Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
Vom Netzwerk:
früher«, sagte Nick und zuckte mit den Schultern. »Heute brauche ich keinen Schutz mehr.«
    Er lächelte fast, als er daran dachte, wie es früher gewesen war, bevor Alan verletzt wurde, als er sich nie hätte vorstellen können, dass jemand Alan wehtun würde. Alan hatte ihm das Lesen beigebracht und ihm blödsinnige Gutenachtgeschichten erzählt, und er hatte darauf bestanden, ihn an die Hand zu nehmen, wenn sie über die Straße gingen.
    Heute war es anders. Heute beschützten sie sich gegenseitig. Sie waren ein Team. Oder waren es gewesen: Nick dachte, dass das Hüten von Geheimnissen nichts mit Beschützen zu tun hatte.
    »Was ist los?«, wollte Mae wissen.
    Er schaute auf sie hinunter und sah, dass sie ihn fragend anblickte. Er streckte die Hand aus und wickelte sich eine Strähne dieses lächerlichen pinkfarbenen Haars um den Finger. Er schenkte ihr ein unergründliches Lächeln und lockte damit auch ein Lächeln auf ihr Gesicht.
    »Was sollte los sein?«, fragte er.
    Er wusste, wohin das führen würde, und dem ruhigen Ausdruck in ihren Augen nach zu urteilen, wusste sie es auch. Dies war der feste Boden unter seinen Füßen, mitten im Belagerungszustand, mitten in dem Lügengeflecht,
in das sich Alan verstrickt hatte, und inmitten des Mitleids fremder Jungen. Es war ein gutes Gefühl, sich auf bekanntem Terrain zu bewegen.
    »So«, sagte Mae und streckte sich leicht. »Du hast also vor gar nichts Angst.«
    »Nein.«
    »Bist du denn manchmal einsam?« Sie lächelte bei ihren Worten und auf ihrer Wange bildete sich ein Grübchen.
    Er beugte sich zu dem Grübchen nieder und dann dachte er an Alan.
    Er ließ die Haarsträhne los, die ihm vom Finger rutschte. »Nein«, sagte er mit kalter Stimme. »Ich habe meinen Bruder.«
    Mae schaute ihn verwirrt an, als ob sie sich fragte, was diesen plötzlichen Sinneswandel hervorgerufen hatte.
    Nick hoffte, dass sie nicht wieder anfangen würde zu weinen, aber hauptsächlich wollte er nur noch weg von ihr. Er wollte keine Mädchen weinen sehen, und er wollte nichts begehren, was Alan begehrte.
    »Warte«, sagte Mae, als er auf die Tür zusteuerte. Er schaute über die Schulter zurück. »Danke, dass du hochgekommen bist«, sagte sie. »Ich habe gedacht … Nun, Alan meinte, ich könnte dir vielleicht bei den Hausaufgaben helfen.«
    Sie schaute ihn fragend an, und er war froh, dass sie keine Szene machte. Ihr Angebot klang einleuchtend: Nicht mal eine Dämonenjagd konnte Alan davon abhalten, ihn mit Hausaufgaben zu nerven.

    Er zuckte mit den Schultern und sagte: »Warum nicht?«
    Ein paar Minuten später hockte er im Wohnzimmer auf dem Boden und über den niedrigen Couchtisch gebeugt. Er musste einen Aufsatz schreiben über ein dämliches Buch, das von einem dämlichen Mädchen handelte, dessen Probleme gänzlich unbedeutend waren und das in einer längst vergangenen Zeit gelebt hatte und daher niemanden mehr interessierte. Normalerweise half ihm Alan bei einer solchen Aufgabe. Die Tatsache, dass Alan oben war und Gott weiß was tat, sorgte dafür, dass Nick sich umso mehr über das Mädchen in dem Buch ärgerte.
    Nick kämpfte sich schon durch das Liebesleben des Mädchens, als Mae hereinkam. Sie ließ sich im Schneidersitz ihm gegenüber nieder und nahm das Buch vom Tisch.
    »Was macht dir Probleme?«
    Die Antwort lautete: Alles. Aber Nick beschloss, die Sache auf den Punkt zu bringen. »Dieses blöde Mädchen geht zu dem Mann zurück, der sie angelogen hat. Sie kann ihm doch nie wieder vertrauen. Was soll ich bloß darüber schreiben?«
    Mae lehnte sich nachdenklich zurück, stützte sich auf die Hände und drückte den Rücken leicht durch. »Vielleicht will sie ihm gar nicht hundertprozentig vertrauen. Vielleicht gefällt ihr der Aspekt der Unsicherheit, der Gefahr.«
    »Vielleicht ist sie nur dämlich«, sagte Nick. »Sie liefert mir nicht viel, worüber ich schreiben könnte.«

    »Vielleicht kommt dir eine Idee, wenn ich dir ein paar Schlüsselstellen vorlese«, schlug Mae vor.
    Ihre Vorlesestimme war ruhig und angenehm. Sie hatte ganz klare Vorstellungen, welches die Schlüsselszenen waren. Natürlich hatte sie längst herausgefunden, dass Nick nicht gerne las. Sie mochte sich zwar hin und wieder unerlaubt aus ihrem Elternhaus schleichen, um zu irgendwelchen Partys zu gehen, aber sie war klug, auf die gleiche Art wie Alan.
    Wenn das Dämmerlicht so auf ihr gefärbtes Haar fiel, wirkte es blassrosa. Sie hob den Blick von den Seiten und schaute ihn an. In ihren

Weitere Kostenlose Bücher