Der Zivi: Liebe auf Umwegen... (German Edition)
in die Küche.
Sie schüttelte den Kopf: "Ich hab dich gewarnt, Sebastian." Etwas mitleidig sah sie mich an. "Er hat schon reihenweise Herzen gebrochen. Er bindet sich nicht."
Ich versuchte die Worte nicht an mich heranzulassen. Obwohl ich vorhin schon das Gefühl gehabt hatte, dass er mich aussperrte. Wir würden sehen. Ich würde versuchen ihn nicht zu drängen.
Gegen acht Uhr war der kleine Moritz komplett kaputt. Wir hatten noch "Topfschlagen" gespielt und, so makaber es sich anhört, " Blinde Kuh". Spiele, die für ein blindes Kind wie gemacht waren. Es war toll und wir hatten viel Spaß.
Irgendwann schlief der kleine Kerl auf Lysanders Schoß ein. Dieser trug seinen Neffen in dessen Kinderzimmer und legte ihn vorsichtig ins Bett. Mit einem Kuss auf die Stirn verabschiedete er sich von Moritz. Leise schloss er die Tür.
Karen kam lächelnd auf uns zu. "Danke euch beiden. Der Tag war für Moritz was ganz Besonderes. Er hat ihn genossen. Danke."
Sie nahm uns einen nach dem anderen in den Arm und drückte uns.
Später, Lysander und ich befanden uns auf der Rückfahrt, versuchte ich den Tag für mich Revue passieren zu lassen. Wir waren schweigsam. Jeder hing seinen Gedanken nach und ich hatte so viele verschiedene emotionale Augenblicke erlebt, dass ich ganz verwirrt war.
Moritz, der mich mit seinem kindlichen Charme komplett für sich eingenommen hatte, Karen, die mir mit ihren feinfühligen Antennen ein paar lustvolle Augenblicke beschert hatte. Und Lysander, der mich verzaubert hatte, und mich auf den Gipfel der Lust geschickt hatte. Würde aus ihm und mir ein "uns" werden?
Jetzt hielten wir vorm Kindergarten, wo ich mein Fahrrad abgestellt hatte. Unschlüssig saß ich da, die Hand schon auf dem Türriegel. Lysander starrte nach vorn. Sah mich nicht an und ich konnte fühlen, wie er sich gerade meilenweit von mir entfernte.
"Na, dann bis Morgen, mach's gut Lysander." Ich öffnete die Tür und stieg aus.
"Ja, Sebastian, bis Morgen ..." Kurz sah er mich an, lächelte sogar, aber nicht bis zu seinen Augen, nicht bis zu seinen wahnsinnig braunen Augen ...
Herz zerbricht ...
Die Nacht schlief ich nicht gut. Nicht gut ist noch geprahlt, beschissen. Wirre Träume hielten mich von einem geruhsamen Schlaf ab. Wobei ich nicht sagen könnte, um was es überhaupt ging. Nur, dass Lysander, Moritz, Karen und ich darin vorkamen. Teils waren es unbeschreiblich geile Gefühle gewesen und dann wieder eine Art Verzweiflung, die ich in Traum empfunden hatte.
Die Dusche machte mich nur mäßig munter und so betrat ich eine halbe Stunde später mit einem unguten Gefühl den Kindergarten. Lysander war noch nicht da, denn sein Auto stand nicht an seinem Parkplatz.
Es missfiel mir, dass er nicht da war, weil ich mich beeilt hatte, etwas früher hierherzukommen, um vielleicht noch ein paar private Worte mit ihm zu wechseln.
So versuchte ich meinen Unmut darüber runterzuschlucken. Hier bei den Kindern hatten private Probleme nichts zu suchen. Die volle Konzentration hatte den kleinen Menschen zu gelten.
Georg brauchte mich in seiner Gruppe. Wir wollten heute einen Ausflug in die Stadt machen. Die Eisdiele lockte bei dem schönen Wetter und die Kinder sollten lernen, wie man sich im Straßenverkehr benahm. Ohne Gehör gestaltete sich das Ganze erheblich anders. Ein Auto durch das Geräusch orten zu können ist schon eine wichtige Hilfe.
Diese Kinder mussten sich voll und ganz auf ihre Augen verlassen und gegebenenfalls auch auf Vibrationen, die schwere Fahrzeuge erzeugten.
Die Kleinen trudelten nach und nach ein. Irgendwann, ca. zwanzig Minuten zu spät, erschien Lysander in der Einrichtung. Er sah etwas übernächtigt aus, was ich ihm in dem Moment auch gönnte.
Wenig später hatten wir alle Kinder so weit vorbereitet, dass wir losziehen konnten. In Zweierreihen. Jeder mit seinem Partner an der Hand. Man spürte die Aufregung der Kleinen sah es daran, wie zappelig sie waren. Ich schmunzelte und freute mich auf den Ausflug.
Gerade als ich wir in den Flur traten, um zum Ausgang zu gehen, verließ Lysander seine Gruppe kurz. Sein Hemd war nicht so hoch geschlossen wie sonst und mein Blick blieb an seiner Halsbeuge haften, auf der ein dicker, blauroter Knutschfleck prangte.
Ich erstarrte. Den hatte er nicht von mir und gestern war der auch noch nicht da gewesen. Ich starrte ihm im Weitergehen hinterher und fing seinen Blick auf. Der leicht triumphierende Ausdruck verschwand sofort, als er erkannte, dass es mich zerriss.
Ich ärgerte
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