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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Außer vielleicht im Tennis. Steht mir die Wahl der Waffen zu?«
    Der Junge fletschte wütend die Zähne. »Sie sind mit Shonsus Sprache ausgestattet, Mr. Smith – sie werden sich auch seine Fähigkeiten erwerben. Die Aufgabe ist wichtig. Viel wichtiger, als zum Beispiel die Kosten pro Einheit Polypropylen um einige Tausender zu senken oder die Sachverständigenberichte über alternative katalytische Systeme zur Hydrierung auszuwerten.«
    »Du hast meinen Eingangspostkorb durchgeschnüffelt, was, Wahngestalt? Nun gut, beweise es mir! Kläre mich auf, worin diese wichtige Aufgabe besteht.«
    »Götter bitten nicht!«
    Wallie zuckte mit den Schultern. »Und ich glaube nicht an Götter.«
    »Aha! Jetzt haben Sie es uns aber gegeben, wie?«
    »Vollbringe ein Wunder«, schlug Wallie grinsend vor. »Verwandele diesen Stuhl in einen Thron!«
    Das Gesicht des Jungen war im Schatten, doch seine klugen Augen blitzten. »Wunder sind primitiv! Und sie werden nicht auf Befehl vollbracht!« Dann setzte er sein Grinsen wieder auf. »Übrigens, wenn ich ein Wunder vollbrächte, würde Ihnen das kaum helfen zu glauben, daß diese Welt wirklich ist, oder?«
    Wallie schmunzelte und stimmte ihm zu. Er fragte sich, wann wohl das Frühstück gebracht werden würde. Der Junge lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Er war zu groß für ihn, und er krümmte sich wie eine Banane, hielt das Kinn auf die Brust gedrückt und sah Wallie an. »Worauf beruht der Glaube?«
    Er könnte dem Jungen die Ohren langziehen und ihn hinauswerfen, doch was sollte er dann mit dem Rest des Tages anfangen? »Glaube? Das ist eine Frage der Erziehung.«
    Der Junge sah ihn spöttisch an. »Das verschiebt die Sache lediglich um eine Generation nach hinten, nicht wahr?«
    »Stimmt«, pflichtete Wallie belustigt bei. »Nun, laß uns Glaube definieren als den Versuch, die eigenen Werte einem allmächtigen Wesen zuzuschreiben. Wie findest du das?«
    »Mies«, sagte der Junge. »Warum sollte man die eigenen Werte und so weiter und so weiter …?«
    Wallie spürte, daß er gedrängt wurde, etwas zu sagen, das er nicht sagen wollte, doch er war sich nicht sicher, was es war. »Um sich einen glücklichen Abgang zu verschaffen? Um das Leiden zu erklären, indem man ihm einen tieferen Sinn unterstellt?«
    Es wurde schon langsam heiß, obwohl die Sonne noch tief stand und der Tag noch jung war. Wallie merkte, wie ihm der Schweiß den Brustkorb hinunterlief. Dem mageren Jungen schien die Hitze nichts anzuhaben.
    »Schon besser«, sagte er. »So, wie können wir erreichen, daß Sie an die Welt glauben? Sie haben einen Vorgeschmack ihrer Freuden genossen. Würde eine Kostprobe ihrer Leiden mehr bewirken – wäre der Geschmack der Hölle überzeugender als der des Himmels?«
    »Nein.« Das war keine verlockende Aussicht.
    Die dunklen Augen funkelten erneut auf. »Sie widersetzen sich also dem Spruch der Göttin, ja?«
    Wenn das nicht eine ganz und gar abwegige Vorstellung gewesen wäre, hätte man die Worte des schmächtigen Jungen als Drohung auffassen können …
    »Sag deiner Göttin, das kann sie sich aus dem Kopf schlagen«, sagte Wallie mit Bestimmtheit. »Ich habe nicht die geringste Lust, Schwertkämpfer zu sein, weder in dieser noch einer anderen Welt.«
    Der Junge blickte ihn kalt an. »Ich bin nur ein Halbgott – ich werde Ihr nichts Derartiges sagen. Warum kommen Sie nicht mit zum Tempel und sagen es Ihr selbst?«
    »Ich? Soll mich vor einem Götzenbild verbeugen? Ist es aus Ton oder aus Stein?«
    »Stein.«
    »Nie und nimmer!«
    »Warum nicht?« fragte der Junge. »Sie haben oft genug einer Flagge aus Stoff diese Ehre erwiesen.«
    Wallie spürte, daß er in einem Punkt verloren hatte. »Aber ich habe an das geglaubt, was die Flagge symbolisierte.«
    Daraufhin lachte der Junge und hüpfte vom Stuhl. »Da haben wir’s ja! Aber wir sollten jetzt besser verschwinden, denn es sind Mörder unterwegs hierher, Sie täten also gut daran, sich aus dem Staub zu machen.«
    Wallie sprang ebenfalls auf die Füße. »Nett, daß du das so nebenbei erwähnst. Ich brauche eine Hose.«
    Der Junge deutete auf ein Bündel am Boden. »Sie haben Ihr Geschenk noch nicht aufgemacht.«
    Wieso hatte er das bisher noch nicht gesehen? Wallie hob das Bündel aufs Bett und packte es aus.
    »Ziehen Sie zuerst den Kilt an«, sagte der Junge und beobachtete ihn. »Vielleicht ist er etwas kurz, aber es wird schon gehen. Jetzt den Harnisch. Die Stiefel passen nicht.«
    »Nein, allerdings nicht«,

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