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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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zerdrückt.
    »Wie kannst du so etwas sagen?« Ihre Stimme war gepresst vor lauter Zorn. »Dein Bruder hat auch ein Mal. Wie fühlst du dich dabei?«
    Sie funkelte ihn mit anklagenden Augen an, und Nick sah, dass auch Alan und Jamie ihn anschauten. Er machte sich nicht die Mühe, in Jamies Gesicht zu lesen. Stattdessen betrachtete er seinen Bruder und Alan erwiderte seinen Blick. Er wirkte nicht zornig wie Mae. Sein Gesicht war geduldig und ein wenig gequält. Er sah aus, als würde er auf Nicks Antwort warten.

    Plötzlich schauten alle weg.
    Alan schaute auf sein Glas, dann zur Wasserflasche. Als Nick seinen Blick über die Runde schweifen ließ, merkte er, dass alle anderen ebenfalls ihre Gläser betrachteten.
    Auf allen Gläsern auf dem Tisch zeigte sich ein schimmerndes Spinnwebmuster. Bruchstellen durchzogen das Glas, überkreuzten sich und bildeten dünne Linien, die funkelnd das Licht einfingen.
    Die Gläser zerplatzten, ohne mehr Lärm zu machen als eine Pusteblume, deren Samen im Wind zerstreut werden. Auf einmal war alles von Bewegung erfüllt. Dann gab es nichts mehr außer schimmernden Scherben und Wasser, das sich über den Tisch ergoss.
    Jamies Teller zerbrach in zwei Hälften.
    Was zum Teufel stellte seine Mutter bloß an?
    Nick stand auf und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Nick, pass auf«, sagte Alan. »Du wirst dich noch schneiden.« Er umschloss Nicks Faust mit seinen Fingern und hob sie von der Tischplatte.
    Nick starrte ihn an, wie eingefroren, einen Moment lang unfähig, die Worte seines Bruders zu begreifen. Dann wurde ihm klar, was er gesagt hatte, und er schaute auf seine Finger in Alans Hand. Die Haut war unversehrt. Alans Warnung war rechtzeitig gekommen.
    »Entspann dich«, sagte Alan. »Du weißt doch, was Liannan gesagt hat: Sie meinte, der Zirkel sei auf dem Weg hierher, und zwar der gesamte Zirkel. Dir ist doch klar, wie lange es dauert, bis die Beschwörungskreise verlegt
sind. Sie können unmöglich schon hier sein. Es ist bloß Mum.«
    Nick sah, wie sich Alans Gesicht veränderte, und er fragte sich, ob seine eigenen Züge ihn verraten und etwas von dem Zorn gezeigt hatten, der ihn aufwühlte. Alan mochte diesen Zorn nicht, und so versuchte Nick, ihn sich so wenig wie möglich anmerken zu lassen.
    Dann sah er das Leuchten in Alans Augen und ahnte, dass Alan eine Idee hatte.
    »Was?«, fragte er und verspürte plötzlich Hoffnung. »Was ist?«
    Alan lächelte ihn an. »Wart’s ab. Ich muss über etwas nachdenken.«
    Er ließ sein Essen in den Fluten auf dem Tisch zurück, und Nick hörte seine humpelnden Schritte eilig nach oben gehen, die Treppe hoch und weg von ihnen allen, um seinen neuen Plan auszuarbeiten. Nick dachte an all die Geheimnisse, die sein Bruder vor ihm verbarg. Aber er war jetzt nicht in der Stimmung, darüber nachzudenken.
    »Ich kann aufräumen«, bot sich Jamie an.
    Nick ließ ihn gewähren und verspeiste schlecht gelaunt den Rest seiner Mahlzeit, während Jamie das verschüttete Wasser aufwischte.
    Er war es nicht gewohnt, dass Mädchen sein Haus besetzten und ihn herausforderten. Über die Glasscherben und die Wasserpfützen hinweg starrte Mae ihn mit zornig funkelnden Augen an. Eilig räumte Jamie alles, was ihr als Wurfgeschoss dienen konnte, aus ihrer Reichweite.

    Nachdem sie Nick eine Weile fixiert hatte, stand Mae auf. Sie hörten, wie sie die Treppe hochstapfte, als ob sie jede einzelne Stufe unter ihren Tritten zermalmen wollte.
    Nick rollte mit den Augen. »Wie lange müssen wir diese Laune nun wohl ertragen, was meinst du?«
    »Ach, keine Sorge, lass ihr … sagen wir zehn Jahre Zeit und sie ist drüber weg«, sagte Jamie und schnappte sich Nicks leeren Teller. »Du könntest dich natürlich auch entschuldigen.«
    Nick fuhr hoch. »Was?«
    »Es ist eine ganz einfache Sache«, erklärte Jamie.
    Vielleicht für Jamie, der sich sanft und rücksichtsvoll durchs Leben mogelte, wie ein Beutetier, das möglichst wenig Geräusche machen will, wenn es durch das Laub schleicht. Nick tat seine Bemerkung nicht leid, und er war gewillt, jedem an die Gurgel zu gehen, der ihm in die Quere kam. Sie war in sein Heim eingedrungen. Sie war diejenige, die sich entschuldigen sollte.
    Andererseits hatte Nick keine Lust, sich mit noch mehr Ärger und Unbequemlichkeiten herumzuschlagen, als er ohnehin am Hals hatte.Vielleicht wäre es einfacher, die Sache wieder geradezurücken.
    Er überließ Jamie den Abwasch und ging hoch in das Zimmer, in dem Mae und Jamie

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