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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Heilkundige. Oder Sklaven, die keinen Nutzen mehr brachten, das natürlich auch. Und manchmal übergaben sich Bürger freiwillig der Göttin – die Schwerkranken und Alten.
    »Wie viele überleben?« fragte Wallie nachdenklich.
    »Vielleicht einer von fünfzig«, antwortete der Heilkundige. »Das kommt alle zwei oder drei Wochen mal vor. Im allgemeinen straft Sie unerbittlich.«
    Weitere Fragen ergaben, daß die Bestrafung darin bestand, daß derjenige geschlagen und gegen die Felsen geschmettert wurde – so daß es in der Tat selten jemand schaffte, unbeschadet daraus hervorzugehen. Dennoch schien der Heilkundige seine persönlichen Aussichten recht hoffnungsvoll einzuschätzen, überzeugt davon, daß sein habgieriges Verhalten eine kleinere Sünde war, die die Göttin vergeben würde. Wallie war sich nicht klar darüber, ob der kleine Mann lediglich die Fassade der Tapferkeit aufrechterhielt oder ob er wirklich von diesem Glauben durchdrungen war. Nach Wallies Meinung waren das alles überaus düstere Aussichten.
    Im Laufe des Tages wurde noch ein junger Sklave hereingebracht und unter den nächsten Steinquader geklemmt. Er blickte Wallies Gesichtsmarkierung voller Angst an und sagte kein Wort. Wallie kam nach und nach zu dem Schluß, daß der andere von Geburt aus schwachsinnig sein mußte.
    Der Tag schleppte sich dahin, bestimmt von Schmerzen und unerträglicher Hitze und dem immer schlimmer werdenden Gestank, da die Gefangenen vor sich hindünsteten und die Sonne die feuchte Zelle in eine Sauna verwandelte. Der schwabbelige Innulari plapperte unaufhörlich, angeregt durch die Begegnung mit einem Siebentstufler und darauf bestehend, seine Lebensgeschichte und die Beschreibung seiner Kinder zum besten zu geben. Schließlich widmete er sich wieder dem Thema Tempelgericht. Die angeklagte Person erschien nicht persönlich vor dem Gericht – diese Vorstellung hielt er für außergewöhnlich abwegig – und erfuhr von dem Urteil im allgemeinen erst, wenn sie zur Exekution abgeholt wurde. Begnadigungen kamen allerdings auch vor, räumte er ein.
    »Natürlich könnt Ihr in Eurem Fall kaum damit rechnen, mein Lord«, sagte er, »denn mehrere Mitglieder des Gerichts, darunter der heilige Honakura, waren als Zeugen bei Eurem Verbrechen zugegen.« Er machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Es dürfte jedoch interessant sein zu erfahren, welche Entscheidung fallen wird – Dämon, Hochstapler oder Gotteslästerer?«
    »Ich kann es auch kaum erwarten«, sagte Wallie. Wenn er die Wahl gehabt hätte, hätte er sich ein erneutes Exorzieren ausgesucht – wenn man ihn mittels Exorzismus in dieses Irrenhaus verfrachtet hatte, könnte man ihn vielleicht auch wieder hinausexorzieren. Aber kurz darauf erfuhr er von Innulari, daß weiteres Exorzieren sehr unwahrscheinlich wäre. Widerspenstige Dämonen wurden üblicherweise der Göttin übergeben.
    Eine Frau wurde von den Wachen hereingebracht. Sie zog sich aus und setzte sich folgsam hin, um neben dem jungen Sklaven mit dem herunterhängenden Kiefer unter den Stein geklemmt zu werden. Sie war mittleren Alters, mit grau durchsetztem Haar, mit einem schlaffen Körper und runzeliger Haut, doch der Junge fuhr herum, um sie anzustarren, und blieb den restlichen Tag über in dieser Haltung.
    Das war sicher nicht Wallies Problem – vielleicht niemals mehr. Er grübelte weiter über den Vorgeschmack der Hölle nach, den der kleine Junge erwähnt hatte. War das eine Drohung gewesen, eine Weissagung oder nur eine zufällig richtige Mutmaßung? Wenn der Himmel grob als sexuelle Ekstase in den Lenden eines Mannes definiert werden konnte, dann hatte die Hölle bei ihm passenderweise mit unerträglichen Schmerzen in derselben Gegend begonnen.
    Erste Feststellung: All diese Schmerzen waren real. Sexuelle Freuden mochten der Phantasie entspringen, aber dies hier nicht.
    Folglich: Diese Welt war real.
    Es gab, so seine Schlußfolgerung, drei mögliche Erklärungen. Die erste war Wallie Smiths Enzephalitis, was bedeutete, daß diese Welt ein Delirium war. Doch das schien immer weniger überzeugend, je weiter sich die Dinge entwickelten.
    Die zweite war Shonsus Kopfverletzung – er war Shonsu, und Wallie Smith war das Trugbild. Er lag auf dem harten, nassen Stein und grübelte lange über diese Möglichkeit nach, mit geschlossenen Augen gegen die grelle Sonne. Er konnte sich nicht überzeugen. Wallie Smiths Leben haftete ihm mit zu vielen Einzelheiten in der Erinnerung. Er konnte sich zum

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