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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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außergewöhnlich kluge Augen. »Dies ist die Welt, die Welt der Göttin. Die Menschen können noch nicht schreiben, Mr. Smith. Sie müßten eigentlich noch von der Erde wissen, daß vor dem Zeitalter der Schrift das Zeitalter der mündlich überlieferten Legenden kommt. Ich selbst bin eine Legende.«
    »Das will ich gern glauben.«
    Der Junge nickte ziemlich traurig und schwieg. »Wir wollen es mal von der anderen Seite her probieren. Shonsu war ein Schwertkämpfer, ein bemerkenswerter Schwertkämpfer. Die Göttin hatte Bedarf an einem Schwertkämpfer. Sie erwählte Shonsu. Er hat den Bogen überspannt. Er versagte, und sein Versagen war katastrophal.«
    »Was heißt das?« Trotz seines Argwohns war Wallies Neugier geweckt.
    »Vergessen Sie es! Jedenfalls wurde er wegen seines Versagens bestraft, und zwar mit dem Tode. Er starb gestern an den Folgen eines zerschmetterten Schädels.« Er lächelte wieder, als Wallies Finger nach der Beule an seinem Kopf tasteten. »Vergessen Sie auch das – Sie wurden geheilt. Dieser Körper funktioniert einwandfrei, er ist ein bemerkenswertes Exemplar eines männlichen Erwachsenen. Wie Ihnen zweifellos nicht entgangen ist?«
    »Können wir diesen Teil meiner Phantasien bitte aus dem Spiel lassen, ja?«
    »Wie Sie wünschen.« Der Junge wedelte lässig mit seinem Zweig. »Shonsu ist also tot, doch die Aufgabe wartet immer noch auf ihre Erfüllung. Sie standen zur Verfügung, Mr. Smith. Fragen Sie nicht, wieso. Sie wurden mit diesem vorzüglichen Körper ausgestattet, ihnen wurde die Sprache gegeben, sie erhielten den höchstmöglichen Status in einer der beiden höchstangesehenen Zünften dieser Welt. Jede Zunft hat ihren Schutzgott, doch die Priester und die Schwertkämpfer sind der Göttin Selbst zugeteilt … und sie sorgen dafür, daß die anderen das nicht vergessen, glauben Sie mir! Ihnen sind also ganz außergewöhnliche Gaben zuteil geworden.«
    »Und ich soll die Aufgabe erfüllen?« Das zahnlückige Grinsen blitzte kurz auf. »Genau!«
    »Gefährlich, wie ich annehme?«
    Der Junge nickte. »In Maßen, ja. Es besteht ein gewisses Risiko für den Körper – aber er wurde Ihnen gratis geschenkt, denken Sie daran! Wenn Sie erfolgreich sind, werden Sie mit einem langen Leben und Zufriedenheit und Glück belohnt werden. Es gibt so gut wie keine Schranken für einen Schwertkämpfer der Siebten Stufe, Mr. Smith – Wohlstand, Macht, Frauen, alles gebührt ihm. Alles, was Sie wollen, wirklich. Jede Frau wird sich Ihnen hingeben. Kein Mann wird sich je gegen Sie auflehnen.«
    Wallie schüttelte den Kopf. »Wer bist du?«
    »Ich bin ein Gott«, sagte der Junge schlicht. »Ein Halbgott, um genau zu sein.«
    Der Riese sah sich in der schäbigen Hütte um, lächelte und schüttelte den Kopf. »Die Irrenanstalt scheint überfüllt zu sein. Jetzt packen sie schon zwei Insassen in einen Raum!«
    Der Junge warf ihm einen wütenden, finsteren Blick zu. Die Fliegen schienen um ihn weniger herumzuschwirren als um Wallie. Es war eine verrückte Unterhaltung, doch Wallie hatte nichts Besseres mit seiner Zeit anzufangen.
    »Ein Schwertkämpfer ist ein Soldat, oder nicht?«
    Der Junge nickte. »Und ein Polizist. Und ein Richter. Und noch einiges andere.«
    »Ich habe nicht den blassesten Schimmer vom Soldatspielen.«
    »Man kann Ihnen das Nötige beibringen, ohne Schwierigkeit. Auch den Umgang mit einem Schwert werden Sie lernen, falls Sie sich deswegen Sorgen machen sollten.«
    »Ich kann nicht behaupten, daß das mein sehnlichster Wunsch ist. Doch laß mich raten. Die Aufgabe besteht darin, diesen Typen Hardduju umzubringen. Habe ich recht?«
    »Nein!« fauchte der Junge. »Sie haben nicht recht! Allerdings sollen Sie das auch tun. Als ehrenhafter Schwertkämpfer sollten Sie es als Ihre Pflicht ansehen, die Ehre ihres Handwerks hochzuhalten. Hardduju ist bestechlich.«
    Wallie erhob sich und ging zum Bett, um sich auf die Kante zu setzen. »Es sieht sehr danach aus, als hätte er mehr Feinde als Freunde. Das alles geht mich nichts an, und bis jetzt hat mir auch noch niemand irgend etwas bewiesen.«
    Der Junge drehte sich auf seinem Stuhl blitzartig zu ihm um und funkelte ihn zornig an. »In diesem Fall ist kein richterlicher Spruch nötig, denn er ist ein Schwertkämpfer. Es bedarf lediglich eines Zweikampfes. Sie brauchen dafür keinen Grund anzugeben, und er kann ihn nicht ablehnen. Ich versichere Ihnen, daß er für Shonsu kein ernsthafter Gegner ist.«
    Wallie lachte. »Aber für mich!

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