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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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angestrengtes Lachen, das so klang, als ob jeden Moment etwas in ihm zerreißen würde, und sagte: »Ich habe ständig Angst.«
    Die Antwort kam für Nick so unerwartet, dass er die Augen aufschlug. Er hatte Alan nie für einen furchtsamen
Menschen gehalten. Alan hatte immer einen Plan, blieb immer ruhig, wusste immer, was zu tun war. Er schaute Alan an, und Alans Gesicht sah so aus wie immer, ruhig im Dämmerlicht. Aber Alans Gesicht log, genauso wie Alans Mund.
    Später in der Nacht wachte Nick auf, weil Alan im Schlaf mit Dämonen sprach. Worte, die Nick nicht verstehen konnte, vermischten sich mit Schreien. So schnell, als würde ein Angriff drohen, rollte er sich aus dem Bett und schüttelte Alan grob, damit er aufwachte. Alan rührte sich, öffnete die Augen und befreite sich mit einem Ruck aus Nicks Griff. Dabei prallte er mit dem Rücken gegen die Wand.
    »He«, sagte Nick. »Ich bin’s bloß.«
    Alan atmete schwer. Neue Linien aus Schmerz zogen sich um seinen Mund und Schweiß glänzte auf seinem Gesicht. Im Mondlicht sah es so aus, als wäre seine Haut von einer silbrigen Schicht überzogen. Alan wirkte wie jemand, der gerade einen Kampf ausgefochten hatte, und so war es ja auch. Die Dämonen versuchten, ihm das Mal der dritten Stufe zu verpassen. Er konnte sie nicht mehr viel länger abwehren.
    Schließlich verzog Alan sein Gesicht zu einer schlechten Kopie jenes Lächelns, mit dem er jedermann besänftigen konnte. Aber seine Miene blieb angespannt und niedergeschlagen.
    »Alles klar«, sagte er. »Alles klar, mir geht’s wieder gut. Ich schlafe jetzt weiter.«
    Aber Alan schlief nicht mehr. Nick ging wieder ins Bett
und lag lange schweigend da, lauschte in die Nacht, für den Fall, dass Alan wieder von Albträumen heimgesucht wurde. Plötzlich hörte er ein Klicken und ein kleiner gelber Lichtfleck erstrahlte an der gegenüberliegenden Wand. Er schaute hinüber und sah Alans schmalen Rücken, sah die Silhouette von Alans Händen. Die Schatten von Alans Fingern waren wie lange schwarze Bänder in dem gelben Licht. Er wusste genau, worauf Alan starrte. Als ob er ohne sie nicht mehr einschlafen konnte.
    Am nächsten Morgen, nachdem Alan aufgestanden war, um Frühstück zu machen, stahl Nick das Foto.

8
    Gefangen
    A N DIESEM TAG schloss sich Nick in der Pause nicht seiner neuen Gruppe an. Er ging auf den Schulhof und stellte sich hinter eine traurig aussehende, zerrupfte Hecke, die dank der milden Witterung tatsächlich ein paar armselige grüne Blätter hervorgebracht hatte. Dort schaltete er sein Handy ein. Er rief die Lokalzeitung in Durham an und bat darum, ein Inserat aufgeben zu können.
    »Ich scanne das Bild ein und schicke es Ihnen per E-Mail«, sagte Nick. »Und darunter setzen Sie bitte: ›Wenn Sie irgendwelche Informationen über Marie haben, rufen Sie mich bitte an.‹«
    Er gab seine Nummer durch und die Daten der Kreditkarte, die Alan ihm für Notfälle aufgedrängt hatte. Dann ging er in den Computerraum, scannte das Foto ein und verschickte es unter einer E-Mail-Adresse, die er eigens für diesen Zweck angelegt hatte. Nick hatte noch nie jemandem eine E-Mail geschickt; dazu hatte bislang kein Anlass bestanden.

    Er bedachte das blonde Mädchen diesmal nur mit einem oberflächlichen Blick. Er hatte beschlossen, dass er sie nicht mochte. Er würde herausfinden, was sie für Alan bedeutete, würde dafür sorgen, dass die Sache ein Ende hatte, und dann würde er nie wieder einen Gedanken an sie verschwenden.
    Nachdem er das erledigt hatte, war es Zeit zu gehen. Nick verließ die Schule vor den beiden letzten Unterrichtsstunden und wartete auf den Wagen. Als er vorfuhr, war Nick nicht im Mindesten überrascht, dass Mae auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte. Er setzte sich wortlos zu Jamie auf den Rücksitz und sie fuhren los. Die Fahrt dauerte etwas mehr als zwei Stunden, zumal Alan darauf bestand, dass sie in einem Kaff namens Andover Rast machten und ein paar Sandwiches aßen, für den Fall, dass sie wegen der Jagd auf die Magier das Abendessen verpassten.
    Sie stellten den Wagen vor dem Bahnhof in Salisbury ab, weil er dort am wenigsten auffiel.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum wir in die Stadt gefahren sind«, sagte Jamie. »Wenn die Magier in der Nähe von Stonehenge eine Dämonenbeschwörung durchführen wollen, sollten wir dann nicht dorthin fahren?«
    »Ich werde mich in der Umgebung von Stonehenge erst mal umschauen«, sagte Alan. »Aber es ist wahrscheinlich, dass sich

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