Der zögernde Schwertkämpfer
sagte Wallie, »meine Geschichte ist zu lang, als daß ich sie hier und jetzt erzählen könnte. Doch ich gestehe meinen Fehler ein. Wenn ich die Gelegenheit bekomme, ihn zu berichtigen, dann werde ich es tun. Ich habe eine Aufgabe für die Göttin zu erfüllen, und ich brauche ehrliche Männer, die mir dabei zur Seite stehen. Ist Eure Frau wieder so wohlauf, daß sie reisen kann?«
Shonsu, Nnanji, Katanji plus Briu samt Familie … sieben, wenn man die Sklaven nicht mitzählte.
»Nein, mein Lord. Und ich auch nicht.«
Wallie wies Katanji an, den Männern die Schwerter abzunehmen.
Durch das neue Dach war es im Gefängnis heißer denn je, und der Gestank schlimmer. Ihm wurde schwindelig, sobald er den ersten Schritt hinein tat, und er fragte sich, wie lange ein gebrechlicher alter Mann wie Honakura das wohl aushalten mochte. Es waren vier Gefangene da, jeder nur mit einem Knöchel unter den Steinquadern festgehalten, doch Wallie war jetzt zu verbittert, um Befriedigung über diese geringe Erleichterung zu empfinden. Er eilte zu der einen winzigen, verschrumpelten Gestalt.
Honakura kicherte vergnügt, als er seinen Retter erblickte. Dann zog er seinen dürren Fuß aus der Öffnung und ließ sich beim Aufstehen helfen.
Wallie zog ein schwarzes Gewand aus seinem ausgestopften Busen. »Ihr werdet jetzt ein Namenloser sein, mein Lord. In der Tasche findet Ihr ein Kopfband. Es ist besser, wenn Ihr Euch oben anzieht, dort ist es kühler.«
Immer noch kichernd, tapste Honakura auf die Treppe zu. Wallie ließ die Schwertkämpfer von den Sklaven in die Steine klemmen, dann klemmte er die Sklaven ebenfalls ein.
»Lebt wohl, Adept«, sagte er zu Briu. »Keiner von uns ist ohne Makel.«
Briu seufzte. »Nein. Aber ich glaube, wir dürfen in unseren Bemühungen nicht nachlassen, uns zu bessern.«
Wallie streckte ihm die Hand entgegen. Nach einem Moment nahm Briu sie. »Ich hoffe sehr, einige Männer werden versuchen, Euch auf Eurer Reise zu vergewaltigen, mein Lord.«
Unter Lachen über diesen unerwarteten Anflug von Humor ging Wallie wieder hinauf in den Wachraum. Er gab Katanji sein Schwert zurück und mußte ihm dann helfen, es wieder in die Scheide zu schieben. Honakura hatte sich das schwarze Gewand angezogen, und Nnanji verknotete das Haarband für ihn.
»Wir befinden uns in ernsthaften Schwierigkeiten, mein … Alter«, sagte Wallie. »Ich habe keine Ahnung, wie wir herauskommen. Doch wir sollten uns so schnell wie möglich in die Mannschaftsunterkünfte zurückbegeben.«
»In die Unterkünfte?« fragte Honakura mit Unschuldsmiene. »Warum nicht hinaus in die Stadt?«
»Und was schlagt Ihr vor, wie …«, setzte Wallie an, dann starrte er ihn an. »Bei allen Teufeln! Es gibt einen Geheimgang, nehme ich an?«
»Natürlich«, sagte Honakura. »Habt Ihr vielleicht geglaubt, die Priester hätten keinen Geheimgang? Ihr habt mich nie danach gefragt.«
Er ließ ein schrill-vergnügtes Kichern vernehmen.
nachdem sie das Gefängnis hinter sich gelassen hatten, gruppierten sie sich neu, indem die zwei Schwertkämpfer vorne gingen und die beiden Schwarzgewandeten dahinter. Honakura bemühte sich stolpernd, schrittzuhalten, wobei er sein zu langes Gewand anhob und so schnell tippelte, wie er konnte. Wallie selbst war auch nicht viel beweglicher, da seine halbwegs verheilten Füße von den Sklavensandalen wieder aufgescheuert wurden. Doch eine gemäßigte Gangart war sowieso ratsam; es war zu heiß, um sich zu beeilen. Die wenigen Leute, denen sie begegneten, schenkten ihnen keine Beachtung.
Der Alte wies Nnanji mit kurzatmigem Japsen den Weg. Sie bewegten sich flußabwärts bis fast ans Ende der Anlage und dann weiter auf einem Pfad zwischen dichten Bäumen hindurch entlang der großen Mauer.
»Ich befürchte, wir werden eine Schaufel brauchen«, zischte er irgendwann, und die Götter führten sie an einem verlassenen Schubkarren mit Gartengerät vorbei. Wallie brauchte nur zwei Schritte vom Pfad abzuweichen, um sich eine Schaufel zu schnappen. Dann fragte der Priester: »Ist die Luft rein?«, und als das bestätigt wurde, schlugen sie sich seitlich ins Gebüsch.
Gut verborgen im Unterholz stand ein uraltes, verwittertes Taubenhaus dicht an der Außenmauer, aus moosbewachsenen, halbzerfallenen Steinen. Die Tür war klein und baufällig. Sie gab dem Druck von Wallies Schulter sofort nach. Lautes Flügel schlagen erklang im Innern.
Der Raum war düster, dreckig und stinkend. In dicken Schichten von Taubenkot wimmelte
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