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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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gerüstete Soldaten in perfekter Formation. Aber an den Flanken gab es Hilfstruppen, Krieger in
unterschiedlichsten Rüstungen und auch Fußvolk, das gar nicht gerüstet war. Der Anblick war beeindruckend, aber der Vormarsch der Armee wurde vom Pass behindert und eingeengt. Wirklich erschreckend war die Länge des Heerwurms, ein scheinbar unendliches Meer aus Leibern, das bereit war, die Verteidiger aus dem Pass zu treiben und sich wie eine Flutwelle in das Land zwischen den Bergen zu ergießen.
    Natürlich hatte Natiole bei den Besprechungen die Berichte der Späher gehört. Aber die Zahlen waren nur Worte gewesen. Wer kann sich schon fünfundzwanzigtausend Krieger vorstellen? Jetzt wälzten sie sich Wlachkis entgegen und zeigten eindrucksvoll die ganze Macht des Imperiums.
    »Was können wir gegen diese Tredare tun?« »Lasst das meine Sorge sein«, erwiderte Ana leichthin. Skeptisch blickte Natiole sie an. Seit sie Sziglos im Duell niedergestreckt und damit ihren Anspruch bestätigt hatte, sah er sie mit anderen Augen. Politisch klug hatte sie Allianzen geschmiedet und ihre Position gefestigt, auch wenn Natiole vermutete, dass Sciloi dabei eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hatte. Die Szarkin war mehrfach in Teremi gewesen, um im Namen Anas mit Şten zu verhandeln, und ihre Beziehungen zu einflussreichen Adligen und Händlern auch unter den Wlachaken waren außergewöhnlich. Geld regiert die Welt, dachte Natiole zynisch. Vor allem Sargans Geld. Sollte uns das Sorgen machen?
    Dann musste er fast über sich selbst lachen. Sie standen einer gewaltigen Übermacht gegenüber, die bereit war, Wlachkis anzugreifen. Sargans Geld war wohl das Letzte, worüber er sich im Augenblick Gedanken machen musste. Für einen Augenblick erinnerte er sich an Artaynis, die vielleicht in Colchas auf Nachrichten vom Krieg wartete, doch dann schob er auch dieses Bild beiseite und konzentrierte sich auf das, was vor ihnen lag.
    »Sie werden gegen Mittag bereit sein«, schätzte Şten.
»Unsere Stellung ist gut; sie müssen gegen den Hang angreifen, und der schmale Pass nimmt ihnen die Möglichkeit, ihre überlegene Stärke vollkommen gegen uns zum Einsatz zu bringen.«
    Nicht weit hinter ihnen befanden sich die vereinten Reihen von Wlachaken, Masriden und Szarken. Mit Beginn der Schneeschmelze hatten alle Völker ihre kampffähigen Männer und Frauen zusammengerufen und unter den Bannern ihrer Anführer versammelt. Es mochten knapp zehntausend sein, eine beeindruckende Zahl, aber gegen die Masse ihrer Angreifer wirkte sie klein. Zudem war sich Natiole bewusst, dass sie schlechter gerüstet waren als viele der imperialen Soldaten. Hinter den vordersten Linien des Imperiums wurde schon schweres Gerät bereit gemacht. Abgesehen von einigen Ballisten aus Turduj konnte das Land zwischen den Bergen diesen nichts entgegensetzen.
    Vielleicht hatte Şten die Zweifel in Natioles Blick gesehen. Jedenfalls lächelte der Voivode und nickte. »Wir sind so gut vorbereitet, wie wir es sein können. Wir stehen gut. Und vergesst nicht: wir müssen diesen Pass nur bis zum Sonnenuntergang halten. Dann kommen unsere Verbündeten.«
    Angesichts der dyrischen Armee fragte sich Natiole, wie viel wohl die Trolle ausrichten mochten. Obwohl Kerr viele seines Volkes um sich versammelt hatte, darunter sogar einige Dutzend Tiefentrolle, würden sie wenige gegen viele sein.
    »Die Generäle des Imperiums werden mit den Trollen rechnen«, gab Ionnis zu bedenken. »Sie werden vorbereitet sein.«
    »Du hast sie noch nicht kämpfen sehen. Vorbereitung ist eine Sache, ein rasender Troll eine andere«, entgegnete Natiole.
    »Ich würde mir keine Sorgen um die Effektivität der
Trolle machen«, mischte sich Ana ein. »Sondern mich eher fragen, ob wir überhaupt bis zum Anbruch der Dunkelheit aushalten werden. Ich kenne das Imperium. Ich würde wetten, dass sie darauf setzen, uns rasch zu vernichten. Der erste Schlag wird bald kommen, und er wird hart sein. Unsere Reihen dürfen nicht brechen. Und selbst wenn wir standhalten: sie werden wieder und wieder angreifen, bis wir besiegt sind.«
    »Das wird nicht geschehen«, versicherte Şten. »Hier kämpfen freie Wlachaken und Masriden, dort drüben gezwungene Soldaten und angeheuerte Söldner. Wir kämpfen mit der Heimat im Rücken.«
    Darauf antwortete Ana nicht. Natiole versuchte, an den Flanken der Berge zu erkennen, wo die Trolle lauerten, doch er fand keinen Hinweis auf ihre Anwesenheit. Sie hatten Tunnel gegraben, bis

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