Der Zorn der Götter
Wissenschaftler.«
»Hat sie mit ihrem Mann hier gewohnt?«
»Seit sieben Jahren. Sie waren wunderbare Mieter. Haben ihre Miete immer pünktlich gezahlt. Keinerlei Ärger gemacht. Jeder mochte …« Er stockte, als ihm klar wurde, was er gerade sagen wollte.
»War Frau Verbrügge berufstätig?«
»Ja, sie hat im Internet-Café Cyberlin gearbeitet, wo die Leute Geld bezahlen, um an den Computern …«
»Wie kam es, dass Sie die Leiche gefunden haben?«
»Weil der Kaltwasserhahn in der Badewanne getropft hat. Ich habe ihn schon ein paar Mal repariert, aber er ließ sich nicht ganz abdrehen.«
»Und?«
»Und deshalb hat sich der Mieter in der Wohnung drunter heute Morgen beschwert, weil bei ihm das Wasser durch die Decke getropft ist. Ich bin raufgegangen, hab an die Tür geklopft, und als sich niemand gemeldet hat, hab ich mit meinem Generalschlüssel aufgeschlossen. Dann bin ich ins Badezimmer gegangen und habe …« Die Stimme versagte ihm.
Ein weiterer Kriminalbeamter kam ins Badezimmer. »Keine Schnapsflaschen in den Schränken, bloß Wein.«
Der Oberkommissar nickte. »Gut.« Er deutete auf die Schnapsflasche neben der Badewanne. »Lassen Sie sie auf Fingerabdrücke überprüfen.«
»Wird gemacht.«
Der Oberkommissar wandte sich an Karl Götze. »Wissen Sie, wo Herr Verbrügge ist?«
»Nein. Den seh ich immer nur morgens, wenn er zur Arbeit geht, aber …« Er breitete die Arme aus.
»Haben Sie ihn heute Morgen gesehen?«
»Nein.«
»Wissen Sie, ob Herr Verbrügge verreisen wollte?«
»Nein. Keine Ahnung.«
Der Oberkommissar wandte sich an seinen Kollegen.
»Reden Sie mit den anderen Mietern. Stellen Sie fest, ob Frau Verbrügge möglicherweise unter Depressionen litt, ob sie und ihr Mann sich gestritten haben und ob sie Trinkerin war. Sehen Sie zu, dass Sie so viel wie möglich in Erfahrung bringen.« Er schaute Karl Götze an. »Wir werden den Mann überprüfen. Falls Ihnen irgendetwas einfällt, das uns weiterhelfen könnte …«
»Ich weiß nicht, ob ihnen das weiterhilft«, sagte Karl Götze zögerlich, »aber einer der Mieter hat mir gestern Abend erzählt, dass ein Krankenwagen vor dem Haus gehalten hat, und er hat sich noch erkundigt, ob jemand krank ist. Als ich rausgekommen bin, um nachzusehen, was los ist, war der Krankenwagen schon wieder weg. Hilft Ihnen das?«
»Wir werden uns darum kümmern«, sagte der Oberkommissar.
»Was … was ist mit ihr … mit der Leiche?«, fragte Götze nervös.
»Der Polizeiarzt ist schon unterwegs. Lassen Sie das Wasser ablaufen, und breiten Sie ein Handtuch über sie.«
4
Ich habe leider schlechte Nachrichten … letzte Nacht getötet … Wir haben seine Leiche unter einer Brücke gefunden …
Für Diane Stevens war die Zeit stehen geblieben. Ziellos wanderte sie in der Wohnung umher, die voller Erinnerungen war. Hier ist es nicht mehr schön … nicht mehr wohnlich. Ohne Richard ist es nur ein Haufen kalter Steine. Nie wieder wird hier Leben einkehren.
Diana sank auf die Couch und schloss die Augen. Richard, mein Liebling, an dem Tag, an dem wir geheiratet haben, hast du mich gefragt, was für ein Geschenk ich mir wünsche. Ich habe gesagt, ich möchte nichts haben. Aber jetzt wünsche ich mir etwas. Komm zurück. Es spielt keine Rolle, wenn ich dich nicht sehen kann. Nimm mich einfach in die Arme. Ich weiß, dass du hier bist. Ich muss dich noch einmal spüren. Ich möchte, dass du mir noch einmal die Brust streichelst … Ich möchte mir deine Stimme noch mal vorstellen, hören, wie du mir sagst, ich mache die beste Paella auf der Welt … Ich möchte, dass du mich noch einmal bittest, die Zudecke nicht wegzuziehen … Ich möchte noch einmal hören, wie du sagst, dass du mich liebst. Sie versuchte die Tränen zu unterdrücken, die ihr plötzlich in die Augen stiegen, doch sie schaffte es nicht.
Nachdem Diane erfasst hatte, dass Richard tot war, schloss sie sich tagelang in ihrer abgedunkelten Wohnung ein und ging weder ans Telefon noch an die Tür. Wie ein waidwundes Tier, das sich in seinem Bau verkriecht. Sie wollte allein sein mit ihrem Schmerz. Richard, ich wollte dir so oft sagen » Ich liebe dich « , damit du sagst » Ich liebe dich auch « . Doch ich wollte nicht, dass du das Gefühl hast, ich würde dich vereinnahmen. Aber jetzt brauche ich dich so sehr.
Als aber das Telefon ununterbrochen klingelte und ständig jemand an der Tür schellte, öffnete Diane schließlich doch.
Carolyne Ter, eine ihrer besten Freundinnen, stand
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