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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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seine Welt, durch die er schritt – hier lebten die alten Trolle. Noch weiter oben, und damit für Azot schon bedenklich nahe an der Oberwelt, befand sich das Reich der Zwerge. Gutes Jagdgebiet mit vielen Feinden, aber auch fern seiner eigentlichen Heimat.
    Manchmal spürte Azot Trolle im Schlag des Herzens, doch sie mieden ihn. Er war nicht auf der Suche nach ihnen, also schritt er unbeirrt weiter. Warum er so hoch stieg, hätte er nicht sagen können. Er brauchte keine Erklärungen für sein Tun; er handelte einfach. Seine Instinkte wiesen ihm den Weg, seine Verbindung zum Herzen des Landes war stark, und er konnte ihr vertrauen.
    Die Jagd war einfacher hier oben. Es gab Graue und Schlinger, Beute und Jäger. Eine einfache Pirsch brachte genug Fleisch für viele Dreeg, und man fand leichter Wasser und Pilze. Die leuchtenden Flechten waren nicht so selten, und die Gänge waren häufig weniger zerklüftet. Für Andas Brut war es zu einfach, hier die Eingeweide der Welt zu durchwandern. Das Überleben stellte kaum noch eine Herausforderung dar.
    Dennoch folgte Azot den gewundenen Gängen, schritt durch Höhlen, überquerte tiefe Spalten und ging, wohin sein Weg ihn führte. Wenn er hungrig war, jagte er. Wenn es ihn dürstete, suchte er Wasser. Nichts lenkte seine Schritte, kein Hindernis ließ ihn innehalten.
    So näherte er sich unaufhaltsam einer Kaverne, in der
einst Zwerge gegraben hatten. Die Zwerge waren schon lange verschwunden, vielleicht vom Krieg vertrieben, oder vielleicht hatten sie alles aus dem Stein gekratzt, was sie interessierte. In der Kaverne lagerten Trolle, ein ganzer Stamm. Sie wichen Azot nicht aus, als er kam. Schon von Weitem spürte er ihre Anwesenheit, dann nahm er ihren Geruch wahr. Als er die Kaverne fast erreicht hatte, sah er das verhasste Licht, nur ein schwaches Funkeln von Flechten, aber dennoch erregte es seinen Zorn.
    Er trat in das Licht, das schmerzhaft in seine Augen stach. Wasser floss in den unsteten Schatten am Rande der Kaverne. Der Stamm hatte sich erhoben. Die Jäger traten Azot entgegen, während die Jungen weiter hinten blieben. Die Jungen, die Alten und die Schwachen, wie Azot mit einem verächtlichen Grinsen bemerkte. Wer das Leben nicht selbst meistern kann, sollte sterben.
    »Was willst du?«, fragte einer der Trolle, ein großer, der Azot fast bis zum Kinn reichte. Seine Haut war von Narben übersät, seine Hörner lang und gewunden. Prüfend sog Azot die Luft in seine Nüstern. Er roch ihre Angst, aber sie waren bereit zu kämpfen. Trolle flohen nicht. Das war gut.
    »Ich bin Azot«, erklärte er. Für einige Momente stellte er sich den Kampf vor. Einer gegen viele. Ein guter Kampf. Sie wären würdige Gegner, anders als Zwerge und Menschen und Spinnen. Sie verstanden es zu kämpfen, und sie würden es gemeinsam tun, wie Trolle eben. Aber es gab einen Frieden zwischen ihnen, und Azots Bindung an die Vereinbarung war stark.
    »Ich bin Ukal. Der Anführer.«
    »Habt ihr Nachricht von Kerr?«
    Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. Andere aus der Gruppe taten es ihm gleich.
    »Seit vielen Dreeg nicht mehr. Sofern er zurückgekehrt ist, wissen wir noch nichts davon.«

    Sie hatten keinen Grund zu lügen und Azot keinen, ihnen zu misstrauen. Es überraschte ihn, dass sie nichts wussten. Vielleicht hatte er Trolle wie sie gesucht, in der Hoffnung, dass sich die Nachricht von Kerrs Rückkehr zuerst unter ihnen verbreiten würde.
    »Hier haben früher Zwerge gehaust?«
    Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    »Ja. Ihr habt sie vertrieben. Und sie sind nicht wieder zurückgekehrt. Wir haben ihre Geräte zerschlagen und den Fluss wieder fließen lassen.« Ukal wies in Richtung des Plätscherns. »Sie hatten Holz aufgeschichtet und aus dem Fluss einen See gemacht.«
    In seiner Stimme klang Verwunderung mit, die Azot teilte. Es war unverständlich, warum man aus einem Fluss einen See machen sollte. Oder warum man dort Höhlen grub, wo es keine gab, warum man Gänge in den Fels trieb, Stein fortschaffte. All dies war sinnlos. Das Land war ewig, gehorchte nur dem Schlag seines Herzens. Manche wussten dies. Wie die Vînai an der Oberfläche in den Wäldern. Sie lebten unter der grausamen Sonne, aber sie schichteten keine Steine auf und gruben keine Löcher in die Welt. Sie wussten, wie man zu leben hatte.
    »Wohin ist Kerr gegangen?«
    »An die Oberfläche. In das Land der Menschen. Zu ihrem Anführer.«
    »Kennt ihr den Weg?«
    Ukal nickte.
    »Beschreibe ihn

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