Der Zorn der Götter
hatte, dass sie einen gesunden Appetit besaß, und der das sogar gut fand.
In den nächsten Wochen gingen sie fast täglich miteinander aus, und ein Abend war herrlicher als der andere. Sie kannten sich knapp einen Monat, als Henry sagte: »Lois, ich liebe dich. Ich möchte, dass du meine Frau wirst.«
Ein Antrag. Und sie hatte geglaubt, sie würde diese Worte niemals hören. Sie schloss ihn in die Arme und sagte: »Ich liebe dich auch, Henry. Ich möchte deine Frau werden.«
Die Hochzeit fand eine Woche später in der Kirche von Henrys Vater statt. Gary und ein paar Freunde und Freundinnen nahmen an der feierlichen Trauung teil, die von Henrys Vater vollzogen wurde. Lois war noch nie in ihrem Leben so glücklich gewesen.
»Wo wollt ihr eure Flitterwochen verbringen?«, fragte Reverend Lawson.
»Am Lake Louise«, erwiderte Henry. »Dort ist es sehr romantisch.«
»Ein idealer Ort für die Flitterwochen.«
Henry schloss Lois in die Arme. »Ich hoffe doch, dass die Flitterwochen bis ans Ende unserer Tage währen.«
Lois war begeistert.
Unmittelbar nach der Hochzeit brachen sie zum Lake Louise auf, einem hinreißenden Ferienort im Banff National Park, im Herzen der kanadischen Rocky Mountains gelegen.
Als sie am späten Nachmittag dort eintrafen, funkelte der See in der Sonne.
Henry nahm Lois in die Arme. »Bist du hungrig?«
Sie blickte ihm in die Augen und lächelte. »Nein.«
»Ich auch nicht. Warum ziehen wir uns nicht einfach aus?«
»O ja, Liebster.«
Zwei Minuten später lagen sie im Bett, und Henry liebte sie, wie sie es sich nicht schöner hätte vorstellen können. Es war wunderbar. Berauschend. Erschöpfend.
»Ach, Liebster, ich liebe dich so sehr.«
»Ich liebe dich auch, Lois«, sagte Henry. Er stand auf.
»Und jetzt müssen wir die Fleischeslust bekämpfen.«
Lois schaute ihn fragend an. »Was?«
»Knie dich hin.«
Sie lachte. »Bist du denn nicht müde, Liebster?«
»Knie dich hin.«
Sie lächelte. »Na schön.«
Sie kniete nieder und sah voller Verblüffung zu, wie er den breiten Gürtel aus seiner Hose zog. Er ging zu ihr, und ehe sie wusste, wie ihr geschah, zog er ihr den Gürtel mit aller Kraft über das nackte Gesäß.
Lois schrie auf und wollte aufstehen. »Was hast du …?«
Er stieß sie nieder. »Ich hab’s dir doch gesagt, Liebste. Wir müssen die Fleischeslust bekämpfen.« Er holte mit dem Gürtel aus und schlug erneut zu.
»Hör auf! Hör auf damit!«
»Bleib, wo du bist«, herrschte er sie an.
Lois wehrte sich, wollte aufstehen, aber Henry drückte sie mit aller Kraft nieder und schlug ein weiteres Mal mit dem Gürtel zu.
Lois hatte das Gefühl, ihr werde am Gesäß die Haut abgezogen. »Henry! Mein Gott! Hör auf!«
Schließlich richtete sich Henry auf und atmete tief durch.
»Jetzt ist alles gut.«
Lois konnte sich kaum rühren. Sie spürte die offenen, nässenden Wunden an ihrem Gesäß. Mühsam und unter Schmerzen rappelte sie sich auf. Sie brachte kein Wort heraus, starrte ihren Mann nur voller Entsetzen an.
»Sex ist eine Sünde. Wir müssen gegen die Versuchung ankämpfen.«
Sie schüttelte den Kopf, war immer noch sprachlos, konnte nach wie vor nicht glauben, was soeben geschehen war.
»Denk an Adam und Eva, an den Sündenfall und die Vertreibung der Menschen aus dem Garten Eden«, fuhr er fort.
Lois brach in Tränen aus und schluchzte laut auf.
»Jetzt ist ja alles gut.« Er nahm Lois in die Arme. »Ist ja gut. Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch, aber …«, sagte Lois unsicher.
»Keine Sorge. Wir haben sie besiegt.«
Das heißt, dass es zum letzten Mal passiert ist, dachte Lois. Vermutlich hat es damit zu tun, dass er der Sohn eines Pfarrers ist. Gott sei Dank ist es vorüber.
Henry drückte sie an sich. »Ich liebe dich so sehr. Lass uns essen gehen.«
Lois konnte im Restaurant kaum sitzen. Sie litt furchtbare Schmerzen, aber um ein Kissen zu bitten wäre ihr zu peinlich gewesen.
»Ich bestelle«, sagte Henry. Er orderte für sich einen Salat und für Lois ein großes Gericht. »Du musst bei Kräften bleiben, meine Liebste.«
Während des Essens dachte Lois fortwährend an das, was gerade geschehen war. Henry war der wunderbarste Mann, den sie jemals kennen gelernt hatte. Sie war aber auch bestürzt über seinen – was war das?, dachte sie. Eine Macke? Eine Art Fetischismus? Jedenfalls war es jetzt vorbei. Jetzt konnte sie sich darauf freuen, fortan mit einem Mann zusammenzuleben, sich um ihn zu kümmern und
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