Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
Hand losrannten, um den Zug einzuholen.
    Kuhi war nicht fehl am Platz. Sie war wahrhaftig eine der sieben Auserwählten der Götter. Sie hatte sie auch sicher durch die Kontrollstation gebracht, obwohl ihm das in jenem Moment nicht bewußt gewesen war.
    Tarru und Trasingji und Ghaniri waren in der Entfernung einer Schwertlänge an Nnanji vorbeigeritten, und sie hatten nichts anderes gesehen als Kuhi.
    Die Maultiere kletterten an den letzten Hütten vorbei bergan, und der staubige Zug stieg weiterhin den Hang entlang des Tales hinauf. Die Stadt und die Tempelanlage erstreckten sich weit unter ihnen, und darüber erhoben sich die Säulen aus Wasserdunst des Göttlichen Gerichts wie Wächter.
    Wallie fluchte im stillen über die aufgezwungene Untätigkeit, mit der er auf dem Rücken eines trägen Maultiers saß. Vom Kamm des Hügels aus bot sich ihm für eine kurze Weile ein letzter Blick auf das ganze Tal, das den gewaltigen Tempel als Herzstück einschloß. Dann war es entschwunden. Eines Tages würde er vielleicht das Schwert zurückbringen – oder vielleicht auch nicht.
    Der Weg, inzwischen nur noch ein schmaler Pfad, wand sich durch Buschwerk und üppigen Baumbestand, der immer dichter wurde, bis sie sich schließlich in einem echten Tropenwald befanden. Das Geflecht der Baumwipfel wölbte sich wie ein Baldachin unter dem Himmel, und ein Pflanzendickicht bedeckte den Boden. Der Schatten wurde immer tiefer. Selbst das entfernte Dröhnen des Wasserfalls klang nur noch gedämpft herüber, bis das einzige Geräusch von den Hufen der Maultiere stammte, die in ihrem eintönigen Trott über die dicken Steine trappelten, ohne sich um die Eile oder innere Unruhe der Menschen zu scheren.
    Von Zeit zu Zeit kamen sie an Lichtungen mit roter Erde vorbei, bepflanzt mit einer Kornart, die Wallie nicht kannte, und manchmal gingen noch schmalere Pfade zur Seite ab und verschwanden geheimnisvoll im Urwald. Zunächst begegneten sie hin und wieder anderen Reisenden auf dem Pfad: vereinzelten Pilgern, die zu zweit oder dritt wanderten, und einem halben Dutzend Maultierzügen, die jene transportierten, die sich einen Ritt leisten konnten. Und als sich der Tag neigte, trafen sie auf kleine Gruppen von Landarbeitern, die müde dahinschlurften, ohne auf die Flüchtigen zu achten.
    Es gab keine Anzeichen für Wegelagerer, doch diese pflegten sich normalerweise nicht anzukündigen, und er konnte sich nicht entspannen. Ohne Zweifel war die Route speziell für sie angelegt worden; sie war eng und gewunden und führte auf und ab. Bei jeder Biegung waren sie halbwegs darauf gefaßt, dahinter auf eine Reihe bewaffneter Männer zu stoßen, die sich ihnen in den Weg stellten.
    Er schwitzte fürchterlich unter seinen Kissen und einer Wolke von Fliegen. Seine Feldflasche war fast leer. Offenbar waren Steigbügel in dieser Welt noch nicht erfunden, und die Sättel waren Folterinstrumente, in denen Falten schweißnassen Stoffs über nackte Haut scheuerten, bis sie Blasen warf, die wiederum aufgerieben wurden. Es war jetzt zum reinen Glücksspiel geworden, ob er einen Hitzeschlag bekäme oder nicht, und endlich kam er zu dem Schluß, daß er besser daran täte, die letzten Reste seiner Kraft für einen eventuellen Kampf zu bewahren. Er rutschte von seinem Reittier und zog sich wieder den Kilt und das Schwertgeschirr an. Die Erleichterung war unbeschreiblich. Aus den Kissen, mit denen er sich gepolstert hatte, kamen seine Stiefel zum Vorschein. Er zog sie an, schob sich den Dolch des Maultiertreibers in den Gürtel und rannte los, um den Zug einzuholen.
    Als erstes langte er bei Kuhi an, die bemitleidenswert verwirrt und traurig aussah. Er wollte mit ihr sprechen, doch sie blinzelte nur langsam und antwortete nicht. »Das geht bald vorüber!« tröstete er sie und konnte sich nicht zurückhalten, ihr den hübschen Schenkel zu tätscheln. In wenigen Tagen würde sich Nnanji wahrscheinlich geehrt fühlen, wenn er ihm … Er unterdrückte diesen lustvollen Gedanken energisch.
    Er schritt weiter voran, um Honakura einzuholen, und war erschüttert über dessen erbärmliches Aussehen.
    »Ist alles in Ordnung mit Euch, Heiligkeit?«
    Einen Moment lang erfolgte keine Antwort. Dann gaffte ihn Honakura mit starrem Blick an und sagte: »Nein. Was werdet Ihr dagegen tun?« Er schloß die Augen wieder.
    Katanjis Grinsen war nicht so breit wie das seines
    Bruders, doch er tat sein Bestes und hatte offenbar einen Riesenspaß. Wenn das das Leben eines Schwertkämpfers

Weitere Kostenlose Bücher