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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Klinge, statt dessen fuhren seine Finger über den Griff, und er murmelte anerkennende Worte. Er berührte den großen Saphir und hob den Blick zu der Haarspange seines Gastes.
    »Ja«, sagte er schließlich, »ich glaube, dieses Schwert könnte möglicherweise der wertvollste bewegliche Gegenstand der Welt sein.«
    Wallie hätte sich fast an einem Mundvoll minderwertigen Weins verschluckt. »Wer könnte es sich leisten, es zu kaufen?« fragte er. »Wer würde es haben wollen?«
    »Der Vogel Greif ist ein königliches Symbol«, sagte Honakura verächtlich. »Es gibt viele hundert Städte, die von Königen regiert werden. Jeder einzelne von ihnen würde es kaufen – zu fast jedem Preis, wofür sie sich natürlich das Geld später auf anderem Wege wieder zu beschaffen trachteten.« Sein Gesicht verfinsterte sich. »Ohne Zweifel würde der Tempel es kaufen, wenn es zum Verkauf stünde. Einige meiner Kollegen sind bestimmt der felsenfesten Überzeugung, daß Ihr Schwert hierher gehört … und Ihr müßt es auf diesem gefährlichen Pfad tragen.«
    Wallie brauchte nicht die Sutras zu bemühen, um zu wissen, daß dies eine taktisch scheußlich verfahrene Situation war. Luftfracht, dachte er, wäre eine gute Lösung. »Sollte ich also um eine Eskorte durch Mitglieder der Wache bitten?«
    Honakuras Miene wurde unergründlich. »Ihr könnt den Ehrenwerten Tarru darum bitten, sicher.«
    Wallie hob skeptisch eine Augenbraue, und der Priester stieß einen hörbaren Seufzer der Erleichterung aus. Offenkundig waren sie der gleichen Ansicht über Tarru, doch die Höflichkeit gebot, daß sie nicht ausgesprochen wurde.
    »Wen würdet Ihr mir sonst noch empfehlen?« fragte Wallie, und Honakura schüttelte betrübt den Kopf.
    »Wenn ich das nur wüßte, mein Lord! Schwertkämpfer sprechen nicht über andere Schwertkämpfer, aus einleuchtenden Gründen. Die meisten, davon bin ich überzeugt, sind rechtschaffene Männer, im schlimmsten Fall zögernde Mitläufer. Sie gehorchen Befehlen, solang diese Befehle nicht allzu deutlich das Böse in sich bergen, und sie begehen jeden Verstoß gegen den Ehrenkodex, um dem Obersten Anführer zu gefallen. Aber wie könnten sie sich sonst verhalten? Es gibt zum Beispiel Berichte über verurteilte Gefangene, die den Platz der Gnade nie erreicht haben.«
    »Gegen ein Lösegeld freigelassen?« sagte Wallie, der die Andeutung verstand. Diese Geschichte der allgegenwärtigen Bestechlichkeit ging ihm gewaltig an die Nerven, und er spürte, wie Shonsus Wut in den unteren Schichten seines Bewußtseins tobte.
    »Aber man kann die Exekution doch von den Stufen der Tempeltreppe aus mitzählen, und dann weiß man, wieviel …«
    »Säcke mit Steinen, vermuten wir«, sagte Honakura geduldig. »Nicht alle Körper werden zum Teich zurückgetrieben. Einige der Schwertkämpfer müssen sehr tief in den Machenschaften drinstecken, und die bilden jetzt eine ernsthafte Gefahr für Euch.«
    »Schlechtes Gewissen?« sagte Wallie. »Sie werden sich sicher sehr vor einem neuen Anführer fürchten, neue Besen kehren gut. Vergangene Sünden bedingen zukünftige Verbrechen?«
    Honakura nickte und lächelte, vielleicht erleichtert – oder sogar überrascht – darüber, daß dieser Schwertkämpfer nicht zu einer großspurigen Abhandlung über die Ehre seiner Zunft ansetzte und mit den Wölfen heulte.
    Das Plätschern des Wassers und das Summen der Bienen waren eine Zeitlang die einzigen Geräusche …
    »Die erste Frage ist also«, sagte Wallie, »die Zeitplanung.« Er blickte zu seinen verbundenen Füßen hinunter. »Und die hängt davon ab, wann ich wieder beweglich sein werde. Frühestens in einer Woche, wahrscheinlich erst in zwei – ich wäre wahnsinnig, wenn ich gehen würde, bevor ich geheilt bin. Die zweite Frage: gebe ich bekannt, daß ich weggehen werde, oder lasse ich sie in dem Glauben, daß ich Harddujus Nachfolge antreten werde?« Er hielt inne, um nachzudenken. »Ich bezweifle, daß wir diese Täuschung lange aufrechterhalten können, und mir wäre es lieber, wir brauchten es nicht zu tun.«
    Der Priester nickte. »Es wäre kein ehrenhaftes Verhalten, mein Lord.«
    Wallie zuckte mit der Schulter. »Dann werden wir also ehrlich sein. Als schlichter Besucher werde ich weniger eine Bedrohung darstellen und mich demzufolge in geringerer Gefahr befinden. Das wird erst eintreten, wenn ich versuche, wegzugehen, nicht wahr? Am besten humpele ich also herum, stelle mich so lang wie möglich lahm, um dahinterzukommen, wer

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