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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Barrikade eine schmale Schneise, in der die kleine Gestalt Honakuras erschien, atemlos und aufgeregt, ein winziges Männchen in einem blauen Satingewand, dessen von zahllosen Furchen durchzogenes Gesicht einen Gegensatz zu dem glatten braunen Kahlkopf darüber bildete. Seine Augen blickten forschend in Wallies; ohne Zweifel versuchte er herauszufinden, wer gekommen war: Shonsu oder Walliesmith?
    »Ihr müßt Euch hinknien, mein Lord«, sagte er.
    Damit war der Bann gebrochen.
    »Knien?« polterte Wallie. »Ich gehe doch nicht vor einem Felsbrocken in die Knie! Ich habe beobachtet, was sich da draußen am Wasserfall abgespielt hat. Ihr seid ein mordlüsternes kleines Ungeheuer, und Eure Göttin ist ein Schwindel!«
    Aus der Menge ertönte ein Zischen wie von Schlangen, und Hände bewegten sich durch die Luft. Honakura schwieg mit einem Ausdruck deutlicher Mißbilligung.
    Wallie öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, hielt jedoch inne. Es hatte keinen Sinn. Was immer er versuchen würde, er würde keine religiöse Revolution entfachen, zumindest nicht hier.
    Dann teilte sich die Menge erneut, diesmal um der Tempelwache den Weg freizugeben.
    Der fette Kerl an der Spitze mit den Rubinen und dem prächtigen blauen Kilt mußte Hardduju sein. Sein grobes, verlebtes Gesicht betrachtete Wallie mit höhnischer und zufriedener Verachtung. Hinter ihm kamen drei kraftstrotzende Viertstufler in Orange, grimmig grinsend. Die Priester wichen zurück und vergrößerten den Kreis, während der Oberste Anführer mit einem süffisanten Lächeln erwartungsvoll in Positur stand. Anscheinend war es an Wallie, als erster das Wort zu ergreifen.
    Er wußte nichts zu sagen, also sagte er nichts.
    Sein Schwertgriff war ihm irgendwo hinter die linke Schulter gerutscht.
    Harddujus Zufriedenheit wuchs. Dann zückte er sein Schwert mit beeindruckender Geschwindigkeit und durchschnitt mit gewandten Bewegungen in einer komplizierten Figur die Luft.
    »Ich bin Hardduju, Schwertkämpfer der Siebten Stufe, Oberster Anführer der Tempelwache der Göttin zu Hann, und ich erweise der Allerheiligsten meinen Dank, daß Sie mir die Gelegenheit gibt, einem solchen Geschenk an die Menschheit wie Euch zu versichern, daß mir Euer Wohlergehen und Glück stets dringendstes Anliegen und Gegenstand meiner Gebete sind.«
    Er schob das Schwert schwungvoll zurück in die Scheide und wartete.
    Bevor Wallie eine Antwort einfiel, trat der kleine Honakura vor und deutete mit schmächtigem Arm auf ihn. »Mein Lord Oberster Anführer!« keifte er. »Entfernt diesen Gotteslästerer!«
    Hardduju sah auf Honakura hinab und lachte hämisch. »Ich weiß etwas Besseres, Eure Heiligkeit.« Er winkte seine Männer heran. »Ich werde diesen Mann als Hochstapler vor Gericht bringen. Nehmt ihn fest!«
    Wallie wich zurück, um sich vor den Sockel zu stellen, wohl wissend, daß er keinen echten Schutz darstellte. Die drei jungen Muskelprotze grinsten vor Vorfreude und näherten sich ihm lauernd, indem sie sich verteilten, um ihn von allen Seiten zu bedrängen. Wahrscheinlich war keiner von ihnen jünger oder kräftiger als er, aber sie konnten bis drei zählen.
    Wenn er sein Schwert zöge, wäre er ein toter Mann, davon war er überzeugt, und es hatte den Anschein, daß sie ihre Waffen nicht ziehen würden, wenn er es nicht tat. Sie wollten ihn lebend, also wäre der Tod vielleicht vorzuziehen. Er tastete nach seinem Schwert, und sie stürzten sich auf ihn, gleichzeitig und unausweichlich.
    Er wehrte einen Hieb mit der linken Hand ab, spürte, daß sein rechter Arm von zwei Händen gepackt wurde, empfing einen heftigen Schlag seitlich gegen den Kopf und dann den uralten, unfehlbar wirkenden Tritt eines Stiefels in die Leistengegend.
    Und das machte was. Das machte sogar sehr viel.

 
     
     
     
BUCH ZWEI
    WIE DER SCHWERTKÄMPFER SEIN
    SCHWERT BEKAM

Die Zelle des Tempelgefängnisses war langgestreckt, schmal und sehr, sehr feucht. Nachdem Wallie seiner Sinne wieder so weit mächtig war, um den Raum genauer zu untersuchen, kam er ihm wie eine Kreuzung zwischen einer offenen Kloake und einem leeren Schwimmbecken vor. Das Balkendach war zum größten Teil weggefault, und geblieben war ein pelziges Holzgerippe, von dem dunkle Moossträhnen vor der blauen Helligkeit hingen. Die Steine des Fußbodens und der Wände waren von einem braunen und gelbgrünen Schleim überzogen. Es gab rostige Gitter an beiden Enden, doch nach oben hin war keine Barriere. Ein sportlich trainierter Mann hätte

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