Der Zorn der Götter
wollte sie etwas sagen, schüttelte dann den Kopf und stieg aus.
Kelly blickte Diane hinterher, als sie ins Foyer trat und zu ihrer Wohnung im Erdgeschoss ging. Erleichtert seufzte sie auf.
»Wohin möchten Sie, Mrs. Harris?«, sagte Colin.
»Zurück zum Hotel, Colin, und …«
Ein lauter Schrei drang aus dem Apartment. Kelly zögerte einen Moment, stieß dann die Autotür auf und rannte in das Haus. Diane hatte die Tür zu ihrem Apartment offen gelassen und stand zitternd im Wohnzimmer.
»Was ist passiert?«
»Jemand – jemand ist hier eingebrochen. Richards Aktenkoffer lag auf dem Tisch, und jetzt ist er weg. Seinen Ehering haben sie liegen gelassen.«
Kelly sah sich nervös um. »Sie sollten lieber die Polizei rufen.«
»Ja.« Diane erinnerte sich an die Visitenkarte, die Detective Greenburg auf dem Beistelltisch im Flur hinterlassen hatte. Sie ging hin und holte sie. Kurz darauf war sie am Telefon und sagte: »Detective Greenburg bitte.«
Es dauerte einen Moment.
»Greenburg.«
»Detective Greenburg, hier ist Diane Stevens. Hier ist etwas passiert. Könnten Sie vielleicht zu meinem Apartment kommen und … Danke.«
Diane holte tief Luft und wandte sich an Kelly. »Er kommt her. Wenn es Ihnen nichts ausmacht zu warten, bis er …«
»Ich denke nicht daran. Das ist Ihre Sache. Ich will nichts damit zu tun haben. Und vielleicht sollten Sie auch erwähnen, dass irgendjemand Sie kurz zuvor umbringen wollte. Ich kehre nach Paris zurück. Auf Wiedersehen, Mrs. Stevens.«
Diane blickte Kelly hinterher, als sie hinausging und in die Limousine stieg.
»Wohin?«, fragte Colin.
»Zum Hotel bitte.«
Wo sie in Sicherheit sein würde.
21
Kelly war noch immer aufgewühlt, als sie in ihr Hotelzimmer zurückkehrte. Sie war sich nur zu deutlich bewusst, dass sie um Haaresbreite dem Tod entgangen war. Das hat mir gerade noch gefehlt, dass ich wegen eines blonden Dummchens ermordet werde.
Kelly ließ sich auf die Couch sinken, um sich zu beruhigen, und schloss die Augen. Sie versuchte, zu meditieren und sich auf ein Mantra zu konzentrieren, aber es nützte nichts. Sie war zu mitgenommen. Und mit einem Mal empfand sie nur noch eine große innere Leere, fühlte sich einsam und allein gelassen. Mark, ich vermisse dich so sehr. Die Leute sagen, mit der Zeit vergeht das. Aber es stimmt nicht, mein Liebling. Es wird jeden Tag schlimmer.
Dann hörte sie, wie der Wagen des Zimmerkellners den Flur entlanggeschoben wurde, und mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Sie war nicht hungrig, aber sie musste zusehen, dass sie bei Kräften blieb.
Sie rief den Zimmerservice an. »Ich hätte gern einen Krabbensalat und eine Kanne Tee.«
»Vielen Dank, Mrs. Harris. Ihre Bestellung dürfte in etwa fünfundzwanzig bis dreißig Minuten bei Ihnen sein.«
»Bestens.« Kelly legte den Hörer auf. Dann saß sie da, ging in Gedanken noch einmal das Gespräch mit Tanner Kingsley durch, und mit einem Mal erschauderte sie und kam sich vor, als befände sie sich in einem schrecklichen Albtraum. Was ging hier vor?
Wieso hat Mark niemals etwas von einer Olga gesagt? War es eine geschäftliche Beziehung? Eine Affäre? Mark, mein Liebster, wenn du eine Affäre hattest, möchte ich, dass du weißt, dass ich dir verzeihe, weil ich dich liebe. Ich werde dich immer lieben. Du hast mich lieben gelehrt. In mir war nichts als Kälte, und du hast mich gewärmt. Durch dich habe ich meinen Stolz wiedergefunden und gelernt, mich wie eine richtige Frau zu fühlen.
Sie dachte an Diane. Diese aufdringliche Frau hat mich in Gefahr gebracht. Von der muss man sich fern halten. Das sollte nicht weiter schwer sein. Morgen bin ich wieder in Paris, bei Angel.
Sie wurde durch ein lautes Klopfen an der Tür aus ihren Gedanken gerissen. »Zimmerservice.«
»Ich komme.« Kelly wollte bereits zur Tür gehen, blieb dann aber wie versteinert stehen. Sie hatte erst vor ein paar Minuten bestellt. Das ist zu früh. »Einen Moment«, rief sie.
»Ja, Ma’am.«
Kelly griff zum Telefon und rief den Zimmerservice an.
»Meine Bestellung ist noch nicht da.«
»Wir sind gerade dabei, Mrs. Harris. Es dauert noch fünfzehn bis zwanzig Minuten.«
Kelly hatte Herzklopfen, als sie den Hörer auflegte. Dann rief sie in der Telefonzentrale an.
»Hier ist jemand – ein Mann, der in mein Zimmer will.«
»Ich schicke sofort jemanden von unserem Sicherheitsdienst zu Ihnen, Mrs. Harris.«
Zwei Minuten später klopfte es wieder. Kelly
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