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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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schliefen, das Zimmer, das einmal ihm gehört hatte. Mae lag auf dem Bett, das früher seins gewesen war.
    Sie weinte.
    Nick fand das abstoßend.

    »Ich werde Alan holen«, sagte er und trat einen Schritt zurück.
    Er hatte die Tür schon beinahe geschlossen, als Mae rief: »Nein, nicht!«
    Äußerst widerstrebend schob er die Tür wieder auf. Da war sie, zusammengekrümmt auf dem Bett, die Arme um die Knie geschlungen, das Gesicht rot unter den pink gefärbten Haaren, ein lächerliches Häufchen Elend.
    »Ich kann auch Jamie rufen«, bot er an, aber was er wirklich meinte, war: Lass mich bloß mit deiner Heulerei in Ruhe!
    »Nein«, wiederholte Mae. »Nicht.« Sie wirkte schon wieder verärgert, doch bei näherer Betrachtung fand Nick, dass es ein gutes Zeichen war. Sie wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht und fügte hinzu: »Ich will nicht, dass er mich weinen sieht.«
    »Ich will dich auch nicht weinen sehen«, erklärte Nick.
    Ihr Gesicht wurde weich, und er merkte sofort, dass sie ihn falsch verstanden hatte. Nick überlegte schon, ob er wohl die nächsten fünf Minuten damit verbringen würde, ihr zu erklären, dass sie von ihm aus heulen konnte, so viel sie wollte, wenn er nur nicht dabei zuschauen musste. Dann besann er sich eines Besseren und hielt den Mund.
    »Was machst du überhaupt hier?«, fragte Mae. Ihre Stimme quäkte ein bisschen vom Weinen. Sie wischte sich wieder über das Gesicht, diesmal mit dem Ärmel, und schaute ihn verlegen an.

    Nick wählte seine Worte sorgfältig. »Jamie meinte, ich sollte mich entschuldigen.«
    »Oh«, sagte Mae. »Okay. Entschuldigung akzeptiert. Ich bin auch gar nicht wirklich auf dich sauer. Ich habe nur … Angst, und das macht mich wütend, verstehst du?«
    »Nicht wirklich«, sagte Nick und lehnte sich gegen den Türrahmen. »Ich kann mich nicht erinnern, jemals Angst gehabt zu haben.«
    Mae war fassungslos.
    »Angst ist sinnlos«, versuchte er zu erklären. »Entweder es geschieht etwas Schlimmes oder eben nicht. Wenn nicht, hat man Zeit damit verschwendet, sich zu fürchten, und wenn doch, hat man Zeit verschwendet, in der man besser seine Waffen geschärft hätte.«
    Mae starrte ihn eine Weile an.
    »Du hast Glück, dass du gut aussiehst«, sagte sie schließlich. »Denn irgendwie bist du unheimlich.«
    Nick grinste sie an. »Das ist eine Kombination, die sich bisher immer für mich ausgezahlt hat.«
    Es war ihm viel wohler, wenn er mit ihr flirten konnte, als dabei zuzusehen, wie sie weinte. Er riskierte ein paar Schritte ins Zimmer hinein und sie brach immerhin nicht gleich in Tränen aus. Also schaute er sich um. Jamie hatte sein Bett gemacht. Mae hatte ihre Unterwäsche auf dem Boden liegen lassen.
    »He!«, fuhr ihn Mae scharf an.
    Er wandte den Blick von ihren Unterhosen ab und hob eine Augenbraue.

    »Ich hatte noch nie Angst«, sagte er. Er war bereit, ihr etwas von seinem Innenleben zu offenbaren. »Aber ich kenne den Zorn. Und wie ich ihn kenne.«
    »Ach wirklich?«, sagte Mae. »Und ich habe dich für einen Buddhisten gehalten.«
    Wieder grinste Nick sie an. Er stand jetzt neben ihrem Bett. Sie erwiderte sein Lächeln und fuhr sich mit dem Handrücken über die Wangen, um etwaige Tränen wegzuwischen.
    Dann holte sie tief Atem und schien mit dem Weinen nun fertig zu sein. »Er ist … Er ist alles, was ich habe. Auch bevor sie sich trennten, haben Mum und Dad mehr Zeit im Tennisclub als mit uns verbracht. Wir haben stundenlang mit Puppen gespielt, als wir klein waren.«
    »Oh«, sagte Nick. »Ja, so was Ähnliches haben Alan und ich auch gemacht. Kannst du dir ja denken.«
    »Ja, das kann ich mir denken«, sagte Mae lächelnd.
    »Wenn du dir statt der Puppen Messer vorstellst«, fügte er hinzu.
    »Du kannst mich also verstehen«, sagte Mae mit offenem Blick. »Du hast auch einen Bruder.«
    Immer auf der Hut, für den Fall, dass dies ein weiblicher Schachzug war, um ihm seine Gefühle zu entlocken, ließ es Nick dennoch zu, dass sich seine Muskeln entspannten. Er sagte: »Ja, ich habe einen Bruder.«
    »Er ist mein kleiner Bruder«, fuhr Mae fort. »Ich muss … Ich müsste in der Lage sein, ihn zu beschützen, und ich kann es nicht. Ich tat es nicht. Dabei habe ich es früher immer getan. Er ist mein kleiner Bruder«, wiederholte
sie störrisch, wobei sie ihre Worte wohl mehr an das Universum richtete als an Nick. Dann holte sie noch einmal tief Atem. »Ich vermute, du kannst das verstehen. Alan muss auf dich aufpassen.«
    »So war es

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