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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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mir.«
    Aufmerksam lauschte Azot den Erklärungen des Trolls. Wenn Kerr nicht von allein in die Welt unter den Bergen zurückkehrte, dann musste man ihn eben holen. An die Menschen dachte Azot dabei nicht. Ihre Anwesenheit nahm in seinem Bewusstsein keinen Platz ein; sie waren unwichtig.

47
    Nach Wochen der Übungen mit den Söldnern und dem Leben in Colchas war die erzwungene Ruhe in Sargans Kellern für Natiole besonders unerträglich. Gerade, da ich mich an die Stadt gewöhnt habe, passiert das. Der Gedanke ließ ihn schmunzeln. Als ob sein größtes Problem darin bestand, dass er nicht mehr auf dem Markt einkaufen konnte.
    Die beiden Trolle waren schweigsam und gingen sich gegenseitig so gut aus dem Weg, wie es den großen Wesen auf dem beengten Raum möglich war. Wenn sie sich trafen, dann tauschten sie sich zumeist über Knurrlaute und Gesten aus. Etwas stand zwischen ihnen, aber Natiole verstand sie nicht gut genug, um zu ergründen, was das genau war. Vielleicht ist das ihre Art, um Zran zu trauern. Oder sie bedauern, dass sie ihn nicht auffressen konnten.
    Die Wlachaken hatten einen Raum in Beschlag genommen und waren von Sargan mit dem Nötigsten versorgt worden. Langsam verbesserte sich auch Arvans Zustand. Sie hatten die Wunde des Veteranen gesäubert und versorgt, und sein Fieber war in der letzten Nacht zurückgegangen. Falls es Nacht war, überlegte Natiole. In dem Keller war ihm jedes Zeitgefühl abhandengekommen, und jetzt rächte sich sein nächtlicher Lebensstil der letzten Wochen. Sie schliefen einfach, wenn sie müde waren, und die einzige Möglichkeit, das Verstreichen der Zeit festzuhalten, waren die unregelmäßigen Besuche von Sargan oder Sciloi, die ihnen Essen und Wasser brachten.
    Die Szarkin schien über die ganze Angelegenheit beinahe amüsiert zu sein, auch wenn Natiole bislang kaum
mehr als zwei Worte mit ihr gewechselt hatte. Die Frau war undurchsichtig, und die Tatsache, dass sie vor vielen Jahren nicht nur Zorpad gedient, sondern auch Natioles Mutter das Leben gerettet hatte, trug nicht dazu bei, dass der junge Wlachake sie besser einschätzen konnte. Aber zumindest hatte sie es bislang nicht an Höflichkeit mangeln lassen, und sie schien Sargan treu ergeben zu sein. Ansonsten gab es kaum Kontakt zur Außenwelt. Ana organisierte ihre Abreise, wie sie die Flucht gern nannte, und kam nur selten zu Besuch. Laut Sargan beruhigte sich die Stadt langsam, auch wenn noch immer Geschichten von Trollen kursierten, in denen die Monster nachts auftauchten und kleine Kinder raubten.
    Einige wenige Male hatte Sargan dafür gesorgt, dass sein Palast menschenleer war, und die Wlachaken hatten einige Zeit im Hof verbracht. Das war möglicherweise der einzige Unterschied zu einem Aufenthalt im Kerker, wie Natiole nüchtern feststellte. Dank dem mysteriösen Angriff auf sie waren sie nun flüchtige Verbrecher, und zwar sogar die schlimmste Sorte, denn man lastete ihnen ein versuchtes Attentat auf den Goldenen Imperator selbst an. Sargans Beschreibungen der üblichen Strafen für ein solches Vergehen waren sehr ausführlich und farbig gewesen, und Natiole hatte keine Lust herauszufinden, was all die fremdartigen Werkzeuge, von denen der Dyrier erzählt hatte, tatsächlich mit einem anrichten mochten.
    Die Trolle wurden mit jedem Tag, der verstrich, unruhiger, und der junge Wlachake befürchtete, dass Wrag sich in absehbarer Zeit nicht mehr von Kerr zurückhalten ließe und einfach in die Stadt hinausmarschieren würde.
    Dabei waren sie der Gefahr noch lange nicht entronnen; auf den Straßen patrouillierten noch immer die Gardisten, und an den Stadttoren waren die Kontrollen verstärkt worden. Seufzend lehnte Natiole sich auf seinem Stuhl zurück.

    Erst als Schritte auf der Treppe zu hören waren, öffnete er wieder die Augen. Zuerst fuhr seine Hand zur Waffe, die niemals fern war, doch die Schritte waren leicht, geruhsam. Soldaten würden anders klingen. Und vermutlich hätte Wrag sie längst gerochen, getötet und gefressen.
    Tatsächlich war es Sargan in Begleitung einer weiteren Person, der aus dem schattigen Durchgang trat. Sie hatten sich angewöhnt, nur das nötigste Licht brennen zu lassen, um die Trolle nicht unnötig zu reizen.
    Zuerst hatte sich Natiole nur aufrecht hingesetzt, aber als er sah, wer Sargan begleitete, sprang er geradezu auf. »Artaynis!«
    Die junge Dyrierin lächelte und neigte das Haupt. »Es ehrt mich, dass Ihr mich nach so langer Zeit noch erkennt.«
    Sprachlos starrte

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