Der Zirkel Des Daemons
sich an wie ein dicker Spaghettizopf. Er hatte keine Angst, dass er sich wieder übergeben musste. Er wollte sich nur hinlegen, bis er sich wieder daran erinnern konnte, wie sein Körper funktionierte.
»Jamie«, sagte Alan, der um Nicks willen seine Stimme immer noch weich und besänftigend klingen ließ, auch wenn er mit jemand anderem sprach. »Drück auf den Knopf an der Gegensprechanlage und sage: ›Mein Name ist eins.‹«
»Eins?«, fragte Jamie blinzelnd. »Eins - was?«
»Jamie! Nick fällt gleich um!«, rief Mae.
»Okay. Tut mir leid«, sagte Jamie, schüttelte den Kopf, ging rückwärts, stieß dabei fast gegen einen Baumstamm und drehte sich dann zur Seite und eilte zum Tor. Nick hörte seine Stimme, die viel weiter weg zu sein schien, als sie sein sollte, den Satz aussprechen, den Alan ihm vorgesagt hatte.
Das Tor öffnete sich steif und knarrend, als ob es nicht oft geöffnet wurde. Dahinter befanden sich ein Garten voller Bäume, die unter der Last des frischen Grüns, das der Mai hervorgebracht hatte, förmlich zusammenbrachen, und ein mit bunt gestückelten Pflastersteinen belegter Weg, der sich so weit erstreckte, bis er aus dem Blickfeld verschwand.
Langsam gingen sie über den Weg. Bei jedem Schritt wechselte Nicks Wahrnehmung dessen, was um ihn herum geschah. Der Garten war eine undurchdringliche Wildnis, um die sich offensichtlich schon seit Jahren niemand mehr gekümmert hatte. Wilde Rosensträucher
bildeten albtraumhafte Muster vor Nicks Augen und er musste sie schließen. Alans Stimme drang durch sein nebelhaftes Bewusstsein und er öffnete wieder mühsam die Augen.
Vor ihnen stand ein großes weißes Haus, das sich wie eine blütenweiße Klippe gen Himmel erhob. Es war so groß, dass es förmlich nach irgendeiner Verzierung verlangte, nach Säulen und Balkonen, die ihm Anstand und Schicklichkeit verleihen würden, aber jenseits des Tores gab es nichts Verspieltes, nichts Flatterhaftes mehr. Es gab nur noch das kahle weiße Gebäude, das sich fünf Stockwerke hoch auftürmte und über eine breite Tür verfügte. Oberhalb der Tür stand in goldenen, erhabenen Buchstaben etwas geschrieben.
Vor Nicks Augen verschwammen die Worte, glitzernden Fischen gleich, die zu entkommen versuchten und sich weigerten, einen sinnvollen Zusammenhang zu ergeben. Dann standen sie plötzlich still. Nick konnte seinen Körper wieder fühlen, und er fühlte sich schwer an, so schwer, dass er sich aus eigener Kraft nicht aufrecht halten konnte.
Die goldenen Buchstaben blieben eine Weile bewegungslos in der Luft hängen, dann sackten seine Augenlider nach unten und er fiel nach vorn.
Das Haus von Mezentius , lauteten die glänzenden Worte, und darunter stand: Ihr Name ist Legion .
Nick erwachte in der Dunkelheit zu dem Klang von Schreien.
Das Problem der Dunkelheit löste er, indem er um sich tastete und schließlich die Lampe anknipste, die auf dem Nachttisch stand. Die Sache mit den Schreien war nicht so einfach zu lösen. Er setzte sich auf und registrierte erleichtert, dass seine Muskeln und Sehnen sich wieder daran erinnerten, dass sie ihm gehörten und seinen Befehlen gehorchten. Er befreite sich aus dem zerknautschten Bettzeug und schaute sich um. Der Raum war hoch, mit einer Decke, die sich an den Ecken leicht nach unten wölbte. Das Bett, in dem er lag, war riesig und hatte ein Kopfende aus geschnitzter Eiche.
Die Schreie klangen weit entfernt. Nick vermutete aber, dass sie ihren Ursprung ganz in der Nähe hatten und nur durch die dicken Wände gedämpft wurden.
Die schwere Tür, die ebenfalls aus polierter Eiche bestand, öffnete sich. Nick griff nach einem Schwert, das nicht da war, und war froh, als er seinen Bruder erkannte. Er war auch froh, dass Alan sein Schwert bei sich hatte.
Alan lächelte und dabei bildeten sich Lachfalten um seine Augenwinkel. »Ich sehe, dir geht’s schon besser.« Er warf Nick ein kleines Stoffbündel zu, das sich beim Entfalten als Hemd entpuppte, eins von der gestärkten, vornehmen Sorte, die man unter Anzügen trug. Er wollte es gerade ablehnen, als sein Blick auf sein eigenes T-Shirt fiel, das mit Erbrochenem und Blut besudelt war. Wortlos wechselte er das Shirt gegen das Hemd.
Danach machte er mit dem Arm eine ausholende Bewegung. »Das ist ziemlich elegant hier.«
»Es ist Merris Cromwells Haus.«
Das passte zusammen. Jeder wusste, dass Merris Geld hatte, obwohl er nicht gedacht hätte, dass es so viel war.
»Wo sind die anderen?«
Alan wirkte
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