Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
lassen, beobachtete er, wie die Maultierkarawane vorbeizog …
    An vorderster Stelle ritt der Treiber selbst, lasch auf seinem Sattel hängend, gelangweilt; dann Nnanji, mit pechschwarzem Haar, der Vixini in den Armen hielt und ihn zu trösten versuchte, daß seine Mutter gleich wiederkäme; Katanji, der sich umgedreht hatte und den Hügel hinunterblickte; Honakura, der gebeugt im Sattel kauerte und bereits sehr erschöpft aussah; und schließlich Kuhi am Schluß.
    Wallies Blick blieb auf ihr haften. Es war das erstemal, daß er Kuhi bei vollem Tageslicht sah. Und Kuhi auf einem Maultier! Die ganze Länge ihrer atemberaubenden Beine war sichtbar, und das netzartige Gewand umspannte eng ihren Körper, so daß alle anderen sensationellen Reize voll zur Geltung kamen. Wuff! Shonsus Drüsen produzierten bei diesem Anblick einen geballten Hormonschub. Sie war fehl am Platze, davon war er überzeugt, ein Irrtum. Eine andere Person hätte auf diesem Sattel sitzen müssen, mit Sicherheit ein weiterer Schwertkämpfer, ein älterer Mann mit mehr Erfahrung als Nnanji. Einer, der eine Schlacht schlagen konnte. Doch Wallie hatte keine Ahnung, wer das hätte sein sollen, und … Oh, was für ein Anblick!
    Dann wurde das Trappeln der Hufe lauter.
    Hatte man sie entlarvt? Das schien unwahrscheinlich. Eher war anzunehmen, daß Tarru beschlossen hatte, seine stärkste Kraft, sich selbst, an den Anlegeplatz der Fähre zu verlegen. Wenn er seinen Widersacher in der Tempelanlage nicht finden konnte, dann war dies die beste Strategie, denn dort konnte er ihm nicht auf Umwegen entkommen.
    War etwa die Leiche des Drittstuflers gefunden worden?
    Vielleicht. Und Briu? Die Wachen im Gefängnis wurden am Mittag ausgetauscht, und spätestens dann hatte man Briu befreit. Er hatte bestimmt berichtet, daß Lord Shonsu angekündigt hatte, wegzugehen.
    Schlimmer noch, Briu hatte vielleicht auch darauf hingewiesen, daß Honakura unter den Flüchtigen war, und zwar in schwarzer Gewandung, und daß Nnanji jetzt schwarze Haare hatte. Zum Glück hielt Nnanji das Baby im Arm, was ihn unauffällig machte, doch Tarru würde bestimmt den Maultierzug untersuchen, wenn er ihn einholte. So unwillig einige seiner Gefolgsleute auch sein mochten, zumindest Tarru selbst war motiviert, und Tarru war kein Dummkopf.
    Oder vielleicht … eine plötzliche Erkenntnis überfiel Wallie mit Schrecken. Vielleicht war es für sie am Kontrollpunkt allzu glatt verlaufen. Vielleicht war es eine Finte gewesen. Der Befehl der Männer hatte womöglich gelautet, die Flüchtigen passieren zu lassen und an den Tempel Bericht zu erstatten. Selbst für Tarru war es besser, einen Mord außerhalb der Stadt zu begehen, irgendwo im dichten Wald.
    Tarru, ein Fünftstufler und ein Viertstufler … sie preschten den Hang entschieden schneller herauf, als es für ihre Reittiere gut war. Wallie und Nnanji gemeinsam wären mit diesen dreien wahrscheinlich in einem direkten Kampf fertiggeworden, wenn er unter gleichen Voraussetzungen stattgefunden hätte. Doch die drei saßen zu Pferde, Nnanji war unbewaffnet, und am Fuß des Hügels tauchten noch acht weitere Männer auf.
    Selbst mit dem Siebten Schwert des Chioxin, dachte Wallie, war Shonsu wohl kaum in der Lage, es allein auf sich gestellt mit drei Männern zu Pferde aufzunehmen.
    Er zog sich vom Fenster zurück, lauschte dem Hufgetrappel und wartete darauf, daß das Geräusch schwächer würde.
    Die Maultierkarawane war um vier oder fünf Hütten weiter bergan gestiegen, als die drei Berittenen mit dumpfem Stampfen an der Hütte vorbeikamen, in der sich das Schwert, das sie suchten, befand – im festen Griff einer Hand, deren Knöchel weiß hervortraten. Und das Hufgetrappel wurde nicht leiser.
    Wallie wagte es, den Kopf durch die Tür zu stecken, um ihnen nachzusehen. Er fuhr blitzschnell zurück, denn alle drei Männer waren im Sattel herumgefahren, um in seine Richtung zu blicken – er sah in die Gesichter von Tarru, Trasingji und Ghaniri. Einen Moment lang hielt er sein Spiel für verloren, doch die Pferde setzten ihren Trab fort. Nach wenigen Minuten war nichts mehr von ihnen zu hören.
    Er wischte sich über die Stirn und sah Jja an. Mit einer spontanen Bewegung schlossen sie einander in die Arme.
    »Kuhi!« sagte er schließlich.
    Sie blickte ihn verständnislos an.
    Er erklärte es ihr. Sie brach in Lachen aus. Sie beide lachten immer noch, während sie das Schwert wieder in Vixinis Decke wickelten, und auch dann noch, als sie Hand in

Weitere Kostenlose Bücher