Der Zombie-Pharao
mußte.
»Ja, das stimmt.«
Ich hielt mich nicht mehr lange mit irgendwelchen Reden auf, sondern betrat das Haus.
Der Unterschied zum Freien war sehr schnell spürbar, denn eine wesentlich kühlere Luft umfächerte mein Gesicht. Es war die reine Wohltat. Zu beiden Seiten wuchsen kahle Wände hoch, ohne irgendwelche Schriftzeichen oder Verzierungen. So ähnlich wie hier sah es auch auf dem Weg zu mancher Grabkammer eines Pharaos aus. Der Gang endete vor einer Gittertür, die nicht verschlossen war. Ich drückte sie auf und betrat einen gefliesten Flur von rechteckigen Ausmaßen.
Durch zwei schmale Fenster sickerte Licht, das sich auf dem Stein allerdings verlor. Die meisten Teile des Flurs blieben in einem geheimnisvollen Dunkel verborgen.
In dieser Umgebung wagte man kaum laut zu sprechen. Deshalb wandte ich mich auch mit einer Flüsterstimme an den Franzosen. »Wo linden wir Gamal Asira?«
»Hier muß es einen Stein geben, den man hochheben kann.«
»Schön, aber…«
Bill hatte sich bereits gebückt und klopfte einige ab. Er zuckte zusammen, als er einen hohl klingenden Laut vernahm. Mit dem Griff der Pistole hatte er diesen Test durchgeführt, winkte uns zu und deutete auf einen bestimmten Stein.
An den Leichengeruch hatten wir uns mittlerweile gewöhnt.
»Da ist er!« sagte Bill. Er fuhr mit dem ausgestreckten Zeigefinger über die Platte hinweg. »Und dort hinten befindet sich ein größerer Spalt zwischen zwei Steinen.«
»Den wir hiermit noch mehr erweitern können!« erklärte Claude Meiser. Er kehrte mit einer Eisenstange in der Hand zurück. Das Brecheisen besaß an der Spitze eine flache Stelle, die durchaus in die Spalte hineinpaßte, was Bill auch tat, als er Meiser die Stange aus der Hand genommen hatte.
Er klemmte sie in den Spalt, drückte so tief wie möglich und begann mit seiner Arbeit. Viel kam zunächst nicht dabei heraus. Wir hörten das leise Knirschen, dann knackte es. Bill stemmte die Stange tiefer ein und hatte den Punkt endlich gefunden, wo sie packte.
Danach ging alles mehr als einfach. Die Platte hob sich, bildete einen schrägen Winkel, kantete dann, so daß wir zufassen und sie wegzerren konnten.
Wir ließen sie langsam sinken und starrten dann in das viereckige Loch, ohne jedoch etwas erkennen zu können, weil es einlach zu dunkel war. Dafür strömte uns ein intensiver Geruch entgegen. Schweiß, Fäkalien — vielleicht sogar der Geruch von Angst.
Ich schluckte, was auch mein Freund Bill tat, der bereits zur Lampe gegriffen hatte.
Zugleich stachen die Strahlen in das Dunkel und enthüllten eine menschenunwürdige Szenerie…
***
Wir hatten Gamal Asira gefunden. Es gab keine andere Lösung, das mußte er einfach sein. Er hockte in einer Ecke wie ein Tier. Zusammengekauert, geduckt, als hatte er Furcht davor, im nächsten Augenblick Schläge zu bekommen. Was er an Kleidung trug, konnte nur mit dem Wort Lumpen umschrieben werden. An seiner rechten Seite hatte sich eine feuchte Lache ausgebereitet.
»Verdammte Hundesöhne!« keuchte Bill. »So dahinzuvegetieren…«
Claude Meiser sah es anders. »Die hätten ihn auch töten können«, flüsterte er.
»Dazu bestand kein Grund!«
Meiser nickte. »Doch, Mr. Conolly. Wenn Sie hier länger leben würden, dächten Sie auch anders. Der Grund liegt allein in seinen Forschungen. Man läßt gewisse Dinge ruhen, man rüttelt nicht an ihnen. Wer es dennoch tut, darf sich nicht wundern, daß ihm so etwas passiert.« Er hob die Schultern. »Ich kenne mich leider aus.«
Obwohl der Mann von zwei verschiedenen Seiten angestrahlt wurde, zeigte er kaum eine Reaktion. Er war nur einmal zusammengezuckt, ohne allerdings den Kopf zu heben. Seine Arme hatte er angehoben und gleichzeitig so gewinkelt, daß er mit den Händen sein Gesicht bedecken konnte.
War er tatsächlich wahnsinnig geworden, oder hatte er sich nur von den Menschen abgewendet?
»Sprechen Sie ihn bitte an!« flüsterte ich dem Franzosen zu. »Wenn er Sie erkennt, ist das schon die halbe Miete.«
»Und daran glauben Sie?«
»Man kann es doch versuchen.«
»Wie Sie wollen!« Er kniete sich nieder und beugte den Kopf über den Rand des Lochs.
Bill und ich leuchteten, doch der Gefangene zeigte keinerlei Reaktionen. Apathisch hockte er in der Ecke.
Meiser versuchte, mit ihm zu reden. Er sprach sehr leise, weil er den Mann nicht erschrecken wollte. Die Worte konnten wir nicht verstehen, aber derjenige, auf den es uns ankam, hörte sie, denn Gamal Asira bewegte sich, ließ
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