Der Zorn der Götter
blieb abrupt stehen und drehte sich um. »Um Mark? Was wissen Sie über ihn?«
»Können wir irgendwo unter vier Augen miteinander sprechen?«
Tanner war wieder allein in seinem Büro, als sich seine Sekretärin über die Gegensprechanlage meldete. »Mr. Higholt ist da.«
»Schicken Sie ihn rein.«
Kurz darauf begrüßte ihn Tanner. »Guten Tag, John.«
»Gut? Es ist ein höllischer Tag. Ich habe den Eindruck, dass irgendjemand sämtliche Mitarbeiter dieser Firma ermorden will. Was zum Teufel geht hier vor?«
»Genau das versuchen wir zurzeit herauszufinden. Ich glaube einfach nicht, dass der Tod dreier unserer Mitarbeiter ein Zufall ist. Irgendjemand möchte dem Ruf unserer Firma Schaden zufügen, aber wir werden den oder die Betreffenden finden und ihnen Einhalt gebieten. Die Polizei hat sich bereit erklärt, mit uns zusammenzuarbeiten, und ich habe Männer eingeschaltet, die sämtlichen Spuren nachgehen sollen, die unsere getöteten Mitarbeiter hinterlassen haben. Ich möchte, dass Sie sich zwei Gespräche anhören, die ich soeben habe aufzeichnen lassen. Die Witwen von Richard Stevens und Mark Harris standen mir Rede und Antwort. Sind Sie bereit?«
»Von mir aus kann’s losgehen.«
»Das ist Diane Stevens.« Tanner drückte auf einen Knopf, worauf ihr Bild auf einem Monitor auftauchte. In der rechten unteren Ecke war eine Graphik mit auf- und absteigenden Kurven zu sehen, während Diane sprach.
Inwieweit wussten Sie darüber Bescheid, dass Ihr Mann mit Drogen zu tun hatte?
Was … was wollen Sie damit sagen? Richard hätte sich niemals auf Drogen eingelassen.
Die Kurven verliefen stetig auf und ab.
Tanner drückte auf die Vorspultaste. »Das ist Mrs. Mark Harris, deren Mann sich vom Eiffelturm stürzte, beziehungsweise heruntergestoßen wurde.«
Kellys Gesicht erschien auf dem Bildschirm.
Hat Mark jemals eine Olga erwähnt?
Mr. Kingsley, was soll das Ganze eigentlich?
Die Pariser Polizei hat in der Hosentasche Ihres Mannes eine Mitteilung gefunden. Darin ist von einer Belohnung für gewisse Auskünfte die Rede, und sie ist mit » Alles Liebe, Olga « unterschrieben.
Ich … ich weiß nicht, was …
Aber Sie sagten doch, er hätte mit Ihnen über alles gesprochen.
Ja, aber …
Aus dem, was wir bislang in Erfahrung bringen konnten, schließen wir, dass Ihr Mann offenbar etwas mit dieser Frau zu tun hatte und …
Nein! Das sieht Mark ganz und gar nicht ähnlich. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir keinerlei Geheimnisse voreinander hatten.
Die Kurven auf dem Stimmen-Stress-Analysator blieben so gleichmäßig wie zuvor. Kellys Bild verschwand.
»Was sind das für Linien am Bildschirm?«, fragte John Higholt.
»Das ist ein Stimmen-Stress-Analysator, ein so genannter CVSA. Er erfasst kleinste Schwankungen der menschlichen Stimme. Wenn der Befragte lügt, kommt es zu stärkeren Frequenzabweichungen. Das ist modernste Technologie. Und im Gegensatz zum Polygraphen muss man keine Drähte anschließen. Ich bin davon überzeugt, dass beide Frauen die Wahrheit gesagt haben. Sie müssen beschützt werden.«
John Higholt runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit? Vor wem müssen sie beschützt werden?«
»Ich bin der Meinung, dass sie in Gefahr schweben, dass sie unterbewusst mehr wissen, als ihnen klar ist. Beide hatten eine sehr gute Beziehung zu ihren Männern. Ich bin davon überzeugt, dass irgendwann irgendetwas Aufschlussreiches gesagt wurde, das ihnen seinerzeit möglicherweise gar nicht auffiel. Aber sie haben es abgespeichert. Wenn sie darüber nachdenken, besteht die Möglichkeit, dass es ihnen wieder einfällt. In dem Augenblick könnten sie in Lebensgefahr schweben, weil der oder die Täter, die ihre Männer umgebracht haben, es auch auf sie abgesehen haben könnten. Ich werde zusehen, dass ihnen kein Leid geschieht.«
»Wollen Sie sie beschatten lassen?«
»Das war einmal, John. Heutzutage gibt es für so was elektronische Hilfsmittel. Ich lasse Mrs. Stevens’ Apartment überwachen – mit Kameras, Mikrofonen und allem, was dazu erforderlich ist. Wir setzen jede verfügbare Technologie ein, um sie zu bewachen. Sobald jemand versucht, ihr etwas anzutun, wissen wir Bescheid.«
John Higholt dachte einen Moment lang nach. »Was ist mit Kelly Harris?«
»Sie wohnt im Hotel. Leider hatten wir keinen Zugang zu ihrer Suite und konnten sie nicht präparieren. Aber ich habe Männer im Foyer postiert, die sofort eingreifen werden, falls irgendetwas darauf hindeuten sollte, dass es
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