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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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er an einer Übersetzung hatte arbeiten müssen. Er hatte Nick in einem kalten, dunklen Haus zurückgelassen, allein mit ihrer Mutter, die oben in ihrem Zimmer getobt hatte. Nick wollte wissen, warum er das getan hatte. Er wollte genau wissen, was dieses Mädchen Alan bedeutete.
    Er legte die Hand auf seinen Nacken, fühlte, dass sein eigener Griff kräftiger und brutaler war als Alans Hand. Dann dachte er daran, dass er Alan hatte vertrauen wollen.
    »Hören Sie«, sagte er abrupt. »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Kann …? Ich werde Sie zurückrufen.«
    Er schaltete das Telefon aus, ehe sie noch etwas sagen konnte. Dann wog er das kleine, lächerlich wirkende Ding in seiner Hand. Er wusste nicht einmal, warum er ein Handy hatte. Er rief nie jemanden an.
    Aber dann fiel es ihm ein. Alan hatte ihm das Handy geschenkt, und er hatte es behalten, weil er wusste, dass Alan sich dadurch besser fühlte, weil er jederzeit mit Nick in Kontakt treten und sich versichern konnte, dass es ihm gut ging.
    Nick steckte das Telefon wieder in die Hosentasche und fasste einen Entschluss. Er würde zu Alan gehen und ihm alles sagen. Auch Nick hatte ja ein paar Geheimnisse, aber er würde Alan erzählen, dass er über Marie Bescheid
wusste und wie er es herausgefunden hatte. Alan würde begreifen, dass die Geheimnisse und Lügen ein Ende haben mussten.
    Alan war nicht mehr in der Toilette. Nick runzelte die Stirn und ging langsam wieder in Richtung der Eisentür, wo er Mae und Jamie zurückgelassen hatte. Auf halbem Weg durch den Korridor hörte er hinter einer Tür die Stimme seines Bruders und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Ich wusste, dass ihm schlecht werden würde«, sagte Alan. »Aber das war nicht wichtig.«
    Nick wollte schon die Tür öffnen, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne.
    »Es scheint so, als ob dir vieles nicht wichtig war«, sagte die Stimme von Merris Cromwell.
    Eine kurze Pause folgte, dann sagte Alan: »Ich bereue nichts von dem, was ich getan habe.«
    Alan hatte hierher kommen wollen und Nick war ihm aus freien Stücken gefolgt. Er hätte es in jedem Fall getan, aber der Gedanke daran, dass Alan kaltblütig hingenommen hatte, dass die Schiffsreise Nick krank machen würde, versetzte Nick einen Stich in die Magengrube, als ob ihm immer noch übel wäre. Das passte nicht zu Alan, nicht zu dem Bruder, der ihn großgezogen, ihm seine Schulbrote eingepackt hatte und der sich jeden Abend auf die Kante von Nicks Bett gesetzt hatte, wie eine kleine, geduldige Eule, bis Nick eingeschlafen war. Nichts davon passte zu der leidenschaftslosen Stimme hinter der Tür.

    »Du magst es nicht bereuen, aber der Jahrmarkt wird sich nicht damit abfinden«, gab Merris Cromwell mit leiser und kalter Stimme zurück. »Wenn wir davon gewusst hätten, wärt ihr nie bei uns aufgenommen worden. Ihr werdet nie wieder bei uns willkommen sein.«
    Alan hatte Merris von ihrer Mutter erzählt. Dieser Umstand hätte in Nick etwas auslösen sollen, aber er tat es nicht. Er fühlte nichts. Er stand in dem kalten, widerhallenden Korridor und begriff nicht das Geringste.
    »Glaubst du, mich kümmert das?«, fragte Alan. »Kannst du mir nun helfen oder nicht?«
    »Ich kann dir nicht helfen und ich bin froh darüber«, sagte Merris eisig. »Komm nie wieder zum Jahrmarkt, um dort um Hilfe zu bitten. Alle werden sich gegen dich wenden. Du bist jetzt ganz auf dich gestellt.«
    Nick hörte ein Geräusch, das er kannte: das leicht zitternde Einatmen seines Bruders. Er war gekränkt, versuchte aber, sich zusammenzureißen. »Das dachte ich mir. Ich weiß jetzt, was ich zu tun habe. Danke.«
    »Danke mir nicht«, sagte Merris. Dann fuhr sie mit echtem Schmerz in der Stimme fort, so als ob sie geglaubt hätte, Alan zu kennen, als ob sie Alan vertraut hätte, wie Nick ihm vertraut hatte, und jetzt merkte, wie sehr sie getäuscht worden war. »Tu es nicht, Alan. Nimm meinen Rat an. Niemand muss davon erfahren. Überlasse den Magiern das Problem. Zieh dich einfach zurück.«
    Das war ein Rat, wie man ihn von den Jahrmarktleuten erwarten durfte. Keiner vom Jahrmarkt der Kobolde hätte einen Magier geschützt oder wäre so dumm
gewesen, sich offen mit einem Zirkel der Magier anzulegen. Nick wünschte, dass Alan den Rat annehmen würde. Wenn er das Amulett ihrer Mutter einfach dem Zirkel zurückgeben würde, würde ihre Mutter zwar sterben - aber sie war eine Magierin gewesen und verdiente den Tod. Ohne einen ganzen Zirkel der Magier im Nacken würde

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