Der Zirkel Des Daemons
finden.
Es war Geld, das die Familien der Menschen bezahlten, die von einem Dämon besessen waren, so wie es auch Jamie widerfahren konnte. Und wie es auch Alan ergehen konnte. Er fragte sich, was Sin davon halten würde.
Merris hob die Augenbrauen. »Auch Menschen, die in Krankenhäusern Hilfe suchen, sind verzweifelt und auch sie müssen bezahlen. Es gibt viele Krankenhäuser, aber nur ein Haus des Mezentius .«
Wenn er den Gedanken an Alan einmal beiseiteschob, hörte sich das alles ganz vernünftig an. Jene, die sich mit der Magie beschäftigten, hatten ihren eigenen Wirtschaftszweig
aufgebaut, und Merris hatte einen Weg gefunden, diese Wirtschaft zu ihren Gunsten zu lenken. Es gab nur eine Sache, die er nicht verstand.
Er räusperte sich. »Warum tötet ihr sie nicht einfach?« »Verwandte und Freunde sind merkwürdigerweise nur ungern bereit, die Besessenen umbringen zu lassen. Besonders wenn ich ihnen erkläre, dass der geliebte Mensch sich noch irgendwo im Innern des Körpers und des Geistes befindet, unfähig, die Kontrolle zurückzuerlangen. Freunde und Familie wollen die Besessenen unter Verschluss halten, aber ihnen soll nichts geschehen. Sie beten für ein Wunder. Manchmal bestehen sie darauf, bei ihren Liebsten zu bleiben, in der Hoffnung, ihr Leid lindern zu können.« Merris zuckte mit den Schultern. »Das kostet extra.«
»Die magischen Kreise, mit denen ihr die Besessenen bindet«, sagte Alan mit scheinbar wissenschaftlichem Interesse, »was unterscheidet sie von den Kreisen der Magier? Kann man damit Dämonen beschwören? Kann man ihnen Befehle erteilen?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, warum wir diesen Wunsch haben sollten. Wir haben genug zu tun mit den Dämonen, die wir schon haben. Ich halte es für das Wichtigste, sie hinter verschlossenen Türen zu halten«, sagte Merris trocken. »Da ihr den weiten Weg gemacht habt, um Antworten zu finden, kann ich euch ein paar Diagramme zeigen, die euch detailliert erklären, wie die Kreise funktionieren.«
»Dafür wäre ich dir dankbar«, sagte Alan.
»Sie sind sehr einfach«, sagte Merris. »Man kann damit keine Dämonen beschwören. Wir haben noch nicht einmal einen Weg gefunden, wie wir Verständigungslinien einarbeiten können. Alles, was wir tun können, ist, sie festzusetzen.«
Mae und Jamie betrachteten das Geschehen in der Zelle noch immer mit fasziniertem Entsetzen. Nach einer Weile fragte Mae: »Ist schon jemals ein Wunder geschehen? Ich meine, hat schon jemals ein Dämon einen Körper verlassen?«
»Kein Dämon verlässt einen lebenden Körper«, sagte Merris. »Egal was mit ihm passiert - sie ziehen in jedem Fall unsere Welt der ihren vor. Aber die Menschen verlieren niemals die Hoffnung, bis zum Schluss.«
Sie zeigte auf das Fenster in der Eisentür. Alle schauten hindurch, als ob das Fenster ein Fernsehbildschirm wäre und die Szene extra für sie aufgeführt würde. Ruth mit den kastanienbraunen Haaren stand mit steifen Gliedern auf. Sie legte ihre Hand auf Thomas’ Gesicht, und Thomas … nun, er blinzelte nicht, jedenfalls nicht direkt. Seine Augen zuckten, als hätte er mehrere Augenlider, wie eine Katze, und als er die Augen öffnete, waren sie wieder normal und menschlich. Er schaute die Frau an und unter seinem Blick öffnete sich ein Schnitt auf ihrer Wange. Sie stöhnte auf und hob die Hand zu ihrem Gesicht. Dann schaute sie auf ihren Arm. Dort bildete sich ein weiterer Schnitt, als ob seine wandernden Augen Messerklingen wären.
»Keine Sorge«, sagte Merris. »Der Dämon benutzt alle
Magie, die er aufbieten kann, um sie dazu zu bringen, ihn freizulassen, aber er wird ihr keine tödlichen Verletzungen zufügen. Er weiß, dass sie die Einzige ist, die ihn füttern wird.«
Mit den Bewegungen einer Greisin legte Ruth wieder ihre Hand auf das Gesicht des besessenen Thomas. Sie streichelte ihm kurz die Wange, und Nick sah, dass sich ihre Lippen bewegten, aber er konnte nicht hören, was sie sagte. Es war Nick nie in den Sinn gekommen, dass man für einen von einem Dämon besessenen Menschen keine Verständigungslinien herstellen konnte. Ihm war bekannt gewesen, dass Besessene nicht sprechen konnten. Jetzt betrachtete er den besessenen Körper, der die Frau mit reptilienartiger Ausdruckslosigkeit anstarrte, und erkannte, dass der Dämon tatsächlich nichts verstand.
Die Frau redete weiter, obwohl es sinnlos war. Nick glaubte, ihr das Wort »Liebe« von den Lippen abzulesen, aber er war sich nicht sicher.
Mae versuchte
Weitere Kostenlose Bücher