Der Zivi: Liebe auf Umwegen... (German Edition)
Sorgen machen. Ich sei jung und mit Rehasport würde ich schnell wieder auf die Beine kommen.
Die Schwester solle mir noch ein wenig Schmerzmittel in den Tropf geben, dann würde ich schlafen und beim nächsten Erwachen dürfte ich auch schon wieder etwas essen.
Ob sie irgendwen informieren sollten, Eltern, Freunde?
Ich gab die Nummer meiner Eltern an. Zwar lebte ich allein, aber Sorgen sollten sie sich nicht, wenn sie plötzlich nichts mehr von mir hörten.
Nachdem das Schmerzmittel wirkte, dämmerte ich sofort wieder ein.
Beim Erwachen, saß Karen an meinem Bett und auf ihrem Schoss hing Moritz. Er war eingenickt und sah einfach niedlich aus.
Karen sah besorgt aus und schuldbewusst.
"Sebastian, es tut mir alles so leid", begann sie.
Ich versuchte sie mit Kopfschütteln zu unterbrechen, aber verwarf den Versuch sofort, da stechender Schmerz mich daran hinderte.
"Du hast mich ja nicht vors Auto geschupst. Also mach dir keinen Kopf", erwiderte ich lahm.
Die Schuld lag nicht bei ihr, denn ich hätte aufpassen müssen.
"Du weißt, was ich meine. Lysander! Ich hätte dich noch mehr warnen müssen. Er ist ein superzuverlässiger Bruder, Onkel, der alles für Moritz und mich macht. Alles, aber er ist mit sich selbst sträflich. Er hat Angst sich zu binden, Angst, Liebe zuzulassen, weil er die Trennung unsere Eltern nie verkraftet hat. Er war sechs und es ging sehr unschön auseinander. Mutter und wir Kinder zogen oft um und Lysander und ich verloren immer wieder unsere Freunde. Immer wenn er jemanden mochte, musste er Abschied nehmen. Er hat Angst, wieder jemanden zu verlieren, also sorgt er dafür, dass es gar nicht erst so weit kommt. Er mag dich Sebastian. Sehr sogar. Ich habe ihn noch nie so erlebt, wie auf Moritz Geburtstag. Glaub mir", endete sie ihre oder besser Lysanders Rechtfertigung mir wehzutun.
Sie sah mich abwartend an.
"Und darum vögelt er noch am gleichen Abend mit einem anderen rum und trägt dessen Knutschfleck wie eine Trophäe umher?", zischte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen, die jetzt in kleinen Bächen meine Wangen hinunter liefen. Heulsuse, verdammt!
Moritz erwachte und streckte sich auf dem Schoß seiner Mutter. Karen kam nicht dazu zu antworten und hob Moritz hinunter.
"Sebastian ist wach, willst du ihm kurz etwas sagen, er braucht Ruhe, wir müssen ihn gleich wieder schlafen lassen."
Sie wuschelte sein rotbraunes Haar, welches genauso schön leuchtete wie ihr eigenes und das von Lysander.
"Sebastian, ich hab mir solche Sorgen gemacht. Du bist doch mein bester Freund!" Er suchte meine Hand, und als seine kleinen Finger meine gefunden hatten, drückte er sie, legte seine Wange darauf und ich spürte, wie meine Hand feucht von seinen Tränen wurde.
Oh nein dieser kleine Kerl brachte mich genauso durcheinander, wie sein großer böser Onkel ...
Abendliche Überraschung ...
Ich schluckte hart und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. In kurzer Zeit war mir der kleine Kerl so ans Herz gewachsen, dass ich ihn nicht enttäuschen wollte. "Es ist nicht so schlimm, Moritz, mach dir keine Sorgen. Bald komme ich raus hier und wir können wieder spielen", beruhigte ich den Zwerg.
Ein paar Mal schluchzte er noch, dann sah er hoch, versuchte mir ins Gesicht zu blicken, peilte die Richtung an, wo er es vermutete.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht rührte mich. Ob man sehen konnte oder nicht. Sorge, Traurigkeit, Angst, Freude und Liebe waren Gefühle, die sich in jedem Gesicht gut erkennbar ausdrückten. Er konnte sie nicht vor dem Spiegel üben, sein Blick war ehrlich und spiegelte ungefiltert seine Gefühle wieder. Und im Moment war sein sorgenvoller und dennoch liebevoller Blick so anrührend, dass ich nur mit Mühe einen erneuten Tränenausbruch verhindern konnte.
Man, war ich heut nah am Wasser gebaut. Karen sah allerdings auch nicht viel besser aus. Sie hob Moritz aufs Bett und ich zog den kleinen bebenden Köper mit einem Arm an mich heran. Er schmiegte sich an mich und seine kleine Welt schien wieder in Ordnung.
"Onkel Lysander hat gesagt, ich soll ihm nachher erzählen, wie es dir geht", berichtete der Kleine ehrlich.
Ich zuckte bei der Erwähnung seines Namens zusammen wissend, dass es weder Moritz noch Karen entgangen war, aber selbst Moritz fragte nicht weiter nach.
Noch kurz blieben die Zwei, dann verabschiedeten sie sich. Ich war froh, dass sie gingen, denn die Erschöpfung ergriff mich langsam.
Kaum das Karen und Moritz gegangen
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