Der Zorn der Götter
nicht gesagt? Wir fliegen nach Paris. Du hast doch gesagt, du magst die französische Küche.«
Sie keuchte auf. Dann verzog sie das Gesicht. »Richard, ich kann jetzt nicht nach Paris fliegen! Ich habe nichts zum Anziehen dabei, nicht mal mein Make-up. Ich habe keine …«
»Soweit ich weiß, gibt es in Paris allerhand Geschäfte, in denen man einkaufen kann.«
Sie blickte ihn einen Moment lang sprachlos an, dann schlang sie die Arme um ihn. »Ach, du verrückter Kerl. Ich liebe dich.«
Er grinste. »Du hast dir doch eine Hochzeitsreise gewünscht. Das ist sie.«
5
In Orly stand eine Limousine bereit, die sie zum Hotel Plaza Athénée brachte.
»Ihre Suite ist für Sie vorbereitet, Mr. und Mrs. Stevens«, sagte der Direktor, als sie im Hotel eintrafen.
»Vielen Dank.«
Sie waren in Suite Nummer 310 untergebracht. Der Hoteldirektor schloss die Tür auf und ließ Diane und Richard eintreten. Diane blieb erschrocken stehen. An den Wänden hing ein halbes Dutzend Bilder von ihr. Sie wandte sich an Richard. »Ich … Wie ist das …?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Richard treuherzig. »Ich nehme an, die Leute hier haben ebenfalls Geschmack.«
Diane gab ihm einen langen, leidenschaftlichen Kuss.
Paris war das reinste Wunderland. Zuerst gingen sie zu Givenchy und kleideten sich von Kopf bis Fuß neu ein, dann schauten sie bei Louis Vuitton vorbei und kauften sich die nötigen Koffer und Taschen.
Sie spazierten die Champs-Elysees entlang zur Place de la Concorde, bestaunten den berühmten Triumphbogen, sahen sich das Palais Bourbon und die Madeleine an. Sie liefen über die Place Vendome und verbrachten einen ganzen Tag im Louvre. Sie schlenderten durch den Skulpturengarten des Musée Rodin und speisten abends bei Kerzenschein in der Auberge de Trois Bonheurs, im Au Petit Chez Sois und im Chez Eux.
Das Einzige, was Diane merkwürdig vorkam, waren die Telefonanrufe, die Richard zu den unmöglichsten Zeiten erhielt.
»Wer war das?«, fragte Diane einmal um drei Uhr morgens, als Richard wieder ein Telefongespräch beendet hatte.
»Nur eine Routineangelegenheit.«
Mitten in der Nacht?
»Diane! Diane!«
Sie schreckte aus ihrem Tagtraum auf. Carolyn Ter beugte sich über sie. »Ist alles in Ordnung?«
»Ich … Mir fehlt nichts.«
Carolyn schloss Diane in die Arme. »Du musst dir Zeit lassen. Es ist ja erst ein paar Tage her.« Sie zögerte kurz.
»Übrigens, hast du schon die Vorbereitungen für die Beerdigung getroffen?«
Beerdigung. Das trostloseste Wort, das es gab.
»Ich … habe das noch nicht … über mich gebracht …«
»Ich helfe dir dabei. Ich suche einen Sarg aus und …«
»Nein!«, versetzte sie schärfer als beabsichtigt.
Carolyn blickte sie verdutzt an.
Dianes Stimme bebte, als sie wieder das Wort ergriff.
»Verstehst du das denn nicht? Das ist … das ist das Letzte, was ich für Richard tun kann. Ich möchte ihm eine Beerdigung ausrichten, die etwas Besonderes ist. Ich möchte, dass alle seine Freunde da sind und sich von ihm verabschieden.«
Tränen rannen ihr über die Wangen.
»Diane …«
» Ich muss Richards Sarg aussuchen, dafür sorgen, dass er … bequem ruht.«
Dazu konnte Carolyn nichts mehr sagen.
Detective Earl Greenburg hielt sich an diesem Nachmittag in seinem Büro auf, als der Anruf einging.
»Diane Stevens möchte Sie sprechen.«
O nein. Greenburg dachte an die Ohrfeige, die sie ihm bei ihrer letzten Begegnung versetzt hatte. Was kommt jetzt? Vermutlich hat sie wieder irgendwas zu meckern. Er nahm das Gespräch entgegen. »Detective Greenburg.«
»Diane Stevens hier. Ich rufe aus zweierlei Gründen an. Zunächst einmal möchte ich mich entschuldigen. Ich habe mich völlig danebenbenommen, und es tut mir aufrichtig Leid.«
Damit hatte er nicht gerechnet. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Mrs. Stevens. Ich war mir darüber im Klaren, wie Ihnen zumute war.«
Er wartete. Eine Zeit lang herrschte Schweigen.
»Sie sagten, dass Sie aus zweierlei Gründen anrufen.«
»Ja. Mein Mann …« Ihre Stimme brach. »Die Leiche meines Mannes wird von der Polizei noch irgendwo zurückgehalten. Wie bekomme ich Richard wieder? Ich bin gerade dabei, die Vorbereitungen für seine … seine Beerdigung beim Bestattungsinstitut Dalton zu treffen.«
Sie klang so verzweifelt, dass er es geradezu körperlich spüren konnte. »Mrs. Stevens, ich fürchte, dafür ist allerhand Behördenkram zu erledigen. Zunächst einmal muss die Gerichtsmedizin einen
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