Der Zivi: Liebe auf Umwegen... (German Edition)
waren, übermannte mich ein unruhiger Schlaf. Der Hunger weckte mich wieder und ich klingelte die Schwester an. Mittlerweile war es dunkel, und mein Magen knurrte ganz anständig, meine Blase drückte auch. Peinlich war es. Mein frisch operiertes Bein hinderte mich am Aufstehen.
Ich trug eines dieser supererotischen Krankenhausnachthemden, die einem gerade bis zum Knien reichten und die hinten nicht geschlossen werden konnten. Mir war bewusst, dass es für die Schwester normal war, trotzdem war ich peinlich berührt sie zu fragen, ob sie mir auf den Schieber helfen könne. Zum Glück verließ sie das Zimmer, sonst hätte ich trotz Druck auf der Blase, keinen einzigen Tropfen herausbekommen.
Als mir zwanzig Minuten später mein Abendbrot servierte wurde, schmeckte dieses einfach großartig.
Es war ca. einundzwanzig Uhr, und obwohl ich viel geschlafen hatte, übermannte mich schon wieder die Müdigkeit. Eingenickt fuhr ich erschrocken zusammen, als es leise an die Tür klopfte.
"Ja?" Erwartungsvoll wartete ich darauf, wer wohl eintrat. War die Besuchszeit nicht schon längst zu Ende? Ich staunte nicht schlecht, als Lysanders rote Haare durch den Türspalt schauten ...
Unbehagen ergriff mich. Die Freude über sein Kommen wollte ich mir nicht erlauben, obwohl mein Herz sofort heftig zu schlagen begann und die Schmetterlinge in meinem Bauch auseinander stoben und wild umherflatterten.
Lysander betrat leise das Zimmer und auch ihn schien die Situation zu belasten. Er trug kein Karohemd, aber das eng anliegende kakifarbene Shirt mit dem ziemlich tiefen V-Ausschnitt betonte seine breite Brust noch viel mehr.
Um den Hals hatte er einen Schal geschlungen, sodass der Knutschfleck nicht zu sehen war. Wäre mein Allgemeinzustand nicht so schlecht gewesen, hätte nicht mal mein Ärger auf ihn verhindern können, dass mir das Wasser im Mund zusammenlief, so lecker sah er aus. Und er wusste es.
"Darf ich reinkommen, Sebastian?", fragte er mich vorsichtig.
Ich nickte, und hielt mir gleich darauf den schmerzenden Kopf.
Lysander schnappte sich lässig einen der zwei Stühle, die für Besucher vorgesehen waren, und zog ihn nah zu mir ans Bett. Mit der Lehne nach vorn setzte er sich breitbeinig mir gegenüber.
In der anderen Hand hatte er einen kleinen Strauß bunter Blumen, die er, wie es aussah, aus einem Vorgarten geklaut hatte. Ich schmunzelte in mich hinein und ärgerte mich gleichzeitig über mich, weil mich schon sein Anblick all meinen Ärger vergessen ließ.
Also zwang ich mich ihn nicht merken zu lassen, dass er eigentlich leichtes Spiel mit mir hatte. Ich gehörte leider zu der Sorte Mensch, die man bevorzugt mehrmals verletzen konnte, weil sie aus Schaden nicht wirklich klug wurden.
Ich erlaubte es aus Dummheit oder Naivität immer wieder und fiel dann in metertiefe selbst gebaute Gruben, aus denen ich nur schwer wieder herauskam.
Da saß er nun und sah mich an. In seinen wunderschönen, braunen Augen zeigte sich tatsächlich eine Spur Reue, oder vielleicht eher Schuldbewusstsein. Auch wenn ich allein vor den Bus gefahren war, hatte er mit seinem Verhalten dazu beigetragen. Er war sich dessen bewusst und sicher war er nur gekommen, um sein Gewissen zu beruhigen. Ja da war er wieder, mein Ärger und auch meine Verletztheit kehrten zurück.
Er war sicher nicht hier, weil er mich so sehr mochte, wie ich ihn.
Lysander wollte irgendetwas loswerden. Er fuhr sich mit der Hand über Mund und Kinn und rieb dieses. Erwartungsvoll sah ich ihn an und brachte ihn doch tatsächlich noch mehr aus dem Konzept.
Er, der immer Herr der Lage war. Er, der mich immer mit dem letzten Wort, oder mit einer Handlung im Regen stehen ließ, wusste nicht, was er sagen sollte und ich würde ihm nicht zu Hilfe kommen.
Der Teufel auf meiner linken Schulter lachte zufrieden, während das sanfte Engelchen gerade aufbegehren wollte, dann aber den Dreizack des Teufels im Rücken spürte und erschrocken innehielt ...
Kleine Annäherung ...
Lysander versuchte sein selbstsicheres Lächeln, welches eigentlich immer wirkte und auch diesmal seine Wirkung nicht verfehlte. Er hielt mir die Blumen hin, die schon leicht die Köpfe hängen ließen, weil er sie so krampfhaft zusammengedrückt hatte.
"Danke, Lysander, ich glaube im Flur stehen Blumenvasen."
Sein Name zerging mir auf der Zunge, aber ich freute mich trotzdem, ihn noch mal umher scheuchen zu können. Er stand auf und schwang seinen hübschen Hintern wieder hinaus auf den Flur. Wenige Minuten später
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