Der Zirkel Des Daemons
selbst.
»Mae«, sagte Alan, und auch seine Stimme war wieder freundlich. »Ich habe dir doch gesagt, es gibt nichts, was wir für Jamie tun können. Es tut mir leid.«
Mae überraschte Nick ein zweites Mal. Statt laut zu schreien und zu jammern, verzog sie nur kurz ihren zitternden Mund, als ob sie anfangen würde zu weinen. Dann aber sagte sie mit rauer Stimme: »Ich werde seinen Platz einnehmen. Geht das? Ist das möglich?«
Die nächste Überraschung kam von Jamie, der im Befehlston ausrief: »Das werde ich nicht zulassen!«
»Es spielt auch keine Rolle«, warf Nick ein. »Es ist nicht möglich.«
Er wollte nichts weiter, als abzufahren, Exeter und alles darin zu verlassen.
»Wenn ich euch helfen könnte, würde ich es tun«, sagte Alan hilflos. »Ich schwöre, das würde ich.«
Mae verengte die Augen. Sie erinnerte Nick an eine Marktfrau, die versuchte, einen faulen Handel abzuschließen. »Ihr geht zum Jahrmarkt der Kobolde, um dort Hilfe zu finden. Können wir mitkommen?«, fragte sie.
»Nein«, sagte Nick.
Alan zögerte. »Ich glaube nicht, dass es dort jemanden gibt, der euch helfen kann.«
Mae sah sofort ihre Chance. »Aber es wäre möglich. Es wäre möglich, nicht wahr? Bitte, Alan. Bitte lass uns mitkommen.«
Einen langen Augenblick schaute Mae Alan an und Nick starrte auf seine geballten Fäuste.
»Also schön«, stimmte Alan leise zu. »Ich …«, und jetzt schlich sich ein verschämter Ton in seine Stimme. »Ich … Wenn du mir deine Nummer gibst, kann ich … dich anrufen. Ich muss erst in Erfahrung bringen, wo der Jahrmarkt im nächsten Monat abgehalten wird.«
Angesichts des Dämonenmals und des neuerlichen Umzugs und angesichts der Botschaft des Magiers hätte die Tatsache, dass Alan wegen eines bedeutungslosen Mädchens verlegen war, für Nick keine Rolle spielen dürfen.
Aber das tat es doch. Es war so absurd: Alan brachte es
fertig, mit ihrer verrückten Mutter im Vorgarten zu stehen, während die Habseligkeiten ihres verrückten Lebens bereits im Wagen verstaut waren - alles im hellen Tageslicht -, und eine so unsinnige Hoffnung zu hegen.
»Du kriegst also deinen Willen«, hörte Nick seine Stimme die Stille durchschneiden, wie ein Schwert, mit dem er am liebsten auf dieses Weib eingedroschen hätte. Er war voller Zorn und er wollte jemanden dafür bezahlen lassen, er wollte jemandem wehtun und Mae stand vor ihm. Es war nicht fair, aber was war schon fair? »Ich möchte dich nur ungern enttäuschen«, fuhr er fort. »Was war es doch gleich, was du noch wissen wolltest? Ach ja, wer Black Arthur ist.«
Er schleuderte den Namen wie ein Geschoss in Richtung seiner Mutter. Sie stand immer noch auf dem Rasen. Der Wind blies ihr die schwarzen Haare ins Gesicht. Sie hatte sich nicht gerührt, seit die Botin aufgetaucht war, und ihr Ausdruck hatte sich nicht verändert. Sie hatte dem Ganzen nur zugeschaut, wie ein Geist, der etwas beobachtet, das ihn nicht im Geringsten interessiert.
Als Nick sich ihr näherte, wandelte sich ihre Miene. Sie kräuselte die Lippen.
»Es ist eine ungeheuer romantische Geschichte«, sagte er grob und starrte auf sie nieder. »Er war der Mann, den unsere Mutter liebte. Sie gehörte zu ihm, war eine Magierin, und sie verfütterte auf seinen Befehl hin Menschen an Dämonen. Er hat sie in den Wahnsinn getrieben und in die Arme meines Vaters. Sie rannte weg und
stahl Black Arthur einen mächtigen Talisman - und seitdem macht jeder Magier Englands Jagd auf uns.«
Er packte eine Handvoll der Ketten, die um ihren Hals lagen, und sie wandte das Gesicht ab. So standen die Dinge zwischen ihnen, seit Nick denken konnte. Er konnte ihr nicht vergeben für das Leben, das sie führen mussten, konnte ihr den Tod seines Vaters nicht verzeihen. Er konnte den Ausdruck auf Alans Gesicht nicht vergessen und auch das war ihre Schuld.
Er beugte sich zu seiner Mutter vor und flüsterte: »Und jetzt will er ihn wiederhaben.«
Was kein Problem gewesen wäre, bis auf die Tatsache, dass seine Mutter sterben würde, wenn sie den Talisman hergeben müsste.
Nick hatte schon manches Mal gedacht, dass das nicht so schrecklich wäre. Immerhin war sie eine Magierin gewesen. Wenn es sie nicht mehr gab, könnten er und Alan ein normales Leben führen. Wenn irgendjemand auf dem Jahrmarkt der Kobolde die Wahrheit über sie gewusst hätte, wäre man dort der einhelligen Meinung gewesen, dass sie den Tod verdient hatte.
Aber dies war keiner von jenen Momenten. Wenn der Gedanke an ihren Tod
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