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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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seiner Familie machte alles noch schlimmer.
    Maes Anblick dagegen beruhigte ihn etwas. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und betrachtete sein Gesicht. Ihre Augen waren entschlossen und ihr Mund störrisch verzogen. Sie war ihm vertraut geworden, und je besser er sie kannte, desto mehr gefiel sie ihm. Er lächelte sie an, ein langsames, gezieltes Lächeln, das ihre Mundwinkel automatisch nach oben zucken ließ.
    »Es wäre mir lieber, wenn Mae sich um mich kümmern würde«, sagte er gedehnt.
    Selbst wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte er das Lächeln in ihrer Stimme gehört. »Ja, gerne.«
    In diesem Augenblick winkte Merris’ Skipper, ein Mann mit kurz geschorenen Haaren und gekleidet in einen schwarzen Anzug, sie an Bord. Im Näherkommen
sah Nick, dass er die abgewetzten Zähne und die gelbe Zunge eines Nekromanten hatte. Die Kräuter, die Merris Nick gegeben hatte, verursachten ihm bereits ein leichtes Schwindelgefühl, aber das erleichterte ihn fast. Seine Angst vor dem Boot und der Zorn auf Alan rückten in den Hintergrund, ließen ihn vorläufig in Ruhe und warteten ab, bis er sich wieder damit beschäftigen konnte.
    Schon bald würde er wieder festen Boden unter den Füßen haben und dann würde er alle Geheimnisse seines Bruders erfahren. Im Augenblick konnte er nichts weiter tun, als die Stufen zu der Kabine unter Deck hinunterzustolpern. Mit zitternden Händen fummelte er am Türknauf. Der Raum, der sich dahinter verbarg, war halbrund. Darin stand ein einfaches weißes Bett mit Handund Fußfesseln.
    So also transportierten sie die Besessenen zur Insel. Nick legte sich auf das Bett, dankbar, dass er sich nicht mehr auf seine Beine verlassen musste, und starrte zur hölzernen Decke. Er hörte, wie Mae hereinkam und die Tür hinter sich schloss.
    »Du musst mich nicht fesseln«, sagte Nick zu ihr. »Ich verspreche, dass ich brav sein werde.«
    Mae lachte. »Aber ich hatte eigentlich vor, dir ganz entsetzliche Dinge anzutun, wenn du dich erst mal in meiner Gewalt befindest.«
    »Oh«, sagte Nick. »Wenn das so ist: Bitte sehr!«
    »Nein, jetzt hast du’s verdorben.«
    »Ja«, murmelte Nick. »Das mache ich andauernd.«
    All die Mädchen, die ihn anfangs mit glänzenden Augen
und angehaltenem Atem angeschaut hatten, hatte er am Ende doch enttäuscht. Die meisten hatten es irgendwann mit der Angst zu tun bekommen. Mae war jetzt schon länger in seiner Nähe als irgendeines dieser Mädchen vor ihr. Und sie ließ sich nicht so leicht Angst einjagen, aber natürlich lagen die Dinge zwischen ihnen beiden auch anders.
    »Nick«, sagte Mae und zögerte dann.
    Sie zeigte so selten ein Zeichen von Unsicherheit, dass Nick aufhorchte. Er stützte sich auf die Ellbogen und schaute sie an. Sie lehnte mit dem Rücken an der Tür. Ihr pinkfarbenes Haar war vom Wind zerzaust und ihre Wangen gerötet. Was vielleicht ebenfalls vom Wind herrührte. Vielleicht auch nicht.
    »Ich habe mich gefragt …«, sagte Mae langsam. »Dieses Mädchen vom Jahrmarkt, Sin … bist du mit ihr zusammen?«
    »Nein«, sagte Nick. Er wusste nicht, was er sonst noch hätte sagen sollen, aber Mae blickte zu Boden und schien verlegen zu sein, also fuhr er fort. »Ich bin nie wirklich mit jemandem zusammen.«
    Das hatte ihn noch nie sonderlich gekümmert. Eine Nacht oder zwei mit einem Mädchen, dann war Schluss. Und dann kam die Nächste. Irgendwie war ihm das immer wie die beste Lösung vorgekommen.
    Nick war überrascht, dass Mae gefragt hatte, nicht wegen der Unverblümtheit, mit der sie ihre Frage gestellt hatte, denn das war ihre Art. Er war überrascht, dass sie es überhaupt wissen wollte.

    Vielleicht bedeutete das - und eigentlich war er sich ziemlich sicher -, dass sie ihn Alan vorzog. Und wenn das der Fall war …
    Maes Augenbrauen hoben sich. Sie lächelte leicht.
    »Ach wirklich?«, sagte sie belustigt und ungläubig zugleich. »Du bist also ein Unschuldslamm, ja?«
    »Aber ja doch«, versicherte ihr Nick mit einem Schnurren in der Stimme. »Du kannst ja versuchen, mich zu verderben, wenn du willst.«
    Rechts und links von Maes Mundwinkeln bildeten sich Grübchen. »Wenn du es mir erlaubst, macht es doch keinen Spaß mehr.«
    »Um Himmels willen«, stöhnte Nick in gespieltem Entsetzen. »Lass mich frei, du Ungeheuer. Mir graut vor deinen üblen Absichten. Und doch finde ich dich merkwürdigerweise ziemlich attraktiv.«
    Der Bootsmotor brummte auf und das Boot löste sich mit einem Ruck vom Anleger, schaukelte

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