Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
beweglichen
    Guts dieser Welt auf dem Rücken trug. Er saß auf und grübelte weiter.
    Seine Strategie war von Verzweiflung bestimmt. Falls durch ein Wunder Tarru nicht am Hafen auf sie wartete, dann konnten Nnanji und die anderen ohne weiteres durchkommen, ohne angehalten zu werden. Wenn es so ablief, dann würde Wallie zu ihrem Schiff hinausschwimmen, oder zu einem anderen. Wenn Tarru dort war, würde er Nnanji vielleicht laufenlassen – sehr unwahrscheinlich. Oder er würde Nnanji aufhalten und die anderen unbehelligt lassen – auch nicht viel wahrscheinlicher. Doch zumindest würden sie ihn ablenken, während Wallie irgend etwas improvisieren konnte. Er brauchte jetzt nicht gegen die ganze Wache zu kämpfen – vielleicht gegen zehn oder ein Dutzend, und die Hälfte davon taugte nichts. Die Voraussetzungen gestalteten sich dadurch günstiger.
    Endlich wurde der Baumbestand dünner, der Zug erreichte den Rand einer Felsenklippe, und er bekam zum erstenmal den Fluß zu sehen. Er war erstaunt über dessen Größe. Er konnte kaum das andere Ufer sehen, obwohl er sich auf der Höhe einer Böschung befand, die fast so hoch aufragte wie die Wand des Tempel-Tals. In weiter Ferne strahlte die Abendsonne auf Dächer und Türme, wahrscheinlich die der Tempel von Hann, doch ansonsten trennte nur eine schwache Linie den blauen Himmel von einer weiten Fläche glitzernden Wassers, hier und da geschmückt mit Segeln der vielfältigsten Formen und Farben. Zum erstenmal konnte er nachempfinden, warum dieser gewaltige schiffbare Fluß so stark die Kultur der Leute hier beherrschte, daß sie ihn als Göttin verehrten.
    Er betete, daß es ihm beschieden sein würde, darauf zu fahren. Und er fragte sich, wohin er ihn wohl bringen würde.
    Der Weg schlängelte sich abwechselnd durch Waldstücke und freie Flächen und bot immer wieder Ausblicke auf das Ufer und dann eine kurze Sicht auf den Hafen. Er sah das einsam dastehende Holzgebäude am Rand des Wassers und einen Anlegesteg aus roten Steinen, der weit in das blaßblaue Wasser hineinreichte. An seinem Ende entlud ein Schiff Passagiere und nahm neue auf – der Fluß mußte an dieser Stelle sehr flach sein, da ein so langer Steg erforderlich war. Dann verschwand das alles wieder hinter weiteren Bäumen.
    Seine nächste Überlegung galt der Frage nach dem geeigneten Ort und Zeitpunkt, um den Maultierzug zu verlassen. Er erhielt die Antwort, als der Pfad plötzlich wieder in einen dichten Urwald tauchte und einen steilen, überwucherten Abhang hinabführte. Bald war es fast so dunkel wie bei Nacht, und der Pfad verlief vollkommen verborgen durch wildes Dickicht. Er konnte sich entspannen und warten, bis sie fast angekommen waren. Ein Maultierzug kam ihnen entgegen, der einen weiteren Schub Pilger heranbrachte.
    Dann wurde das Gefälle gemäßigter. Der Weg vor ihnen lag in hellerem Licht. Er rief dem Maultiertreiber zu, anzuhalten, stieg ab und ging zu ihm hin.
    »Wie weit ist es noch, Treiber?«
    »Bis zur nächsten Biegung, mein Lord«, antwortete der rotgesichtige Mann nervös.
    »Ihr habt uns gute Dienste geleistet«, sagte Wallie. »Erfreut Euch Eurer Belohnung, wenn Ihr zurückkommt. Ich muß hier kurze Zeit verweilen.«
    Während er zurückschritt zu seinem Gefolgsmann Nnanji, schnaubten die Maultiere ungehalten, weil sie das Wasser vor sich witterten.
    »Nnanji der …«
    »Nein! Ich bitte Euch, mein Gebieter! Tut es nicht!« Nnanji litt Folterqualen.
    Wallie lächelte und schüttelte den Kopf. »Nnanji der Vierten Stufe, ich entbinde Euch von all Euren Eiden!« Er machte keine Anstalten zum Händeschütteln, nicht als Mann ohne Ehre. »Bitte schaut mir nicht nach, wohin ich gehe«, sagte er. »Die Göttin sei mit Euch, mein Freund. Ihr wart ein großartiger Vasall!«
    Dann rief er dem Maultiertreiber zu, den Weg fortzusetzen, zog das Siebte Schwert vom Rücken des Maultiers und verschwand zwischen den Bäumen.
    Vielleicht hatte Tarru Beobachter im Wald postiert, doch das war unwahrscheinlich, wenn die Lage so war, wie Nnanji sie beschrieben hatte. Der Mann nahm strategisch eine sehr starke Position ein und brauchte seine Kräfte nicht zu spalten. Er hatte eine freie Grasfläche vor sich, und er verfügte über Pferde. Er kontrollierte den einzigen Zugang. Wallie kam nicht um ihn herum. Er hatte die Trümpfe in der Hand.
    Das Laubdach des Waldes war so dicht, daß am Boden so gut wie nichts wuchs. Wallie stapfte zwischen den Baumstämmen hindurch, durch die heiße, grüne

Weitere Kostenlose Bücher