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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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war ihr nicht ganz klar, wer er war. Hatte ihr neuer Besitzer denn nicht rote Haare gehabt?
    Ani erzählte kichernd, daß der Ehrenwerte Tarru kurz vor dem Tod durch Schlagfuß stünde, so sehr hatte ihn das Verschwinden der Flüchtlinge und die Untätigkeit seiner Gefolgsleute mitgenommen. Er hatte sämtliche Unterkünfte und die wichtigsten der öffentlichen Gebäude durchforstet und beabsichtigte jetzt, das ganze Gelände absuchen zu lassen. Bald würde man also Janghiukis Leiche finden. Und dann würden die Männer der Wache ernsthaft Wallies Verfolgung aufnehmen, da diese feige Mordtat nach Rache schrie.
    Ani hatte Feuerstein, Feuerstahl und Wachsfackeln mitgebracht.
    »Wie bist du auf die Idee gekommen?« fragte Wallie voller Entzücken.
    »Der Neuling hat gesagt, das soll ich mitnehmen, mein Lord.«
    Wallie sah Katanji erstaunt in die blitzenden Augen und beglückwünschte ihn; im stillen mußte er sich eingestehen, daß die Göttin seine Begleiter besser ausgesucht hatte, als er selbst es vermocht hätte.
    Während Nnanji vor dem Eingang Wache hielt, krochen die anderen in den Taubenschlag und inspizierten den Durchgang. Die Fackel brannte kräftig weiter, als Wallie sie in das Loch hielt; die Luft war demnach gut.
    Katanji hüpfte aufgeregt herum, und ihm stand eine Belohnung zu – Wallie schickte ihn als ersten zur Erforschung hinein.
    Nach etwa fünf Minuten kam er zurück.
    »Da ist eine Treppe, mein Lord …«
    Wallie erwiderte Honakuras bewundernden Blick mit großer Zufriedenheit.
    Wallie konnte sich nur mit Mühe und Not durch den Durchgang quetschen; in Jahrhunderten hatten Ameisen und Insekten ihn übel zugerichtet; zum Glück gab es dem Anschein nach keine Skorpione.
    Am oberen Ende der Treppe kamen sie in die kleine Kammer, wie er es vorausgesagt hatte. Er konnte nicht aufrecht darin stehen, doch auch hier war wieder seine Kraft nötig, um die Falltür im Boden anzuheben. Er hatte die Stufen gezählt und konnte sich ausmalen, daß der Alkoven darunter sehr niedrig sein mußte, wahrscheinlich ungefähr so hoch wie eine Hundehütte. Er hoffte, daß er nicht tatsächlich zu diesem Zweck genutzt wurde. Mit den merkwürdigsten Verrenkungen, wobei er überall an der Wand anstieß, packte er den Bronzering und zog. Düsteres Licht umflutete ihn.
    Er ließ sich auf die Knie sinken und steckte den Kopf in das Loch, um zu sehen, wo er rausgekommen war.
    Man hätte darüber streiten können, wer überraschter war – Wallie oder das Maultier.
    Pilger pflegten im allgemeinen morgens und abends zu reisen. Die Mittagsstunden dienten der Ruhe, und deshalb hatte es sich Ponofiti, Maultiertreiber der Dritten Stufe, zur Gewohnheit gemacht, seine Tiere über Mittag in den Stall zu stellen – doch ohne ihnen die Sättel abzunehmen, denn er war ein fauler Mann. Er war nach Hause gegangen, um mit seiner Frau zu Mittag zu essen und dann mit seiner Geliebten ein Schläfchen zu halten. Es war früher Nachmittag, als er wieder an die Arbeit ging.
    Ein ganz normaler Tag im Leben eines Maultiertreibers.
    Bis er den Riegel seiner Stalltür zurückschob.
    Katanji hatte sich in einen Berg Gerumpel in dem Alkoven hinuntergelassen – zerbrochene Stühle und Teile von Pferdegeschirren und Säcke der verschiedensten Art – und redete jetzt auf das Maultier ein, damit es sich zu einer Box ohne Alkoven führen ließ. Dann endlich hatte er den Weg für die anderen freigemacht.
    Jja hatte erklärt, warum die Maultiere mitten am Tag in dem düsteren und stinkenden Stall standen.
    Es war ebenfalls Jja, die Saumzeug für die Maultiere ausgemacht und die Verkleidung ihres Herrn an jenen Stellen zurechtgerückt hatte, wo sich die Kissen herausgeschoben hatten. Wallie hatte einen Spiegel entdeckt, der ihm bestätigte, daß der Staub seine Haare grau gemacht hatte, was eine angemessene Ergänzung zu dem Altfrauenkleid war, das er trug. Wenn er den Kopf gesenkt hielt, konnte er es bestimmt vermeiden, in der Stadt allzuviel Aufmerksamkeit zu erwecken.
    Nnanji hatte sich widerwillig davon überzeugen lassen, daß sein blitzblanker orangefarbener Kilt zu seinem derzeitigen Zustand überhaupt nicht paßte, und hatte ihn gründlich mit Dreck aus dem Stall eingerieben. Er hatte sogar unter gebrummten Verwünschungen seinen Pferdeschwanz gelöst, allerdings brachte er es immer noch nicht fertig, seinen verkleideten Herrn anzusehen.
    Ani, so nahmen sie an, hatte vereinbarungsgemäß die andere Falltür mit Vogelmist bedeckt, die Tür des

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