Der Zirkel Des Daemons
sagte: »Er ist kein Mann, der sich mit einer Niederlage abfindet.«
Alan humpelte zu ihr und blieb neben ihr auf dem ungemähten Gras des Vorgartens stehen. Er griff nach ihrer Hand. Nick war es ein Rätsel, wie er es ertragen konnte, sie zu berühren. »Olivia«, sagte Alan mit leiser Stimme. »Komm, lass uns einsteigen.«
Sie wandte sich ihm zu und schaute ihm ins Gesicht, ohne seinen Blick zu erwidern.
»Du bist ein lieber Junge«, flüsterte sie. »Du bist mein lieber Junge, aber du hast nichts verstanden.«
Mae räusperte sich und zupfte geistesabwesend an einer ihrer Halsketten. Diese Geste hätte Nick beinahe dazu gebracht, seine Augen dem Gewirr aus Amuletten und Talismanen zuzuwenden, die am Hals seiner Mutter hingen, aber er unterdrückte den Impuls. Die beiden wussten schon genug über ihn und seine Familie. Sie mussten nicht sehen, wie er die Amulette seiner Mutter anstarrte.
Stattdessen schaute er Alan an, in der Erwartung, bei ihm Gelassenheit vorzufinden, Vernunft und Vertrautheit.
Aber er sah Angst.
Er sah, wie Alan mitten in ihrem Vorgarten, wo jedermann es sehen konnte, die Waffe zog. Nick zögerte keine Sekunde. Blitzschnell hatte er sein Schwert in der Hand
und schob die scharfe, schimmernde Schneide schützend zwischen seinen Bruder und den Rest der Welt. Dann schaute er sich suchend nach der Bedrohung um.
Sie kam auf der Straße in ihre Richtung gelaufen. Ihre hohen Absätze klapperten auf dem Asphalt. Sie schien in den Vierzigern zu sein, mit glatten, halblangen braunen Haaren und großen Ohrringen, die in der Sonne blitzten, schimmernde Kreise mit einem winzigen Messer in der Mitte.
Die Messer tanzten übermütig, als sie den Kopf hob und sie anlächelte.
»Hallo, Jungs! Wie geht’s euch?«
Nick ging auf sie zu, Alan blieb einen Schritt hinter ihm. Mit einem Satz war Nick hinter der Frau und einen Moment später kam Alan vor ihr zum Stehen. Sie wirbelte herum und schwankte dabei einen Moment lang auf ihren hohen Absätzen. Sie konnte nicht beide im Blick behalten und war unsicher, auf welchen sie sich konzentrieren sollte.
Nick trat auf sie zu, als ob er mit ihr tanzen wollte, und versicherte sich so ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit. Sie blieb stehen, schaute ihn an und schaute dann an sich herab. Nick hielt sein Schwert an beiden Enden fest und drückte die Klinge waagerecht gegen ihren Bauch. Er blickte auf sie hinunter und lächelte leicht.
»Ausgezeichnet, jetzt wo du da bist.«
Es gab jede Menge Anwender von Magie. Sie waren so zahlreich und unterschiedlich wie die Farben, die in weißem Licht enthalten sind. An einem Ende des Spektrums
standen die Magier und am anderen Ende der Jahrmarkt der Kobolde.
Da gab es Leute, die mehr Macht wollten, als der Jahrmarkt zu geben bereit war, die andererseits nicht den Nerv hatten, ihre Mitmenschen an Dämonen zu verfüttern. Da gab es die Nekromanten, die Boten, die Rattenfänger, die Seelenschmecker und noch ein Dutzend anderer. Die Jahrmarktleute vertrauten keinem von ihnen.
Am meisten misstrauten sie den Boten. Jeder Bote trug das Zeichen des Messers im Kreis. Es war ein Zeichen der Magier. Es bedeutete, dass ein Bote einem Zirkel der Magier zugehörig war, und wenn man sich mit dem Boten anlegte, legte man sich automatisch mit dem Zirkel an.
Das Messer sollte wohl darauf anspielen, wie die Dinge dann ablaufen würden.
Boten standen in enger Verbindung mit den Magiern. Sie trugen Botschaften zwischen den Zirkeln hin und her und zwischen Magiern und der Welt der Menschen. Als Gegenleistung erhielten sie Dämonenmagie. Magie, die mit Blut erkauft wurde.
In Nicks Augen waren sie lediglich Magier ohne Rückgrat.
Über die Schulter der Botin hinweg sah er Mae und Jamie, die angesichts der Waffen und der fremden Frau erschrocken dreinblickten. Er sah seine Mutter neben dem Wagen stehen, mit leerem Gesicht.
Die Botin lächelte, ein kleines, zurückhaltendes Lächeln, wie eine Mutter, die ihr Kind beobachtet. Sie sah viel mehr wie eine Mutter aus als Nicks eigene Mutter.
Vielleicht sollte Nick sie für den nächsten Elternabend buchen.
»Du bist erwachsen geworden, Nick.« »Stimmt, aus mir wird langsam ein Mann«, sagte Nick. »Und du bist eine moderne, gebildete und leicht boshafte Frau. Glaubst du, aus uns könnte was werden?«
Als das Lächeln schärfer wurde, verschwand die Mütterlichkeit aus ihrem Gesicht. »Vermutlich nicht.«
Nick veränderte leicht die Position seines Schwertes und schob es genau dorthin, wo ihre Rippen
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