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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Ana wohl bekannt, ließen die Reihen der Masriden jedoch unruhig werden. Hinter den Kreaturen wurden Befehle gebrüllt, und die vordersten Reihen des Imperiums begannen ihren Marsch in die Schlacht. Aber Ana beachtete sie gar nicht, sondern sah nur zu den Tredaren, die jetzt die vorrangige Bedrohung darstellten. Sie kamen näher und näher.
    Dann endlich ließ Ana den Arm fallen, und hinter ihr erklang der Gesang von Hunderten von Bogensehnen. Die Pfeile zogen glühende Spuren über den Himmel.
    Ich kenne das Imperium, dachte Ana. Ich hoffe nur, ich kenne es wirklich gut genug.
    Doch für Selbstzweifel war es nun zu spät, denn die Schlacht um das Land zwischen den Bergen hatte mit aller Macht begonnen.

61
    Es fiel Şten schwer, abzuwarten. Aber er wusste, dass viele Augen auf ihn gerichtet waren, und was er tat, diente seinen Kriegern als Beispiel. Also blieb er äußerlich stoisch ruhig, während gleichzeitig in ihm der Sturm tobte.
    Das Imperium griff an. Wie Ana es vorausgesagt hatte, sandten sie ihre tierischen Monstren vor, um die Reihen der Verteidiger aufzubrechen und in Verwirrung zu stürzen. Die gewaltigen Wesen stürmten mit gesenkten Hörnern immer weiter vor und stießen dabei seltsame Laute aus.
    Die Pfeile der Masriden wirkten gegen eine solche Naturgewalt auf den ersten Blick nutzlos, mochten es auch noch so viele sein. Und die meisten der brennenden Geschosse fielen auch nicht auf die Wesen nieder, sondern senkten sich vor ihnen in die karge Gebirgslandschaft. Aber einige fanden ihr Ziel, sorgsam abgedeckte Gruben, und die Treffer reichten aus, um das Öl in den Höhlungen in Brand zu setzen. Innerhalb weniger Herzschläge schlugen die ersten Flammen empor. Das Öl war eine besondere Mischung, welche Sciloi über ihre verschlungenen Kanäle besorgt hatte, und es brannte heißer und heller als alles, was Şten bislang in seinem Leben gesehen hatte.
    Wer hätte gedacht, dass Sciloi einmal unsere Retterin sein könnte? Ich hätte damals nicht gezögert, sie zu töten, und doch hat sie Viçinia das Leben gerettet und hilft nun uns. Das Leben geht seltsame Wege. Aus Feinden werden Verbündete und aus Freunden Feinde.
    Es war keine geschlossene Feuerwand, die sich einige
Dutzend Schritt vor ihnen erhob, sondern eher einzelne Inseln aus Flammen. Aber die brennenden Abschnitte genügten, um die Tredare wirkungsvoll aufzuhalten. Die Monstren wichen den Flammen aus. Einige blieben mitten auf dem Schlachtfeld stehen, andere warfen sich gegen ihre eigenen Artgenossen, und einige wendeten sogar und rasten auf die Soldaten des Imperiums zu. Der Voivode konnte seine Schadenfreude nicht verhehlen, als die gefürchteten Bestien sich gegen ihre vermeintlichen Herren richteten. Zwar gelang es den Kriegern im Zentrum, Gassen für die Tredare zu schaffen, doch an der linken Flanke brachen zwei direkt in die Reihen der dyrischen Soldaten und wüteten unter den Menschen.
    Es kostete das Imperium wertvolle Zeit, die Kreaturen zu töten oder einzufangen und die Reihen wieder zu schließen. Einige Soldaten, die sich zu weit vorwagten, um die außer Kontrolle geratenen Tiere vom Schlachtfeld zu führen, wurden sogleich von den Masriden unter Beschuss genommen. Das Chaos war perfekt.
    »Genau, wie sie es vorhergesagt hat«, feixte Ionnis. »Gefährliche Tiere, wenn man sie nicht kennt.«
    »Ein guter Anfang«, pflichtete Natiole ihm bei. »Sie haben uns für Barbaren gehalten, die man einfach überrennen kann. Jetzt werden sie vorsichtiger sein.«
    »Und umso gefährlicher«, ermahnte Şten seine Söhne. Er konnte nur hoffen, dass dieser rasche Erfolg sie nicht zu leichtsinnig werden ließ.
    Der Voivode blickte zu ihren Feinden hinab. Man konnte die Befehle hören, die Signalhörner, die wehenden Flaggen sehen. Die Soldaten versammelten sich wieder um ihre Feldzeichen, und die erstaunliche Fähigkeit des Imperiums, sich zu organisieren und geschlossen zu handeln, wurde wieder deutlich. Schneller als erwartet, begann der Vormarsch der Feinde erneut.
    »Jetzt gilt es. Das Geplänkel ist vorüber«, erklärte Şten.
Während sich die gegnerischen Truppen näherten, ritt er die Reihen der Wlachaken ab. In den Gesichtern seiner Krieger sah er die verschiedensten menschlichen Regungen: Furcht, Zorn, Hass, Angst und Entschlossenheit. Mit erhobenem Schwert deutete er den Pass hinab.
    »Freie Wlachaken! Ihr alle wisst, dass sich hier das Schicksal unseres Landes entscheidet! Unsere Töchter und Söhne werden Lieder über diese

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