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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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seinerseits die Zähne und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße.

    Alan las die Wegbeschreibung vor, die Merris Cromwell ihnen gegeben hatte, während sich Nick durch den Verkehr in London kämpfte. Es war Mittagszeit und alle Welt schien unterwegs zu sein.
    Nick mochte Merris nicht besonders, aber seit Alan ihr im letzten Oktober auf dem Jahrmarkt der Kobolde geholfen hatte, mussten sie nicht länger in irgendwelchen Pensionen oder heruntergekommenen Hotels übernachten, während sie nach einem neuen Zuhause suchten. Merris hatte immer eine Adresse für sie. Wobei Nick nicht genau wusste, ob sie einfach nur eine Menge Leute kannte oder ob sämtliche Probleme sich angesichts ihrer formidablen Effizienz lieber von selbst in Luft auflösten.
    Wenn der Jahrmarkt ein Zirkel der Magier gewesen wäre - so unvorstellbar der Gedanke auch war -, dann wäre Merris die Anführerin dieses Zirkels gewesen.
    Sie hatte Verbindungen, obwohl keiner wusste, woher sie kam, und sie war reich, obwohl niemand eine Ahnung hatte, wie sie sich das Geld beschaffte. Nick dachte, dass sie vermutlich die einzige Person des Jahrmarkts war, die genauso viele Geheimnisse hütete wie er und Alan.
    Nick warf einen Blick auf die Straßenkarte und machte einen Umweg an der Westminster-Kathedrale vorbei, damit Alan einen Blick auf die zweifelhaften Wunder werfen konnte, die ihn erwarteten. Sie fuhren an der Kathedrale mit den spitz zulaufenden, quadratischen Türmen vorbei, und steinerne Heilige schauten auf sie herab, während Alan sich selbst die historischen Fakten dazu erzählte,
denn Nick hörte ihm nicht zu. Big Ben zog vorbei und dann das saftige Grün des Regent’s Park.
    Als Nick den Wagen in die ruhigeren, vom Verkehr weitgehend verschonten Straßen lenkte, stieß Alan ein glückliches Seufzen aus und fing an, über die Dinosaurier-Ausstellung im Naturkundemuseum zu reden.
    »Ich habe meine Meinung geändert«, sagte Nick. »Von mir aus können die Magier dich haben.«
    Er war froh, dass Alan so fröhlich wirkte. Nick hatte sich an London kaum erinnern können, und während er sich jetzt umschaute, die alten und neuen Gebäude betrachtete, die sich eng aneinanderdrängten, und die ewig belebten Straßen, durchzog ihn ein ungutes Gefühl wie eine leise Vorahnung.
    Dämonen liebten Städte. Städte bedeuteten Opfer, und London brodelte vor Körpern, die man sich nur nehmen musste. Nick überlegte, ob er nicht vielleicht die falsche Entscheidung getroffen hatte, aber jetzt war es zu spät.
    Sie fuhren über eine breite, graue Straße nach Camden Town hinein. Auf der einen Seite waren ein kleines Kino, ein paar Restaurants und das graue Gebäude, auf dem in großen, eisernen Buchstaben American Methodist Church stand. Ein feiner Nieselregen setzte ein, während sie in eine der kleinen Seitenstraßen einbogen und vor ihrem neuen Zuhause anhielten.
    Das trübe Braun des Hauses wirkte so, als hätte man es im Schlamm gewälzt und dann nur schlampig ausgewaschen.
    Aus irgendeinem Grund hängte jemand immer Spitzenvorhänge
an die Fenster von traurig aussehenden Häusern, und Nick war nicht überrascht, als er sah, dass an jedem einzelnen Fenster einer dieser Vorhänge befestigt war und sein Bestes gab, um den trübsinnigen Eindruck zu dämpfen. Seitlich vor der Türschwelle stand ein chinesischer Gartenkobold mit einem verzweifelten, irren Grinsen im Gesicht.
    »Gar nicht so schlecht«, sagte Alan und lachte.
    »Und so wildromantisch, Süßer«, sagte Nick. Alans Gelächter hallte in ihm wider und löste eine kleine Welle der Dankbarkeit aus, als wäre er eine lebendige Glocke, die man unerwartet zum Klingen gebracht hatte.
    Er stieg aus und öffnete ohne nachzudenken die Tür zum Rücksitz. Seine Mutter erschauerte und zuckte vor ihm zurück. Alan ging auf dem nassen Gehsteig neben dem Auto in die Hocke und streckte ihr seine Hand entgegen.
    »Olivia«, sagte er lockend. »Wir sind da. Wir sind zu Hause.«
    »Für den Moment jedenfalls«, murmelte Nick, ging zum Kofferraum und wuchtete die erste Kiste mit Alans Büchern heraus. Er trug sie in seinen Armen und setzte sie nur ab, um die Schlüssel aus der Tasche zu holen. Statt einer Diele gab es nur einen kleinen Eingangsbereich, der eher wie ein Wandschrank wirkte, aber die Treppe war breit und - noch wichtiger - hatte ein stabil wirkendes Geländer, auf dem sich Alan abstützen konnte.
    Oben angekommen registrierte Nick erleichtert, dass es drei Schlafzimmer gab. Er wies seiner Mutter das

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