Der Zivi: Liebe auf Umwegen... (German Edition)
hatte.
Ich hatte über die letzten Jahre auch nicht wie ein Mönch gelebt und viele Affären gehabt, die eine Nacht oder nur wenige Tage hielten.
So jemand wie Lysander war mir aber noch nie begegnet. Er übte eine besondere Anziehung auf mich aus, der ich nicht oder nur schwer widerstehen konnte.
Wie sollte ich mich jetzt verhalten? Ich wollte ihn, aber wie sollte ich ihm vertrauen? Wollte er mich noch, oder versteckte er sich lieber weiter hinter seiner Mauer? Sollte ich ihm helfen, seinen Gefühlen zu vertrauen, wenn er mich nur nah genug an sich heran ließ?
Meine Gedanken wurden durch erneuten Schmerz unterbrochen. Mein Bein, mein Kopf einfach alles schien meinen Körper zu malträtieren. Ich klingelte nach der Nachtschwester und diese versorgte mich mit Medikamenten.
Erholsamer Schlaf legte sich sogleich über mich. Aber am Morgen stellte ich mir die gleichen bohrenden Fragen, die ich mir schon in der Nacht nicht beantworten konnte.
Kinder, Kinder ...
Nach dem Frühstück besuchte mich ein Pfleger und half mir bei der Körperpflege. Der Mann mittleren Alters war freundlich und es beruhigte mich, dass es keines der jungen Mädchen, oder gar ein junger hübscher Kerl war. Ein neues hässliches Nachthemd wurde mir übergezogen, nachdem ich gründlich gewaschen war, ich fühlte mich auch gleich besser.
Der Verband am Kopf wurde gewechselt, der Tropf gezogen, aber die Braunüle blieb dort, wo sie war. Nach der Visite würde mein Bein aus dem Drahtgestell genommen werden und ich würde für zwei Wochen einen Gips bekommen, danach eine Schiene und Bewegungstherapie. Weitere vier Wochen später sollte alles verheilt sein, wenn die Heilung planmäßig verlief.
Ich besorgte mir einen Telefonanschluss und Fernsehen und so dämmerte ich immer vom Wachzustand in den schlafenden, sah fern und langweilte mich schrecklich, als es plötzlich an der Tür klopfte.
Ich staunte nicht schlecht, als Georg mit seiner Gruppe gehörloser, kleiner Nervensägen herein gestolpert kam. Noch etwas gehemmt standen sie wie die Orgelpfeifen vor meinem Bett und lachten mich schüchtern an. Artig versuchten sie ein "Hallo, Sebastian" zu artikulieren. Ein schwerer Name, aber sie schafften es ganz gut.
Ich freute mich sehr, die Bande zu sehen und kurze Zeit später saß die Hälfte auf meinem Bett und ich musste ihnen meine Narbe zeigen. Sie lachten über das lustige Nachthemd und ich verzog das Gesicht gespielt beleidigt.
Georg berichtete mir, dass alle Kinder aus der Einrichtung schrecklich betroffen gewesen wären. Viele hätten geweint und in den nächsten Tagen würde mich auch die Gruppe der blinden Kinder besuchen kommen.
Jetzt griff er in eine Umhängetasche und die Kinder scharten sich um ihn. Jedes kam daraufhin mit einem selbst gemalten Bild zu mir ans Bett und überreichte es mir feierlich. Ich lobte alle, drückte sie an mich und war wirklich ziemlich gerührt, dass sie sich solche Mühe gegeben hatten. Dabei war ich noch gar nicht lang in ihrer Gruppe.
Georg versicherte mir, er würde sich sehr auf meine Rückkehr freuen, ich fehle an jeder Ecke. Jetzt war ich wahrhaftig sprachlos. So ein riesiges Kompliment aus Georgs Mund zu hören, war wie ein Ritterschlag.
Die kleine Gruppe verabschiedete sich nach einer halben Stunde. Kaum waren sie weg, erreichte die Visite mein Zimmer. Der Chefarzt und drei weitere Wichtigtuer standen um mein Bett, lasen die Krankenakte und sahen sich dann die Operationsnarbe an.
Die Untersuchung schmerzte natürlich, aber der Arzt war sehr zufrieden und am Nachmittag sollte ich einen Gips bekommen. Mit dem Gips wäre ich wenigstens in der Lage allein auf die Toilette zu gehen und mich zu waschen. Bis zum Mittag döste ich wieder vor mich hin und war froh mich nicht mit unangenehmen Gedanken plagen zu müssen.
Das Essen schmeckte köstlich, was man ja von Krankenhausessen meist nicht behaupten kann. Da ich als Single aber selten kochte, war ich durchaus zufrieden. Meine Eltern riefen an und meldeten zum Wochenende ihren Besuch an. Ich freute mich sie nach ein paar Monaten endlich mal wieder zu sehen.
So verging der halbe Tag, und erst nachdem der Gips am Bein richtig hart getrocknet war, kam die erste Langeweile auf. Die Bewegungstherapeutin wollte noch vorbei kommen und mir zeigen, wie ich schonend aus dem Bett kam. Sie wollte auch die Gehhilfen mitbringen.
Mit der Langeweile begann ich auch wieder zu grübeln. Lysander!
Er ging mir nicht aus dem Kopf und ganz egal wie ich es drehte, ich wollte ihn. Auch
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