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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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bestätigte Wallie taumelnd. Er hätte etwa Größe fünfzig gebraucht, vermutete er.
    »Dann schneiden Sie mit dem Schwert die Spitzen auf!« Der Junge kicherte. »Sie können doch kein barfüßiger Schwertkämpfer sein.«
    Wallie drehte das Schwert hin und her. Es war beängstigend. »Wozu braucht man so etwas?« fragte er. »Für die Elefantenjagd?« Indem er die Klinge dicht bei der Spitze mit den Fingerspitzen anfaßte, schlitzte er den Zehenteil der Stiefel auf. Danach konnte er sie anziehen, doch sie drückten, und die Zehen ragten vorn heraus. Der Junge kicherte wieder.
    »Am besten lasse ich das Schwert fürs erste noch mal hier«, sagte Wallie.
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Ein Schwertkämpfer ohne Schwert wäre ein öffentlicher Skandal!«
    Die Schwertscheide war mit dem Harnisch verbunden und hing ihm auf dem Rücken. Als er versuchte, das Schwert hoch genug anzuheben, um die Spitze in die Öffnung zu schieben, schlug er mit der Hand gegen die Decke. Er versuchte, sich aufs Bett zu setzen, und mußte feststellen, daß er auf der Scheide saß. Langsam wurde ihm die Sache zu bunt, denn der Junge grinste breit.
    »Sie könnten sich hinknien«, schlug er vor. »Oder sich nach vorn beugen. In dem Fall würde allerdings die Scheide zur Seite rutschen.«
    Genau das tat sie, indem sie ihm an den Riemen über den Rücken glitt. Wallie gelang es, die Öffnung der Scheide zur einen Seite zu schieben und die Spitze zur anderen, um dann unter wilden Verwünschungen und der Beinaheinbuße eines Ohrs die Klinge hineinzuschieben.
    »Gar nicht schlecht«, sagte der Junge und blickte ihn abschätzend an. »Zwar haben Sie den Griff auf der falschen Seite, aber das macht nichts, denn Shonsu ist beidhändig gleich stark, soviel ich weiß. Denken Sie daran, daß Sie mit der linken Hand ziehen müssen, wenn Sie jemanden töten wollen.«
    »Ich habe nicht im entferntesten die Absicht, dieses Ding wieder da rauszuziehen!« Doch Wallie zog es heraus und drehte das Ganze in die andere Richtung um.
    »Jetzt bringen Sie es noch so in die richtige Position, daß der Griff neben Ihr Ohr kommt«, sagte der Junge, während er den letzten Gegenstand aus dem Umhang, der die äußere Hülle des Bündels gebildet hatte, nahm – einen schmalen Lederriemen. »Für die Haare«, erklärte er.
    »Ich habe noch nie viel für die Lederszene übriggehabt«, murmelte Wallie, während er sein Haar am Hinterkopf zusammenraffte und den Lederriemen darum herumband – es war dickes, schweres Haar, nicht Wallie Smiths Haar. »Soll ich mich wirklich in dieser Aufmachung in die Öffentlichkeit wagen? Man wird mich festnehmen.« Er betrachtete sich mit einem finsteren Blick in dem stumpfen, fleckigen Spiegel.
    Der Junge lachte. »Schwertkämpfer nehmen andere Leute fest, und Sie sind ein hochrangiger Schwertkämpfer. Nein, Sie sehen blendend aus. Die Mädchen würden Ihnen nachpfeifen, wenn sie es wagen würden. Gehen wir!«
    Wallie zögerte, als sein Blick den Umhang auf dem Bett und den Henkelkorb mit einem Vermögen an silbernem Geschirr darin streifte. »Was geschieht mit diesen Sachen«, fragte er.
    »Es wird gestohlen werden«, antwortete der Junge. »Macht das was?« Wallie entging nicht der eigenartige Beiklang in dieser Frage, und er sah das Funkeln in den scharfen Augen. Es war eine Fangfrage – wenn er zugegeben hätte, daß es etwas machte, dann hätte er zugegeben, daß die Sachen wertvoll waren und demnach in gewisser Weise wirklich sein mußten. Wenn er bei diesem Köder zuschnappte, dann hing er sozusagen an der Angel.
    »Mir nicht.« »Dann gehen wir jetzt«, wiederholte der Junge und trippelte über den Boden.
    »Momentchen doch mal, Kurzer!« sagte Wallie. »Wie soll ich denn wissen, daß du mich nicht in eine Falle führst?«
    Das freche Koboldgesicht grinste wieder und zeigte die Zahnlücke. »Genau das tue ich.«
    Die gleiche Frage hing in der Luft, diesmal unausgesprochen: Macht es was?
    Wallie zuckte mit den Schultern und lächelte. »Also, geh voraus!« Er folgte dem Jungen aus der Hütte.
    Es war ein schöner Morgen, tropisch schwül, auch wenn er zu sehr nach Pferden und Menschen roch. Sobald er aus dem Schatten der Hütte trat, traf ihn die Sonne heiß im Rücken – es war die Art von Morgen, bei der er an Sommerferien dachte, an Strände und sonnengebräunte Mädchen, an Wanderungen im Wald oder ans Tennisspielen.
    Der Junge flitzte über die Straße, sprang auf das niedrige Seitengeländer und balancierte darauf voran,

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