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Der Zorn der Götter

Der Zorn der Götter

Titel: Der Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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Lebensgefahr.«
    Lois schaute ihn erschrocken an. » Was? «
    »Schwesterherz, nur eine Hand voll Menschen auf der ganzen Welt wissen, was da vor sich geht. Ich komme nächsten Montag wieder hierher und bleibe über Nacht. Am Dienstagmorgen muss ich nach Washington.«
    Lois war verdutzt. »Wieso nach Washington?«
    »Um über Prima zu berichten.«
    Dann erklärte ihr Gary, worum es ging.
     
    Und jetzt war Gary tot. Ich glaube, ich bin in Lebensgefahr. Ihr Bruder war nicht bei einem Unfall umgekommen. Er war ermordet worden.
    Lois warf einen Blick auf ihre Uhr. Jetzt war es zu spät, um irgendetwas zu unternehmen, aber morgen würde sie ein paar Anrufe machen und dafür sorgen, dass ihr Bruder gerächt wurde. Sie wollte das zu Ende bringen, was Gary vorgehabt hatte. Mit einem Mal fühlte sich Lois wie ausgelaugt.
    Nur mit Mühe konnte sie sich von der Couch erheben. Sie hatte noch nicht zu Abend gegessen, aber beim bloßen Gedanken an Essen wurde ihr übel.
    Lois ging ins Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Sie war zu müde, um sich auszuziehen, lag nur wie benommen da, bis sie schließlich einschlief.
     
    Lois träumte, dass sie und Gary in einem dahinrasenden Zug säßen und sämtliche Fahrgäste in dem Abteil rauchten. Es wurde immer heißer, und der Qualm brannte ihr im Hals. Hustend wachte sie auf, öffnete die Augen und blickte sich dann erschrocken um. Ihr Schlafzimmer brannte lichterloh, Flammen züngelten an den Vorhängen empor, und alles war voller Rauch. Keuchend und um Atem ringend schleppte sich Lois aus dem Bett. Sie versuchte, den Atem anzuhalten und torkelte ins Wohnzimmer. Der ganze Raum stand in Flammen und war in Qualm gehüllt. Sie wollte sich zur Tür durchschlagen, aber nach ein paar Schritten spürte sie, wie ihre Beine nachgaben, und fiel zu Boden.
    Das Letzte, was Lois Reynolds wahrnahm, waren die gierigen Flammenzungen, die nach ihr leckten.

10
    Kelly wurde manchmal regelrecht schwindlig, wenn sie daran dachte, wie schnell alles gegangen war. Binnen kürzester Zeit hatte sie die wichtigsten Voraussetzungen für den Modelberuf erlernt – während der Ausbildung in der Agentur brachte man ihr selbstbewusstes Auftreten bei, Haltung und wie man ein bestimmtes Image von sich vermittelt. Ein Model musste vor allem Ausstrahlung besitzen, was wiederum hieß, dass Kelly den Menschen etwas vorspielen musste, da sie sich weder schön noch begehrenswert vorkam.
    Trotzdem wurde sie quasi über Nacht als sensationelle Neuentdeckung in der Modewelt gehandelt. Sie wirkte nicht nur aufregend und provozierend, sondern strahlte auch eine gewisse Unberührbarkeit aus, die die Männer herausforderte. Binnen zwei Jahren war Kelly in die Riege der Topmodels aufgestiegen. Sie warb für Produkte, die aus gut einem Dutzend verschiedener Länder stammten. Einen Großteil ihrer Zeit brachte Kelly in Paris zu, wo einige der wichtigsten Kunden ihrer Agentur ansässig waren.
    Nach einer extravaganten Modenschau in New York suchte sie eines Tages vor dem Rückflug nach Paris ihre Mutter auf, die älter und verhärmter wirkte als je zuvor. Ich muss sie hier rausholen, dachte Kelly. Ich kaufe ihr ein hübsches Apartment und kümmere mich um sie.
    Ihre Mutter freute sich allem Anschein nach, sie zu sehen.
    »Ich bin ja froh, dass es dir gut geht, Kelly. Danke für die monatlichen Schecks.«
    »Gern geschehen. Mutter, ich möchte etwas mit dir bereden. Ich habe mir alles genau überlegt. Ich möchte, dass du von hier weg …«
    »Hoho, schau an, wer uns da besucht – Ihre Hoheit.« Ihr Stiefvater kam gerade herein. »Was machst du denn hier? Solltest du nicht irgendwo mit schicken Klamotten rumstolzieren?«
    Ich muss ein andermal darauf zurückkommen, dachte Kelly.
     
    Kelly musste noch einen weiteren Besuch erledigen. Sie fuhr zur öffentlichen Bibliothek, in der sie so viele herrliche Stunden verbracht hatte, und die Erinnerungen kehrten sofort zurück, als sie mit einem Stapel Zeitschriften unter dem Arm durch die Tür trat.
    Mrs. Houston saß nicht an ihrem Schreibtisch. Kelly ging in den Lesesaal und sah sie strahlend wie eh und je mit einem eleganten, maßgeschneiderten Kleid in einem der Seitengänge stehen und Bücher einsortieren.
    Als Mrs. Houston hörte, wie die Tür aufging, sagte sie.
    »Ich komme gleich.« Dann wandte sie sich um. »Kelly!« Es klang fast wie ein Schrei. »Oh, Kelly!«
    Sie liefen aufeinander zu und umarmten sich.
    Mrs. Houston trat einen Schritt zurück und musterte Kelly.

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