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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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jene Tage nach Weihnachten. Nick wusste immer, wo Alan war, und normalerweise war er in seiner Nähe. So war es immer gewesen und so würde es auch bleiben. Alan war sein Bruder, und wenn er es sich in den Kopf gesetzt hatte, seinen komischen Plan durchzuführen, wenn er sein Leben riskieren wollte, um ihrer Mutter zu helfen, dann musste Nick an seiner Seite sein und aufpassen, dass ihm nichts passierte.
    Alan war erschöpft, aber er kämpfte sich ein schwaches, liebevolles Lächeln ab. »Also gut«, sagte er und nickte leicht, als ob sie Geschäftsleute wären, die gerade einen Vertrag abgeschlossen hatten. Dann wandte er sich ab und ging in die Diele. Er humpelte ein bisschen mehr als sonst, wie unter einer schweren Last.
    Nick folgte ihm. Er hatte das Gefühl, Alan im Auge behalten zu müssen.
    Was Nick zu ihm gesagt hatte, hatte er ernst gemeint: Er würde seine Mutter opfern, wenn nötig.
    Was Alan wollte, war ohne Bedeutung. Wichtig war nur, dass Alan am Leben blieb.

10
    Das Haus von Mezentius
    F ÜNF MINUTEN SPäTER saßen sie im Wagen, ließen alles zurück, was nicht in die paar alten Taschen passte, die sie im Kofferraum verstaut hatten. Nick hatte sein neues Schwert umgegürtet, und Alan hatte seine Fotos in eine der Taschen gesteckt, einschließlich des Buchs, zwischen dessen Seiten wieder das Bild des blonden Mädchens lag. Während Alan Mae und Jamie über ihre Pläne informiert hatte, war Nick in Alans Zimmer geeilt und hatte das Bild an seinen ursprünglichen Platz zurückgelegt.
    »Was ist das?«, wollte Nick wissen und wünschte sich auf eine perverse Art beinahe, dass Alan ihn anlügen würde.
    »Nur ein Buch, das ich gerade lese«, sagte Alan mit einem schiefen, glaubwürdigen Lächeln. Nick musste unwillkürlich an Gerald, den Magier, denken und wandte sich ab.
    Jetzt zog Camden Town so schnell an ihnen vorbei,
dass sich die Straßen und Laternen zu einem vielfarbigen Fluss zusammenzogen, gelbe und orangefarbene Blitze in einem sanften, grauen Strom.
    Nick fuhr auf die Autobahn in Richtung Süden und hörte es klappern, als er in den vierten Gang schaltete. Er musste bei Gelegenheit mal nach dem Wagen sehen, obwohl er in nächster Zeit wohl kaum die Muße für eine ausgiebige Reparatur haben würde.
    Wenn ihnen der Verkehr keinen Strich durch die Rechnung machte, würden sie in zwei Stunden Southampton erreichen.Von dort aus wollten sie mit der Fähre zur Isle of Wight übersetzen.
    Nick war in Gedanken immer noch beim Straßenverkehr, als Alan ihn leise an etwas erinnerte: »Nick, du wirst bestimmt wieder schrecklich seekrank.«
    »Wieso sollte ich?«, erwiderte Nick.
    Er konnte sich nicht erinnern, jemals auf einem Boot gewesen zu sein. Ihre immerwährende Flucht vor den Magiern ließ ihnen nicht viel Zeit, um sich solchen Vergnügungen wie Segeln oder dergleichen hinzugeben. Aber allein schon der Gedanke war unglaublich. Nick war es niemals schlecht, und selbst wenn es diesmal der Fall sein sollte, würden sie wohl kaum wegen einer derartigen Nichtigkeit wie einem Anfall von Seekrankheit ihren Plan ändern. Er würde Alan auf keinen Fall allein gehen lassen.
    »Wir sind einmal Boot gefahren, als du noch klein warst, und …« Alan biss sich auf die Unterlippe. »Du hast Blut gespuckt. Ich dachte, du würdest sterben.«

    »Ich bin aber nicht gestorben«, wies Nick ihn zurecht. »Und wenn ich damals noch klein war, habe ich es wahrscheinlich mittlerweile überwunden.« Er warf Alan, dessen Gesicht er nur im Profil sehen konnte, einen Blick zu. Die Miene seines Bruders wirkte angespannt und unglücklich. Wenn Alan so besorgt um Nicks Wohl war, könnte er ihm zur Abwechslung vielleicht mal die Wahrheit sagen, dachte Nick, anstatt zu versuchen, ihn von Booten fernzuhalten.
    Mae, Jamie und seine Mutter saßen schweigend auf dem Rücksitz. Nach etwa einer Stunde in der dichter werdenden Dunkelheit auf der Autobahn schaute Nick in den Rückspiegel und sah, dass seine Mutter ihn anschaute. Ihr Blick war beharrlich und kalt.
    Alan war bereit, um ihretwillen zu sterben. Nick konnte das nicht verstehen - und er würde es nicht zulassen.
     
    Die Fähre am zweiten Terminal in Southampton war ein riesiges weiß-rotes Gebilde, das eher einem mehrstöckigen Haus ähnelte als einem Boot. Auf die Seite hatte man eine fröhlich aussehende Wolke gemalt, als ob man die Passagiere zu einem sonnigen Ausflug an den Strand einladen wollte.
    Um diese Zeit, spät in der Nacht, waren nur wenige Menschen an Bord. Nick

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