Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
Vom Netzwerk:
manchmal, dass er wütend sein könnte, ohne gleich das Verlangen zu haben, jemanden umzubringen. Aber das eine ging Hand in Hand mit dem anderen.
    Bei Alan war es anders. Nick hatte seinen Bruder einmal gefragt, wie er sich fühlte, wenn er wütend war, da Alan nie den Wunsch hatte, jemanden zu töten - obwohl es sich manchmal nicht vermeiden ließ -, und Alan hatte unglücklich dreingeschaut und die Empörung beschrieben, die Gereiztheit und hundert andere Dinge, die alle zum Gefühl der Wut gehörten.
    Alan war zu weich. Alles, was Nick empfand, war das heftige Verlangen, jeden niederzustrecken, der sich ihm in den Weg stellte.
    »Komm, Mae«, sagte Jamie und seine ruhige Stimme war wie ein Schock. »Ich habe dir doch gesagt, dass er zu zornig ist, um uns zu helfen. Wir finden einen anderen Weg.« Er warf Nick einen Blick zu und ließ dann seine Augen ängstlich auf den ungefährlicheren Anblick des Autos gleiten. »Das mit deinem Bruder tut mir leid. Wir wollten nicht, dass er verletzt wird.«
    »Was ihr wolltet, spielt keine Rolle«, erklärte Nick.
    Er würde keine Ruhe finden, ehe Alans Mal nicht gelöscht war. Für diese Leute hier hatte er dabei keine Verwendung.
    Jamie griff nach der Hand seiner Schwester, die noch immer auf seiner Schulter lag, verschränkte seine Finger mit ihren und wollte die Hand wegschieben. Er trat einen Schritt zurück und blieb dann abrupt stehen, wie ein
Boot mit gespannter Halteleine. Mae blieb, wo sie war, und ihre Augen suchten den Blick von Nick.
    »Verschwindet«, sagte Nick und betonte die einzelnen Silben, als ob sie schwer von Begriff wäre. »Hier gibt es keine Hilfe für euch.«
    In diesem Moment kam Alan nach draußen und blinzelte leicht im hellen Sonnenlicht. Sein Lächeln beim Anblick von Mae, das er rasch wieder zu verbergen versuchte, beunruhigte Nick.
    »Hallo, Alan«, sagte Jamie kleinlaut. »Geht’s dir gut?«
    »Ja, sicher. Kein Grund, sich Sorgen um mich zu machen. Die Sache haben wir in kürzester Zeit erledigt«, versicherte ihm Alan. Sein Lächeln verblasste, während er Jamie anschaute. Genauso hatte Alan das kranke Kätzchen betrachtet, das er mit nach Hause genommen und gefüttert hatte, damit es groß und stark werden und Nick beißen konnte.
    Jamie lächelte schwach, als ob er Alans Lächeln zurücklocken wollte. »Du bringst das auf diesem … diesem Koboldsmarkt in Ordnung, ja?«
    Plötzlich veränderten sich Maes und Jamies Gesichter, als wäre ein Schatten auf sie gefallen. Nick drehte sich um und sah, dass der Schatten die dunkle Gestalt seiner Mutter war, die neben Alan aufgetaucht war und langsam Richtung Auto ging.
    Im Vorbeigehen legte ihre Mutter kurz die Hand auf Alans Arm. Das schwarze Banner ihres Haars wehte hinter ihr, als ob es sich an ihm festklammern wollte. Als sie mitten im Vorgarten stehen blieb, fiel das Haar schwer
nach unten und legte sich wie ein dichter Vorhang um ihr Gesicht. Nick hatte die Augen fest auf seine Mutter geheftet, damit er Mae und Jamie nicht anschauen musste. Es war immer das Gleiche: Die Augen der Menschen wanderten vom Gesicht seiner Mutter zu Nicks, wobei zunächst Erkennen in ihnen lag, das sich dann in Schrecken wandelte.
    Das Gesicht von Nicks Mutter bewahrte jedes Geheimnis, außer einem. Ihre hohen, schrägen Wangenknochen erinnerten an eine Katze, und ihr breiter Mund war ständig in Bewegung, verzog sich zu Formen, die nicht zu ihrem Ausdruck passten. Sie war groß, und das schwarze Haar ließ sie noch bleicher erscheinen, als sie in Wirklichkeit war. Sie sah aus, wie Mae vermutlich gerne ausgesehen hatte, wären da nicht die deutlichen Zeichen des Wahnsinns gewesen. Die vollen Lippen zuckten unkontrolliert, und unter dem Schutz der schweren Lider, die von dichten Wimpern nach unten gezogen wurden, schimmerten ihre Augen eisblau und waren stets auf jemanden gerichtet, der gar nicht da war.
    Außer der Augenfarbe sah Nick genauso aus wie sie. Er hasste es, wenn Leute sie zu Gesicht bekamen. Danach konnten sie Nick niemals mehr anschauen, ohne ihn unwillkürlich mit dem Wahnsinn seiner Mutter in Verbindung zu bringen.
    »Wir reisen also wieder ab«, sagte sie ausdruckslos. »Ich weiß nicht, warum wir uns überhaupt die Mühe machen. Er wird uns finden.«
    Nick wünschte, er hätte die Augen abwenden können.
Er wünschte, er hätte sie verlassen können. Er wünschte, Alan würde zustimmen, sie zu verlassen.
    Ihre Mutter lächelte verträumt, während ihr Gesicht dabei eingefroren und leer blieb. Sie

Weitere Kostenlose Bücher