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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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zuerst entfernst?«, fragte er. Diesmal schrie er nicht. Er senkte seine Stimme, damit die Bedrohung noch persönlicher, noch intimer wirkte, ein sanftes Versprechen voller Schmerz.
    Alan hatte eine dunkle Ahnung. »Nick«, sagte er, erschrocken und flehend.

    Nick musste dafür sorgen, dass es keine Missverständnisse gab.
    »Mum bedeutet dir doch so viel, nicht wahr? Sie war eine Magierin des Zirkels des Obsidian. Sie trägt immer noch das Zeichen. Ihr Lebensblut könnte dich retten.«
    Alan begriff jäh. Seine schmale Brust hob und senkte sich zitternd. Er bebte am ganzen Leib.
    »Ich würde es tun«, schwor ihm Nick. »Ich würde sie gegen dich eintauschen. Ich würde es tun, ohne darüber nachzudenken. Ich werde nicht zulassen, dass du stirbst!«
    Alans Mund verzog sich zu einer bösen Linie. »Warum nicht? Weil ich für dich nützlicher bin als Olivia?«
    Er musterte Nick mit dem gleichen entsetzten und verwundeten Blick wie vorhin, als er mit angesehen hatte, wie Nick den Magier mit seinem Messer bedroht hatte. Nick schaute weg, hinaus aus dem Fenster, wo die Nacht niedersank und die Häuser eines nach dem anderen mit ihren Klauen packte. Er wusste, dass Alan eine bestimmte Antwort von ihm erwartete. Aber nicht, welche.
    »Nun, ja … du bist nützlicher als sie«, sagte er zögernd.
    »Wie kannst du nur …?«, setzte Alan mit zornerfüllter Stimme an.
    Maes Schrei unterbrach ihn. Es war kein Hilfeschrei und auch kein Schrei des Entsetzens. Es war ein Schmerzensschrei.
    Alan zog das Messer aus der Scheide an seinem Handgelenk und streckte es Nick entgegen, noch ehe der ein Wort sagen konnte. Nick umschloss mit den Fingern das
Heft und rannte, drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter, stieß die Wohnzimmertür auf, stürzte ins Zimmer und wäre beinahe mit seiner Mutter zusammengestoßen.
    Sie warf die Arme hoch, als ob die Bedrohung von Nick ausgehen würde.
    »Fass mich nicht an!«
    »Ich will dich nicht anfassen«, rief Nick. »Was ist passiert?«
    Seine Mutter machte sich nicht die Mühe zu antworten. Was passiert war, war offensichtlich. Das Wohnzimmer sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Jemand hatte das Fenster eingeschlagen und den Läufer zerfetzt. Mae lag merkwürdig verdreht auf dem Boden. Ihr Gesicht war blutüberströmt, und sie wollte gerade aufstehen, während Jamie versuchte, dafür zu sorgen, dass sie liegen blieb. Der Stuhl, auf dem Gerald, gesessen hatte, war umgefallen, und die Ketten, mit denen er gefesselt gewesen war, zogen eine schimmernd silbrige Spur zu dem zersplitterten Fenster.
    Draußen am Himmel, weit außerhalb ihrer Reichweite, flog ein riesiger Vogel, der sich deutlich von der untergehenden Sonne abhob und dessen Schwingen golden aufblitzten. Nick konnte sich denken, dass dieser Riesenvogel auch über beeindruckende Klauen verfügte, jedenfalls nach dem zu urteilen, was die Kreatur mit dem Läufer und mit Maes Gesicht angestellt hatte.
    »Mae«, sagte Nick. »Ist alles in …?«
    Alan taumelte die letzte Stufe der Treppe hinab und war sofort an Maes Seite. Nick verstummte und ging den
Erste-Hilfe-Kasten holen, reichte ihn dann Alan ohne ein Wort. Alan dankte ihm mit einem Nicken und murmelte dabei Mae tröstende und gänzlich sinnlose Worte zu, während er den Schnitt auf ihrer Wange zusammendrückte und dann mit einem Pflaster sorgfältig verschloss. Mae, die sich eben noch hartnäckig auf die Füße hatte kämpfen wollen, blieb still liegen und ließ die Prozedur ohne einen Schmerzenslaut über sich ergehen. Nick sah, wie sie ihrerseits beruhigend auf Alan einflüsterte, sah das Lächeln, das sie einander schenkten.
    »Es geht mir gut, wirklich. Danke«, murmelte Mae leise und mit einem Seufzen. Alans Musikerfinger hielten sie leicht am Kinn fest. »Er hat sich in einen verdammten Vogel verwandelt. Ich konnte es einfach nicht fassen!« In ihrer Stimme lag Frustration. »Ich konnte ihn nicht aufhalten. Ich konnte gar nichts tun.«
    »Es ist nicht deine Schuld«, versicherte ihr Alan.
    Er hatte recht. Es gab nichts, was sie hätte tun können. Wenn Gerald in der Lage war, sich in einen Vogel zu verwandeln, dann verfügte er über weit mehr Macht, als Nick geglaubt hatte. Er hatte so viel Macht, dass es für seine Gefangennahme nur eine vernünftige Erklärung gab: Er hatte sich bewusst fangen lassen.
    Er hatte es darauf angelegt, hierher gebracht zu werden.
    Sie waren hereingelegt worden. Und das war noch nicht einmal das Schlimmste.
    Mit wachsender Wut

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