Der Zirkus der Abenteur
mit seinen drei braunen Bären bildete einen be-sonderen Anziehungspunkt des Unternehmens. Die großen Tiere, die zärtlich an ihrem Herrn hingen, waren die geborenen Clowns. Sie boxten, schossen Kobolz und tanzten auf zwei Beinen.
Aber Pedro warnte Jack vor den Bären. »Geh nicht zu nah an sie heran. Sie sind tückisch und unberechenbar.
Nur Fank versteht es, mit ihnen umzugehen.«
Sehr drollig waren auch die beiden Schimpansen Jo und Fum. Ihre Herrin, Madame Fifi, führte sie an der Hand in die Manege. Sie war sehr zierlich und kaum größer als die Tiere. Jack mochte die Schimpansen gern, mußte jedoch bald entdecken, daß sie gefährliche Ta-schendiebe waren. Ohne daß er es merkte, griffen sie mit ihren haarigen Händen in seine Taschen und entwende-ten sein Taschentuch, ein Notizbuch und zwei Bleistifte.
Madame Fifi gab ihm die Sachen lachend zurück. Dabei zwitscherte sie etwas auf französisch. Oder war es spanisch? Sie sprach so schnell, daß Jack nicht einmal erkennen konnte, in welcher Sprache sie redete. Als sie an Jacks Gesicht sah, daß er sie nicht verstand, versuchte sie es mit englisch. »Böse Burschen«, sagte sie, indem sie mit ihrem winzigen Finger auf ihre Begleiter zeigte. »Sie verdienen Schläge.«
Die beiden Akrobaten hießen Toni und Bingo. Toni war ein wundervoller Seiltänzer. Er lief, sprang und tanzte auf dem Seil und schoß sogar Purzelbäume darauf. Die Zuschauer rasten vor Begeisterung, wenn er in schwindeln-der Höhe seine Kunststücke vorführte. Jack stand jedesmal entsetzliche Angst aus, daß er hinunterfallen könnte.
»Er wird sich noch einmal das Genick brechen«, sagte er zu Pedro. »Warum arbeitet er nicht mit einem Netz?«
»Frage ihn doch«, antwortete Pedro. Das tat Jack auch wirklich, als Toni bald darauf Pedros Mutter besuchte.
Toni war Spanier, verstand jedoch sehr gut englisch, wenn er es auch nicht fließend sprechen konnte.
»Ein Siekerheitsnetz!« rief er verächtlich. »Nurr in England wird ein Siekerheitsnetz für mich angebracht. Ich falle nicht. Ich bin Toni, der große Toni.«
Eine besonders komische Nummer des Programms war Tops, ein Clown, der auf Stelzen ging. Alle anderen überragend, betrat er mit seinen unglaublich langen Beinen die Manege. Am Ende der Stelzen waren sehr große Schuhe angebracht. Die Kinder, die den Zirkus besuch-ten, hielten ihn für einen echten Riesen, zumal er eine gewaltige Stimme besaß.
Er hatte sich ein besonders großes Fahrrad bauen lassen und erregte stets großes Gelächter, wenn er mit seinen Stelzen darauf fuhr. War er dann vom Rad gestiegen, so kam plötzlich ein kleiner Mann auf ihn zu, der ihm etwas Wichtiges mitteilen wollte. Eine Leiter wurde in die Manege gebracht und an den Clown angelehnt. Der kleine Mann kletterte geschwind hinauf und konnte sich nun oben mit dem Riesen unterhalten. Dann bebte das Zelt von dem Lachen der Zuschauer.
In Wirklichkeit war Tops ein drolliges kleines Männ-chen, das voller Spaße steckte. Seine gewaltige Stimme paßte gar nicht zu dem kleinen Körper. »Er hat das Stel-zengehen nur gelernt, um groß genug für seine Stimme zu sein«, sagte Pedro. »Jedenfalls behauptet er das.«
Während Jack immer wieder über Tops lachen mußte, sah er dem Schwertschlucker Hola nur mit Schaudern zu.
Hola konnte ein langes Schwert bis zum Heft in den Hals stecken. Er bog den Kopf zurück und ließ das Schwert langsam hinuntergleiten.
»Ich kann ja verstehen, daß er Dolche oder Messer verschluckt«, sagte Jack. »Eigentlich verschluckt er sie ja auch gar nicht, sondern steckt sie nur in den Hals. Aber wie kann er das mit dem langen Schwert machen? Mir wird immer ganz übel, wenn ich ihm dabei zusehe.«
Pedro lachte. »Ich werde dich mit Hola bekannt machen«, versprach er. »Vielleicht zeigt er dir seinen Trick.«
Eines Abends machten die beiden Jungen einen Besuch in dem hellgelben Wagen des Schwertschluckers.
Pedro stellte Jack vor. Hola war ein großer magerer Bursche mit traurigen Augen. Pedro sprach ihn deutsch an.
Er nickte, lächelte ein wenig und forderte die Jungens auf näherzutreten. Jack erblickte einen großen Ständer, in dem Messer, Dolche und Schwerter aller Größen staken.
Er deutete auf ein langes Schwert.
Hola nahm es in die Hand. Dann bog er den Kopf zu-rück und stieß es langsam in seinen Hals, bis nur noch der Griff hervorguckte. Jack beobachtete ihn mit großen Augen. Wie war das nur möglich?«
Nun zog Hola das Schwert wieder heraus, lächelte ein wenig
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