Der Zirkel Des Daemons
Flammendreieck zugelaufen.
Seine Familie hatte dabeigestanden und zugeschaut, wie er verbrannte, als er die Linie des Magiers überschritt, wie er in sich zusammenfiel wie Glut, in die man einen Schürhaken stößt. Nach wenigen Augenblicken war nichts von ihm übrig geblieben außer Asche und Leere.
Der Vater hatte ihnen eine Chance zur Flucht eröffnet, aber es war Alan, der seine Familie aus dem Haus brachte. Er packte seine Mutter an der Hand und fragte Nick, ob er seinen Talisman hätte. Nick wusste noch genau, wie er sich in diesem Moment gefühlt hatte - bar jeglicher Worte, kaum fähig, Alans Frage zu begreifen. Er hatte den Kopf geschüttelt, Alan hatte kurz nachgedacht und dann seinen eigenen Talisman abgestreift.
»Nimm meinen.«
Die Magier lagen auf der Lauer. Ihre Dämonen waren
bereit. Sie waren überall -Vögel sausten im Sturzflug auf sie herab, unter ihren Füßen glitzerte Eis, Flammenzungen peitschten ihnen aus dem Nichts entgegen. Das Feuer fuhr durch das wilde schwarze Haar ihrer Mutter und sie schluchzte auf und klammerte sich voller Dankbarkeit an ihren Talisman.
Feuer leckte an Alans Bein und er schrie auf. Er musste sich auf Nick stützen, um den Wagen zu erreichen, und Tränen flossen ihm über das Gesicht, während er seiner Mutter sagte, was sie tun und wohin sie fahren sollte. Sie flohen nach Schottland, machten unterwegs kein einziges Mal halt, und erst Tage später entschied Alan, dass es nun sicher genug war, um sich in einem Krankenhaus behandeln zu lassen. Aber zu diesem Zeitpunkt war die Entzündung schon weit fortgeschritten und die Muskeln waren geschädigt.
Nick nahm den blöden Talisman nie mehr ab, egal wie unangenehm er ihm war.
Von da an gab es nur noch Alan und Nick. Ihre Mutter fiel kaum ins Gewicht.
Das war vor acht Jahren gewesen. Seitdem waren sie auf der Flucht, waren kaum in der Lage, sich anständig zu ernähren, schafften es immer gerade so, der Gefahr zu entkommen, wenn sie in die Enge getrieben wurden. Acht Jahre, und Alan, dieser Idiot, hatte immer noch nicht gelernt, dass er niemals seinen Talisman hergeben durfte.
Alan eilte nach oben zu seiner Mutter, sobald Mae und Jamie gegangen waren, und murmelte irgendetwas von »sie füttern«, was eine erbärmliche Entschuldigung für seinen feigen Rückzug war. Nick hörte noch, wie er leise die Tür öffnete und »Ich bin’s, Olivia« sagte. Nick konnte Alan nicht zu seiner Mutter folgen. Sie würde sich tagelang aufregen, falls Nick ihr Zimmer betreten würde. Wenn sie ihre schlechten Tage hatte, brauchte sie die beruhigende Gewissheit, dass sie ihn nicht sah, wenn sie nur in ihrem Zimmer blieb.
Immerhin hatten sie diesmal ein wenig Zeit, um ihren Wohnort zu wechseln. Die Magier hatten einen der Ihren verloren und außerdem hatten die Raben und kurz darauf der Nebel sie vermutlich eine Menge Kraft gekostet. Trotzdem war Nick bewusst, dass er in dieser Nacht besser im Haus blieb, für den Fall, dass ein weiterer Angriff bevorstand.
Trotzdem ging Nick ins Freie und machte seine Übungen. Er musste immer viele Stunden mit dem Schwert trainieren, damit es sich in jeder Situation verhielt, als wäre es ein zusätzliches Glied seines Körpers. Außerdem war er jetzt in einer Stimmung, die ihn fast hoffen ließ, die Magier würden ihm zu nahe kommen. Sollten sie es bloß versuchen.
Der Nachtwind fuhr kühl über seine nackten Arme, während er hin und her sprang, unsichtbare Hiebe parierte, Finten schlug und den Schatten die Klinge durchs Herz stieß. Die wenigen Lehrer, die er gehabt hatte, hatten ihm erklärt, dass es vor allem auf seine eigenen Bewegungsabläufe
ankam, aber Nick musste sich trotzdem immer einen Gegner vorstellen, jemanden, den er verletzen konnte und der seinerseits versuchte, ihn zu verletzen. Um wirklich trainieren zu können, musste er sich einen imaginären Feind erschaffen, der tödlicher war als alles, was er je erlebt hatte. Damit er, wenn es darauf ankam, besser sein würde als jede Bedrohung, die er sich vorstellen konnte.
Umso mehr, als sein dämlicher, verkrüppelter Bruder offenbar entschlossen war, sein Leben wegzuwerfen.
Nick kämpfte mit den Schatten und dachte an die Nacht, in der sein Vater gestorben war. Erst nach vier Uhr morgens kehrte er ins Haus zurück und zog dabei im Gehen sein Hemd wieder an. Es hatte im Gras gelegen und war von der Nachtluft kühl geworden und nass von der Feuchtigkeit, die sich auf dem Rasen gesammelt hatte. Es klebte an seiner schweißnassen
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