Der zögernde Schwertkämpfer
schien darin zu liegen, daß Honakura, als er den Plan gefaßt hatte, mit Wallie wegzugehen, zu viel Macht zu schnell aufgegeben hatte. Auch um die Festlichkeiten am Tag der Schwertkämpfer rankten sich offenbar so allerlei Verschwörungen. Honakura hatte erreichen wollen, daß eine offizielle Erklärung abgegeben würde, wonach Wallies Auftrag auf dem Willen der Göttin beruhe, um so alle anwesenden Schwertkämpfer davon zu überzeugen. Da der Wille der Göttin über allen anderen Dingen stand, wäre damit tatsächlich Tarrus dritter Eid nichtig geworden. Ein ganz schlauer Versuch, doch Wallie bezweifelte, daß sich Schwertkämpfer auf diese Weise von den Priestern hätten gängeln lassen. Ob Tarru etwas mit seinem Niedergang zu tun hatte, vermochte Honakura nicht zu sagen.
Er sprach es zwar nicht aus, doch Wallie überlegte, ob er selbst womöglich einen Teil der Schuld daran trug. Bei all dem byzantinisch anmutenden Machtgehabe innerhalb der Priesterschaft hatte Honakura offenbar viel von seinem Einfluß und Ansehen für diesen mysteriösen Schwertkämpfer aufs Spiel gesetzt, der dann seinerseits versäumte, die Tempelwache gründlich zu säubern. Wallie hatte seine Anhänger bei den Priestern ebenso enttäuscht wie alle ehrlichen Schwertkämpfer.
Wo war Katanji? Wallie wurde immer unruhiger, je mehr Zeit verstrich. Er hatte einem unerfahrenen Jungen eine ungeheure Verantwortung aufgebürdet.
Nnanji trat geduckt durch die Tür, wie die Pest persönlich, bedeckt mit einer dicken grauen Staubschicht mit braunen Streifen, wo ihm der Schweiß heruntergelaufen war. Seine Augen waren gerötet und trieften. »Eine Falltür«, sagte er hustend. »Kann sie nicht bewegen.«
Wallie ging hinein und stieg über die Dreckhaufen zu der Stelle, die Nnanji freigeschaufelt hatte. Er fand eine Einstiegsluke, abgedeckt durch einen Stein mit einem Bronzering daran, der durch die Nitrate in dem Vogelmist stark zerfressen war. Er umfaßte ihn mit festem Griff und zog daran, bis seine Glieder knackten. Einen Moment lang befürchtete er, daß auch er ihn nicht heben könnte, doch dann löste er sich knirschend und ließ sich ziemlich leicht an einem Drehzapfen heben. Er blickte stirnrunzelnd in die Dunkelheit hinunter und wünschte, er hätte Katnaji beauftragt, auch eine Lampe mitzubringen. Dann ging er wieder hinaus ans Tageslicht, damit alle giftigen Gase von dort unten zuerst einmal entweichen konnten.
Die drei Männer saßen in nervösem Schweigen am Boden. Katanjis Geschichte müßte sich eigentlich glaubhaft anhören, wenn er nicht gerade Tarru persönlich in die Arme lief oder wenn man nicht Briu bereits entdeckt und er erzählt hatte, was passiert war. Ein neugebackener Erststufler war glaubhaft, redete sich Wallie beharrlich ein, und dann fiel ihm ein, daß er Katanji hätte warnen sollen, die Augen offen zu halten. Zwei Teppichknüpfersöhne waren auf jeden Fall zuviel.
»Wenn es am anderen Ende ebenfalls eine Falltür gibt, dann steht vielleicht längst ein Haus drauf«, gab Nnanji düster zu bedenken.
»Wir werden in der Mauer eine Treppe finden, die nach oben in eine tote Kammer führt«, sagte Wallie. »Dort ist eine weitere Luke im Boden, durch die man in einen außengelegenen Alkoven kommt.«
Der Priester starrte ihn fassungslos an. »Woher wißt Ihr das?«
Wallie lächelte verschmitzt. »Das werde ich Euch sagen, wenn Ihr mir verratet, wieso Ihr wußtet, daß Katanji schwarze Haare hat.« Er erhielt keine Antwort. Er hatte geraten, indem er eine Analyse der möglichen Konstruktion angestellt hatte. Dies war ein Einbahnfluchtweg. Falltüren waren die sichersten und zuverlässigsten Einrichtungen zum Verschließen eines solchen. Der Halbgott hatte ihm erzählt, daß die Stadt ungefähr alle fünfzig Jahre niederbrannte, und er hatte gesehen, wie hoch die Gebäude an der Mauer emporreichten. Ein Alkoven wäre ein nützlicher Abstellraum, der bei jedem Neuaufbau wieder errichtet würde. Sonst wäre der Geheimgang möglicherweise irgendwann hinter einer Wand oder unter einem Boden zu Ende gewesen.
Eine Gruppe von Gärtnersklaven schlurfte über den Weg, und die Versteckten verhielten sich still. Dann kam ein meditierender Priester vorbei, der Sutras vor sich hin murmelte.
Endlich erschienen Katanji und die anderen, und jetzt erst merkte Wallie, wie angespannt er gewesen war. Er hieß Jja und Vixini mit einer Umarmung willkommen. Kuhi machte ein verständnisloses Gesicht, als Nnanji den Arm um sie legte. Offenbar
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